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Renaturierung von Feuchtgebieten bremst Erderwärmung und Artenschwund

• Aug 6, 2025, 1:01 PM
3 min de lecture

Bis 2050 sollen Europas Ökosysteme wieder funktionieren. Die Renaturierungsverordnung der EU fordert die Vernässung mancher Agrarflächen. Die Wiederherstellung von Mooren ist gut für Klimaschutz und Artenvielfalt, denn lebende Moore sind Kohlenstoffsenken. Zum Vergleich: Wälder bedecken ein Drittel der Landfläche unseres Planeten, Moore drei Prozent. Und doch binden Moore doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder dieser Erde! Allerdings verwandeln sich bei der Trockenlegung von Mooren die jahrtausendalten Kohlenstoffspeicher in CO2-Schleudern.

Um den Ausstoß von Treibhausgasen zu bremsen, fördert die EU die Erforschung, Kartierung und Renaturierung von Feuchtgebieten. Das EU-Gesetz zur Renaturierung legt fest, dass bis Ende dieses Jahrzehnts 30 Prozent der entwässerten Moore “repariert” werden müssen, davon wird ein Viertel wieder vernässt. Bis 2050 soll die Hälfte der geschädigten Moore “geheilt” werden - ein Drittel davon durch Wiedervernässung. Bauern bekommen Geld oder Ausgleichsflächen. Die Umsetzung der Renaturierungsverordnung liegt bei den Mitgliedstaaten. Nächstes Jahr sollen erste Pläne vorliegen.

Nördlich von Kopenhagen entsteht ein riesiger Flachwasser-See. Vor über 200 Jahren entwässerten kleine Gräben das Gebiet. Durch die Trockenlegung sank der Wasserspiegel um sieben Meter. Dadurch wird klimaschädliches Kohlendioxid freigesetzt. Damit sich das ändert, wird jetzt ein Sumpf-See gebaut.

Morton Elling arbeitet für die dänische Naturschutzbehörde: “Die Regierung hat beschlossen, die CO2-Emissionen der Landwirtschaft zu senken. Darum heben wir den Grundwasserspiegel an, so wie hier in Søborg. Durch die Vernässung werden jährlich 8000 Tonnen CO2 weniger emittiert. Letztes Jahr haben wir begonnen, die Entwässerungsgräben zu verfüllen, es bilden sich kleine Teiche mit einer großartigen Tierwelt.”

Søborg Sø nennt sich das 600 Hektar große Projekt. 63 Grundeigentümer mussten überzeugt werden. Einige bewirtschaften das Land seit Generationen. Pferdehalterin Sally Schlichting verkaufte einen Teil Ihres Landes: “Es muss freiwillig sein, denn wenn man Landwirten etwas vorschreibt, sagen viele Nein!”

Auch das EU-Gesetz zur Renaturierung und Wiedervernässung landwirtschaftlicher Nutzflächen setzt auf Anreize für Bauern. Die Ziele hingegen sind gesetzlich vorgeschrieben. Die dringendsten Maßnahmen müssen bereits 2032 umgesetzt sein.

In der Europäischen Umweltagentur mit Sitz in Kopenhagen bin ich mit einer Expertin für Feuchtgebiete verabredet, Yurena Lorenzo.

Euronews: „Warum sind Feuchtgebiete und Moore wichtig?“

Lorenzo: „Im Laufe des letzten Jahrtausends haben wir in Europa 80 Prozent der Feuchtgebiete verloren. Und 50 Prozent der (verbliebenen) Moore in der EU sind durch Entwässerung geschädigt.“

Euronews: „Warum ist Entwässerung ein Problem?“

Lorenzo: „Wenn man den Mooren das Wasser wegnimmt, werden große Mengen an Kohlenstoff freigesetzt. Europa ist nach Indonesien der zweitgrößte Verursacher von Treibhausgasemissionen aus entwässerten Mooren weltweit. Das ist erschreckend. Wir müssen also das Wasser in die Moore zurückleiten, um den Klimawandel zu bekämpfen. Moore und Feuchtgebiete sind für mich die Superhelden der Natur. Sie beheimaten 40 Prozent der weltweiten Pflanzen- und Tiervielfalt.“

Euronews: „Unlängst trat die EU-Renaturierungsverordnung in Kraft. Was geschieht jetzt?“

Lorenzo: „Bis spätestens 2027 müssen die Mitgliedstaaten ihre Renaturierungspläne verabschieden.“

Euronews: „Handelt es sich bei den in der EU-Verordnung formulierten Zielen für Renaturierung und Wiedervernässung um Empfehlungen oder um verbindliche Vorgaben?“

Lorenzo: „Es ist das allererste Mal, dass wir (in diesem Bereich) ein europaweites, juristisch verbindliches Gesetz mit Zeitvorgaben haben. Das sind quantifizierbare Renaturierungsvorgaben, die an eine Zeitschiene geknüpft sind.“