Nach neuen Toten in Gaza: Israel und Hamas wollen Waffenruhe wieder einhalten

Trotz des vereinbarten Waffenstillstands zwischen Israel und der Hamas sind laut Medienberichten an diesem Sonntag im Gazastreifen mehr als 40 Menschen bei israelischen Angriffen getötet worden.
Am Abend erklärten die israelischen Streitkräfte (IDF), sie hätten wenige Stunden nach den tödlichen Luftangriffen auf die südliche Stadt Rafah mit der "erneuten Durchsetzung" des Waffenstillstands im Gazastreifen begonnen.
Offenbar haben sich auch die Vermittler aus Ägypten, Katar, der Türkei und den USA darum bemüht, den brüchigen Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas nach den Kämpfen erneut in Kraft zu setzen.
Die IDF gab an, in Notwehr gehandelt zu haben. Demnach hätten sie auf einen Angriff reagiert, der gegen israelische Truppen im Süden des Gazastreifens gerichtet war.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach den Familien der beiden bei Rafah getöteten israelischen Soldaten sein Beileid aus.
Israelische Medien berichteten von "mehreren Angriffen", die am Sonntagorgen von der IDF durchgeführt worden sein. Zuvor habe es Zusammenstöße zwischen Hamas-Kämpfern und israelischen Einheiten in Rafah gegeben
Netanjahu verließ Berichten zufolge eine Kabinettssitzung, um an Sicherheitsberatungen über die Lage in Rafah teilnzunehmen. Auch von verletzten Palästinensern und möglicherweise verwundeten israelischen Soldaten ist die Rede, nachdem ein Sprengsatz in der Region explodiert war.
Brüchiger Waffenstillstand
Die Hamas wirft Israel vor, den Waffenstillstand seit seinem Inkrafttreten fast 50 Mal verletzt zu haben. Israelische Truppen hätten Dutzende Palästinenser getötet und Zivilisten direkt beschossen. Zudem gebe es fortgesetzte Einschüchterungen und Übergriffe gegen die Bevölkerung.
"Zu diesen Verstößen gehören Verbrechen wie der direkte Beschuss von Zivilisten, gezielte Angriffe und die Verhaftung zahlreicher Zivilisten. Das spiegelt die fortgesetzte Aggressionspolitik der Besatzung trotz des erklärten Kriegsendes wider", erklärte die Hamas Anfang der Woche.
Geschlossene Grenzübergänge
Darüber hinaus beschuldigte die Hamas Israel, eine zentrale Bedingung des von US-Präsident Donald Trump vermittelten Waffenstillstandsabkommens zu verletzen. Das sieht vor, dass alle Landübergänge in den Gazastreifen, einschließlich des wichtigsten, Rafah, geöffnet werden müssen, um umfangreiche Hilfe zu ermöglichen.
Die Vereinbarung schreibt außerdem vor, dass täglich rund 600 Lastwagen mit Hilfsgütern in die Enklave gelangen dürfen. Das entspricht dem Vorkriegsniveau. Die israelische Verteidigungsbehörde COGAT, die die Hilfsmaßnahmen überwacht, hat diese Zahl auf die Hälfte auf etwa 300 begrenzt.
Netanjahu kündigte am Samstag an, dass der Grenzübergang Rafah vorerst geschlossen bleibe und die Hilfslieferungen weiterhin eingeschränkt würden. Er warf der Hamas vor, ihrerseits gegen Abmachungen zu verstoßen.
Streit um Geiseln und Kriegsopfer
Beide Parteien hatten sich in der ersten Phase von Trumps Plan auf den Austausch von Gefangenen und Geiseln geeinigt.
Die Hamas hat bisher alle 20 lebenden Geiseln und 12 der 28 toten Geiseln an Israel zurückgegeben. Da nicht alle Leichen der toten Geiseln zurückgeführt wurden, erklärte Netanjahu, er werde eine Verletzung dieser Klausel des Abkommens nicht tolerieren. Er drohte damit, die Kämpfe wieder aufzunehmen "bis die letzte Geisel zurückgegeben ist".
Die Hamas wiederum betont, sie könne die verbliebenen Geiseln nicht bergen, da deren sterbliche Überreste unter Trümmern verschüttet seien. Die Gruppe habe spezielle Bergungsgeräte angefordert. Doch Israel habe weder entsprechende Ausrüstung bereitgestellt noch deren Einfuhr nach Gaza genehmigt.
Nach den Luftangriffen auf Rafah und dem Einfuhrstopp von Hilfsgütern will die israelische Regierung bald wieder den Vereinbarungen nachkommen.
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