EU ruft Mitgliedstaaten zu medizinischer Soforthilfe für Libanon auf
EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides und der für Krisenmanagement zuständige Kommissar Janez Lenarčič haben die EU-Mitgliedstaaten in einem Schreiben, das Euronews vorliegt, aufgefordert, dem Libanon medizinische Hilfe zu leisten.
Das Schreiben verweist auf "die anhaltenden Feindseligkeiten, die die medizinischen Dienste im Libanon stark belasten". Am 30. September haben die israelischen Streitkräfte mit einer Bodenoffensive im Südlibanon begonnen, die sich gegen die vom Iran unterstützte militante Gruppe Hisbollah richtet.
Die Europäische Kommission hat ein offizielles Hilfeersuchen der libanesischen Behörden erhalten, in dem auf den dringenden Bedarf an lebenswichtigen medizinischen Gütern hingewiesen wird, heißt es in dem Schreiben. Dieses Ersuchen wird im Rahmen des 2001 eingerichteten EU-Katastrophenschutzverfahrens bearbeitet, das die Zusammenarbeit zwischen den EU-Mitgliedstaaten und zehn weiteren teilnehmenden Ländern zur Verbesserung der Katastrophenvorsorge und -bewältigung beiträgt.
Obwohl der Libanon nicht zu den Teilnehmern des Verfahrens gehört, können alle Länder der Welt sowie UN-Organisationen und andere internationale Organisationen in Notfällen die EU und ihre am Verfahren teilnehmende zehn Partner um Hilfe bitten.
In dem Schreiben wird hervorgehoben, dass das libanesische Gesundheitssystem mit der steigenden Zahl von Opfern zu kämpfen hat und viele Patienten dringend eine spezialisierte medizinische Behandlung benötigen, die aufgrund der zerstörten Gesundheitsinfrastruktur nicht mehr verfügbar ist.
Die EU-Kommissare forderten die Mitgliedstaaten auf, "schnell und koordiniert zu handeln", und appellierten an die Gesundheitsminister und Katastrophenschutzbehörden, "dem Libanon dringend weitere medizinische Hilfe anzubieten".
Die Hilfe soll über die nationalen Katastrophenschutzbehörden koordiniert und an das Zentrum für die Koordination von Notfallmaßnahmen (ERCC), das operative Zentrum des EU-Katastrophenschutzverfahrens, weitergeleitet werden.
Seit seiner Einführung hat das EU-Katastrophenschutzverfahren weltweit auf über 700 Hilfeersuchen reagiert. Allein im Jahr 2023 wurde es 66 Mal aktiviert, um auf Krisen wie den Krieg in der Ukraine, Waldbrände in Europa und das Erdbeben in Syrien und der Türkei zu reagieren.