Digitales Wettrüsten? Experten warnen vor zunehmenden Cyberattacken

Die zunehmenden globalen Spannungen und die drohenden Handelskriege zwischen den USA lassen bei Experten die Sorgen vor erhöhten Bedrohungen der Cypersicherheit und einem digitalen Wettrüsten wachsen.
"Der geopolitische Staub muss sich erst noch legen", sagte Verona Johnstone-Hulse, eine in London ansässige Expertin für staatliche Cybersicherheitspolitik und Mitverfasserin des Berichts: "Wie die neue Normalität aussieht, steht noch nicht fest".
Laut einem Bericht der britischen Cybersicherheitsfirma NCC Group aus diesem Monat sind vor allem Unternehmen zunehmend besorgt über Cyberangriffe.
Gleichzeitig hat US-Präsident Donald Trump die digitale Verteidigung Amerikas durch die Verkleinerung und Entlassung von Mitarbeitern der Cybersicherheitsbehörden auf den Kopf gestellt.
Was sind potenzielle Ziele von Cyberangriffen?
Jedes Netzwerk und jede Verbindung ist ein potenzielles Ziel für ausländische Regierungen oder Hackergruppen, die manchmal in deren Auftrag handeln.
Einige Regierungen könnten versuchen, sensible Informationen auszuspionieren oder die Kommunikation zu überwachen, wie es bei der Salt Typhoon-Kampagne aus China der Fall war.
Hacker versuchten, die Telefone von US-Regierungsvertretern, einschließlich Präsident Trump, vor der Wahl 2024 zu knacken.
Die Cyberangriffe, die Experten am meisten beunruhigen, dringen tief in Telefon- oder Computernetzwerke ein und fügen Hintertüren oder Schadsoftware für die spätere Nutzung ein, wie bei Volt Typhoon, einer chinesischen Operation, die amerikanische Telefonnetzwerke kompromittierte.
Zwischen den US-Kontrahenten China, Russland, Iran und Nordkorea gibt es Anzeichen auf eine sich anbahnende digitale Zusammenarbeit, während sie ohnehin engere wirtschaftliche, militärische und politische Beziehungen knüpfen.
Die Direktorin des Nationalen Nachrichtendienstes Tulsi Gabbard berichtete dem US-Kongress, dass der Iran Drohnen im Austausch für russische Geheimdienst- und Cyberkompetenzen geliefert hat.
Angesichts der weltweiten Befürchtungen eines Handelskriegs nach den von Trump verhängten Zöllen könnten Lieferketten als Vergeltungsmaßnahme ins Visier genommen werden.
Während größere Unternehmen vielleicht über ein robustes Cyberteam verfügen, könnten kleine Zulieferer, denen diese Ressourcen fehlen, Eindringlingen leichten Zugang gewähren.
Der Trump-Effekt
Zu einer Zeit, in der die USA nach Ansicht von Experten für nationale Sicherheit und Cybersicherheit ihre Abwehrmaßnahmen verstärken sollten, hat Trump Personalabbau und andere Änderungen bei den Behörden gefordert, die die amerikanischen Interessen im Cyberspace schützen.
Bei vielen Cybersicherheitsorganisationen wie der Central Intelligence Agency (CIA) und der National Security Agency (NSA) wurde unter Trump Personal abgebaut.
Auch die Chat-Skandale rund um Verteidigungsminister Pete Hegseth, der sensible Informationen über die beliebte Messaging-App Signal mit Kollegen und Familienmitgliedern teilte, werfen ein zweifelhaftes Licht auf die Cybersicherheits-Bemühungen der neuen US-Regierung.
Die Verantwortlichen für die digitale Sicherheit der USA betonen derweil, dass Trumps Änderungen das Land sicherer machen und gleichzeitig verschwenderische Ausgaben und verwirrende Vorschriften beseitigen würden.
"Unternehmen brauchen eine Anleitung von der Regierung"
Trotz wechselnder Allianzen könnte ein wachsender Konsens über Cyberbedrohungen zu einer stärkeren globalen Zusammenarbeit führen.
Mehr als 20 Länder haben kürzlich ein internationales Rahmenwerk über die Verwendung kommerzieller Spionageprogramme unterzeichnet. Die USA haben signalisiert, dass sie der unverbindlichen Vereinbarung beitreten werden.
In den USA besteht auch eine breite parteiübergreifende Übereinstimmung darüber, dass die Privatwirtschaft bei der Verstärkung der Abwehrmaßnahmen unterstützt werden muss.
Schätzungen zufolge müsse die Cybersicherheitsbranche 500.000 zusätzliche Fachkräfte einstellen, um der Herausforderung gerecht zu werden, so Dean Gefen, ehemaliger Leiter der Cyberschulung bei der israelischen Defence Intelligence Technological Unit. Er ist jetzt CEO von NukuDo, einem Unternehmen für Cybersicherheitsschulungen.
"Unternehmen brauchen eine wirksame Anleitung von der Regierung - ein Handbuch", sagte Gefen. Eine Anleitung, "was man tun und lassen soll", fügte er hinzu.