Tichanowskaja: Russlands Drohung, die NATO aus Belarus anzugreifen, sollte man Ernst nehmen

Die Europäische Union und die NATO sollten die von Russland und Belarus ausgehenden Drohungen ernst nehmen, sagt Swetlana Tichanowskaja im Interview mit Euronews. Die belarussische Oppositionspolitikerin erklärte: "Solange Lukaschenko an der Macht ist, kann das belarussische Land als Ausgangspunkt für einen erneuten Angriff auf die Ukraine oder auf die westlichen Nachbarn genutzt werden."
Belarus war bereits Ausgangspunkt für die russische Invasion in die Ukraine
Auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar warnte der ukrainische Präsident eindringlich davor, dass Russland sich auf eine größere militärische Eskalation vorbereite, die möglicherweise schon im nächsten Jahr die NATO-Länder angreifen könnte. Wolodymyr Selenskyj wies speziell auf Belarus als Ausgangspunkt für einen möglichen künftigen Angriff hin.
Selenskyj sagte, Kyjiw wisse genau, was die Russen mit Belarus vorhätten. "Russland bereitet 15 Divisionen vor. Etwa 100.000-150.000 Soldaten werden ausgebildet, um die Situation in Richtung Belarus zu verschärfen", sagte Selenskyj. "Ich bin mir nicht sicher, ob sie die Ukraine angreifen werden, aber sie werden angreifen. Vielleicht die Ukraine, vielleicht Polen, vielleicht die baltischen Länder."
Anfang 2022 nutzte Russland Belarus als Ausgangspunkt für seinen umfassenden Einmarsch in die Ukraine. Zuvor hatte Minsk den russischen Streitkräften erlaubt, wochenlange "Militärübungen" auf seinem Territorium abzuhalten, die als Vorwand für die geplante Invasion dienten.
Tichanowskaja zufolge ist diese Bedrohung heute sehr real. "Für Lukaschenko ist es kein Problem, Putin zu dienen und unser Land und unsere Infrastruktur für die Invasion zur Verfügung zu stellen. Solange das Regime besteht, wird es eine ständige Bedrohung für unsere Sicherheit geben." sagte sie. "Wir müssen dieses Regime beseitigen, Lukaschenko loswerden. Nur dann wird Belarus nicht ständig mit Migranten, mit Atomwaffen oder gemeinsamen Übungen mit den Russen erpresst werden."
"Diktatoren sind irrational", sagte Tichanowskaja und fügt hinzu, dass Europa einen möglichen Angriff auch dadurch verhindern kann, dass es nicht zulässt, dass die Interessen der Ukraine jetzt geopfert werden.
"Wenn wir nicht für einen dauerhaften Frieden sorgen, können sich die russischen Truppen neu formieren, sich verstärken und in naher Zukunft eine weitere Invasion oder eine Erpressung mit einer Invasion starten", sagte sie und fügte hinzu, dass, wenn die EU und hoffentlich auch die USA "die ukrainischen Gebiete oder ukrainischen Interessen nicht opfern, was die Russen ermutigen würde, es vielleicht nicht passieren wird".
"Wenn die Lösungen, die wir jetzt in Bezug auf Belarus und die Ukraine finden, dazu führen, dass einige Gebiete unter russischem Einfluss bleiben, dann zeigt das, dass die demokratische Welt keine entschlossene Antwort geben kann." sagte die Oppositionspolitikerin. "Dass die demokratische Welt akzeptiert, dass die Unterwerfung oder Invasion anderer Länder möglich ist und dass sie keine Instrumente hat, um dem entgegenzuwirken. Dann könnte es passieren, dass sie an die Türen der Europäischen Union klopfen."
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