Sicherheitsrisiko Forschung? Dänische Universität untersucht mögliche Spionagefälle

Eine der führenden Universitäten Dänemarks verschärft die Sicherheitsvorkehrungen bei der Auswahl von Forschern und Studierenden mit Verbindungen zu Staaten, die laut nationalen Geheimdiensten versuchen sollen, Dänemark auszuspionieren.
Wie aus einem internen Schreiben hervorgeht, führt die Universität Kopenhagen neue Screening-Verfahren für potenzielle Mitarbeitende, Angestellte und Studierende ein. Ziel sei es, der "zunehmenden Spionagebedrohung gegen ein starkes westliches Forschungsumfeld" zu begegnen.
Im Fokus der Maßnahmen stehen China, Russland und der Iran – drei Länder, die vom dänischen Sicherheits- und Nachrichtendienst PET als Hochrisikostaaten in Bezug auf Spionage eingestuft werden.
Personen aus diesen Ländern unterliegen künftig strengeren Prüfverfahren, bevor sie an der Universität Kopenhagen studieren oder forschen dürfen. Auch Kooperationen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an Hochschulen in diesen Ländern sollen intensiver überprüft werden.
"Die weltweite Unsicherheit nimmt zu. Wir reagieren damit auf die aktuelle Sicherheits- und Bedrohungslage, wie sie unter anderem von den dänischen Nachrichtendiensten bewertet wurde", erklärte Kim Brinckmann, stellvertretender Forschungs- und Sicherheitsdirektor der Universität, gegenüber Euronews Next.
Sicherheitsrisiken in der Forschung
Die aktuelle Sicherheitspolitische Lage spiegelt die Sorge um den Schutz strategisch wichtiger Technologien wie künstliche Intelligenz (KI), Quantentechnologie, Halbleiter und Weltraumtechnologie wider.
Das dänische Ministerium für Hochschulbildung und Wissenschaft führte im Jahr 2020 Richtlinien ein, um zu verhindern, dass dänische Universitäten durch internationale Forschungskooperationen "autokratische Staaten" beim Aufbau ihrer Kapazitäten in "sensiblen Bereichen" unterstützen.
Im Jahr 2022 gab das Ministerium in einem Bericht an, es sei besorgt, dass ausländische Akteure versuchten, die akademische Freiheit auszunutzen, um Zugang zu sensiblem Wissen und Technologie zu erhalten.
"Sowohl dänische als auch ausländische Nachrichtendienste bekräftigen, dass ausländische Staaten zunehmend versuchen, sich unrechtmäßig Wissen, Technologie und Produkte anzueignen, die für die Wettbewerbsfähigkeit Dänemarks wichtig sind oder die Sicherheitspolitik negativ beeinflussen könnten", heißt es in dem Bericht.
Die Entscheidung der Universität Kopenhagen folgt auf einen ähnlichen Schritt einer anderen dänischen Forschungseinrichtung, der Universität Aarhus, im vergangenen Jahr.
Die Universität untersagte ihren Forschern die Zusammenarbeit mit drei iranischen Universitäten. Begründet wurde die Entscheidung damit, dass der Iran, China und Russland "besonders aggressiv in ihren Versuchen, unerlaubten Zugang zu dänischer Forschung zu erhalten" seien.
Die Universität erklärte, sie werde ausländischen Kooperationen zu Forschungsthemen, die sowohl im militärischen als auch im zivilen Bereich genutzt werden könnten, "besondere Aufmerksamkeit" schenken.
Die dänischen Behörden haben sich auf ihr Investitionsscreeninggesetz berufen, um "kritische" Technologien zu identifizieren, die in Zukunft stärker kontrolliert werden sollen.
Im Jahr 2023 empfahl die Europäische Kommission den EU-Ländern außerdem, ihre Sicherheitsrisiken in Bezug auf vier kritische Technologiebereiche zu bewerten: fortgeschrittene Halbleiter, KI, Quanten- und Biotechnologien.
Gegenmaßnahmen können eingeschränkten Zugang beinhalten
Brinckmann sagte, dass die neuen Regeln universitätsweit gelten. Die größten Auswirkungen werden jedoch in den Natur- und Gesundheitswissenschaften erwartet.
Nach dem neuen Verfahren sollten Forschungsprojekte, die als kritisch eingestuft werden können - zum Beispiel solche, die auf der Liste der sensiblen Technologiebereiche der Kommission stehen - geprüft werden, bevor die Universität eine Zusammenarbeit, eine Beschäftigung, eine Aufnahme oder eine Immatrikulation mit Personen aus den drei Hochrisikoländern eingeht.
"Die neuen Sicherheitsverfahren lösen nicht alle Probleme, aber sie sind ein wichtiges Signal für eine veränderte Herangehensweise an die internationale Forschungszusammenarbeit, bei der wir in einigen Bereichen geschlossener und sicherer sein müssen, damit die Universität in allen anderen Bereichen weiterhin offen und entgegenkommend sein kann", sagte Brinckmann.
Professoren, die oft mit Kollegen an anderen Universitäten in Dänemark und darüber hinaus an Forschungsprojekten arbeiten, werden ebenfalls gebeten, zu prüfen, "ob die überprüfte Person eng mit einem der Hochrisikoländer verbunden ist".
Dazu gehören Personen, die sich länger als sechs Monate in einem Hochrisikoland aufgehalten haben, von diesem Land finanzielle Mittel erhalten oder "in erheblichem Umfang" Forschungsarbeiten mit Mitarbeitern aus diesem Land veröffentlicht haben, so das Rektorat der Universität.
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