Nächtliche Ausgangssperre in Mayotte nach dem Zyklon
Die nächtliche Ausgangssperre gilt von diesem Dienstagabend an jeweils von 22 Uhr bis 4 Uhr morgens, um Plünderungen zu verhindern.
Bis zum Abend wurden offiziell 22 Tote gemeldet, doch fürchten die Behörden, dass die Zahl der Todesopfer in die Hunderte oder sogar Tausende gehen könnte. Viele Menschen werden noch vermisst. Mehr als 1.400 Menschen wurden nach Krankenhausangaben verletzt, 48 von ihnen schwer.
Der Zyklon Chido, der schlimmste Sturm seit fast einem Jahrhundert, hatte das französische Überseegebiet im Indischen Ozean am Samstag heimgesucht und schwere Schäden angerichtet, insbesondere die Slums verwüstet. Fast 70 % der Bevölkerung von Mayotte sind betroffen, weiterhin gibt es vielerorts keinen Strom.
Die Hilfs- und Bergungsmaßnahmen werden fortgesetzt, und französische Militärflugzeuge liefern täglich Hilfsgüter. Nach Angaben des französischen Militärs werden täglich vier bis fünf Flugzeuge mit bis zu 50 Tonnen Lebensmitteln, Wasser und Medikamenten zu der Inselgruppe aus Haupt- und Nebeninsel geschickt. Ein Luftwaffenstützpunkt auf der nahegelegenen Insel La Réunion dient als Zwischenlager für die Hilfsgüter. Hunderte von Militärangehörigen sind seit dem Wochenende in Mayotte eingetroffen. Das Hauptkrankenhaus der Insel ist schwer beschädigt, für Donnerstag wird die Ankunft eines Feldlazaretts erwartet.
Im Radiosender France Inter beschrieb die Abgeordnete Estelle Youssouffa aus Mayotte an diesem Dienstag die Schwierigkeiten bei der Erfassung der Opfer, insbesondere der Migranten ohne Papiere: „Die wirkliche Zahl derer, die vom Schlamm, Wind und Blech aus den Barackensiedlungen weggefegt wurden, wird nie bekannt werden. Diese Menschen, per definitionem Migranten ohne Papiere, sind die Hauptopfer dieser Tragödie, weil sie sich davor fürchteten, in Notunterkünfte zu gehen“.
Der französische Präsident Emmanuel Macron hat seinen Besuch in den kommenden Tagen in Mayotte angekündigt und will Staatstrauer ausrufen. Per Regierungsdekret wurden 655.000 Euro zur Finanzierung dringender Bedürfnisse auf der Insel freigegeben.