Dort sollen Investoren hin: Welches Land hat das wettbewerbsfähigste Steuersystem in Europa?
Laut einem neuen Bericht von Tax Foundation hat Estland das wettbewerbsfähigste Steuersystem innerhalb der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OWZE) und damit auch in ganz Europa. Das Vereinigte Königreich und Deutschland schneiden ebenfalls gut ab, während Italien die meisten Probleme aufweist.
In einem am Montag veröffentlichten Bericht hebt die in den USA ansässige Denkfabrik Estlands 20-prozentige Steuersätze für Unternehmens- und Privateinkommen sowie eine Grundsteuer hervor, die sich am Grundstückswert und nicht an den Investitionen orientiert. Damit bekam das nördlichste der drei baltischen Länder zum elften Mal in Folge den ersten Platz in der Rangliste.
Unternehmen investieren dort, wo es sich lohnt
"Das Kapital ist sehr mobil. Unternehmen können in einer beliebigen Anzahl von Ländern auf der ganzen Welt investieren, um die höchste Rendite zu erzielen", heißt es in dem Bericht. Demnahc können wettbewerbsfähige und neutrale Steuersysteme ein nachhaltiges Wachstum fördern.
In dem Bericht wird untersucht, welche Länder die niedrigsten Grenzsteuersätze bieten, aber auch detailliertere strukturelle Merkmale, wie die Wahrscheinlichkeit, dass Steuersysteme zu Verzerrungen auf dem Markt führen.
Forschungsergebnisse zeigen, dass die Körperschaftssteuer die Wirtschaft am meisten schädigt, heißt es im Bericht von Tax Foundation. Alternative Einnahmequellen wie Umsatz- oder Verbrauchsteuern können wiederum die Ärmeren in der Gesellschaft unverhältnismäßig stark treffen.
Erhöhung der Körperschaftssteuer ließ Tschechien abrutschen
Die Tschechische Republik rutschte in der jährlichen Rangliste um drei Plätze ab, nachdem sie die Körperschaftssteuersätze von 19 auf 21 Prozent angehoben hatte. Dabei werden Deutschland und das Vereinigte Königreich dafür gelobt, dass sie großzügigere Freibeträge für Unternehmensinvestitionen in Anlagen anbieten.
Italien wird als das am wenigsten wettbewerbsfähige Land in Europa eingestuft, gleich hinter Frankreich. Rom wird für seine "mehrfach verzerrende Vermögenssteuern" und eine ungewöhnlich kleine Mehrwertsteuer kritisiert.
Derzeit kämpfen die meisten Länder Europas darum, ihre Wirtschaft anzukurbeln und die öffentlichen Finanzen wieder in Ordnung zu bringen. Diese wurden zunächst durch die Pandemie und dann durch die Energiekrise in Mitleidenschaft gezogen.
Milliarden-Einnahmen durch Steuererhöhungen
Frankreichs Premierminister Michel Barnier kündigte kürzlich an, er werde Milliardenbeträge durch Steuererhöhungen für Großunternehmen und Wohlhabende einnehmen, um das Defizit des Staatshaushalts, das zu den höchsten in der EU gehört, im Einklang mit den EU-Vorschriften zu senken.
Der Gedanke, dass Länder über das Steuerrecht miteinander konkurrieren, um Unternehmen anzulocken, hat auch zu Befürchtungen geführt, dass es zu einem Wettlauf nach unten kommen könnte. Denn wir leben in einer Welt, in der digitale Unternehmen ihre Tätigkeiten oft leicht verlagern können.
Die Mitglieder der OWZE haben sich bereits darauf geeinigt, dass große Unternehmen einen Mindeststeuersatz von 15 Prozent auf ihre Gewinne zahlen sollten.
Der oberste Gerichtshof der EU entschied kürzlich, dass eine Steuervergünstigung in Irland, die Apple einen Steuersatz von nur 0,005 Prozent einbrachte, eine unrechtmäßige Subvention darstellt.
Trotz seines niedrigen Körperschaftssteuersatzes und seines Rufs als unternehmensfreundliches Land rangiert Irland mit seinen hohen Steuern auf Einkommen und Dividenden am Ende der Tabelle der Tax Foundation.
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