Streik bei TikTok in Berlin: Moderatoren protestieren gegen Job-Verlust durch KI

Die Beschäftigten von ByteDance, der Muttergesellschaft von TikTok, haben heute in Berlin für einen Tag gestreikt, um gegen den geplanten Ersatz von Mitarbeitern durch künstliche Intelligenz (KI) zu protestieren.
Nach Angaben der Gewerkschaft ver.di sollen etwa 150 Stellen durch KI-Modelle aus China ersetzt werden, die ByteDance im Auftrag des Unternehmens und externer Dienstleister trainiert hat.
Betroffen sind unter anderem die komplette Abteilung "Vertrauen und Sicherheit", die für die Moderation von Inhalten und die Sicherheit der Plattform zuständig ist, sowie die Abteilung "Live", die laut ver.di den Kontakt zu den Content-Creators pflegt.
Die Beschäftigten haben außerdem versucht, mit ByteDance in Verhandlungen zu treten, sind damit aber gescheitert, so die Gewerkschaft.
"Es ist respektlos von TikTok, sich jeglicher sozialer Verantwortung zu entziehen und sich sogar zu weigern, mit uns zu verhandeln", sagte Lucas Krentel, stellvertretender Fachbereichsleiter Medien bei ver.di.
"Die Beschäftigten setzen heute ein klares Zeichen, dass sie das nicht akzeptieren werden", erklärte er.
Was fordern die Beschäftigten?
Die TikTok-Beschäftigten sind laut Gewerkschaft die ersten in Deutschland, die ein Social-Media-Unternehmen bestreiken.
Berichten zufolge hatten bereits vergangene Woche rund 50 Mitarbeiter in Berlin mit einer Demonstration auf die Entlassungen aufmerksam gemacht.
Sie Beschäftigten unternehmen eine Bootstour auf der Spree und planen später am Mittwoch eine Kundgebung an Land. Die Streikenden fordern einen Tarifvertrag, der ein Abfindungspaket vorsieht, das "die schwierige und lebenswichtige Natur ihrer Arbeit anerkennt", etwa die lange Belastung durch extrem belastende Inhalte.
Gefordert werden Abfindungszahlungen in Höhe von drei Jahresgehältern sowie eine Kündigungsfristverlängerung von 12 Monaten für jeden Arbeitnehmer.
Das deutsche Kündigungsschutzgesetz besagt, dass jeder Arbeitnehmer, der aus dringenden Gründen entlassen wird, 50 Prozent seines monatlichen Verdienstes für jedes Jahr, das er für das Unternehmen gearbeitet hat, erhalten sollte.
Die Gewerkschaft hält die Forderungen für gerechtfertigt, da TikTok hohe Gewinne erwirtschaftet und die Ersetzung von Moderatoren durch KI deren spezifische Ausbildung und Fachkenntnisse entwertet.
Die Moderatoren von TikTok verfügen über fundierte Kenntnisse kultureller und politischer Zusammenhänge, die sie benötigen, um problematische Inhalte zu erkennen. Ihre Abschaffung erhöhe das Risiko, dass die Plattform "manipulative Kampagnen" unterstütze, so die Gewerkschaft.
Die Mitarbeiter der Live-Abteilung, die sich an die Ersteller von Inhalten wenden, sind "entscheidend für die Reichweite, die Monetarisierung und das Engagement der Gemeinschaft", so die Gewerkschaft weiter.
Die Gewerkschaft wies auch darauf hin, dass viele der betroffenen Mitarbeiter keine deutschen Staatsbürger sind, sodass der Verlust ihres Arbeitsplatzes ihr Recht auf Aufenthalt beeinträchtigen könnte.
Sollte ByteDance nicht an den Verhandlungstisch kommen, könnte es laut ver.di noch in diesem Monat zu einem längerfristigen Streik kommen.
Euronews Next hat ByteDance kontaktiert, um die bevorstehenden Entlassungen zu bestätigen, aber bislang keine Antwort erhalten.
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