Winterviren: Wie schütze ich mich am besten?
Im Winter vebreiten sich Viren und andere Krankheitserreger rasch. Deshalb sind die Krankenhäuser und Hausarztpraxen in der kalten Jahreszeit besonders überlastet.
Obwohl sich die meisten Menschen von einer Viruserkrankung innerhalb von wenigen Wochen erholen, können die sogenannten Erkältungsviren auch eine schwere Erkrankung verursachen, erklärte Antoine Flahault, Direktor des Instituts für globale Gesundheit an der Universität Genf Euronews Health. "Die gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Winterviren sind enorm", fügte er hinzu.
Könnte es gleichzeitig zu mehreren Epidemien kommen?
Obwohl sich die Viren in einigen europäischen Ländern derzeit schnell verbreiten, sind die Zahlen eher beruhigend. Sowohl in Deutschland als auch in den meisten europäischen Ländern suchen derzeit ungefähr genauso viele Menschen wegen Atemwegserkrankungen einen Arzt auf, wie sonst in derselben Jahreszeit, wie die Daten des Robert-Koch-Instituts und die Europäische Surveillance für Atemwegsviren (ERVISS) zeigen.
Nun, wie sieht die Lage weltweit aus? Es sei "ein bisschen früh, um genau zu wissen, wie dieses Jahr aussehen wird", sagt Rick Malley, leitender Arzt in der Abteilung für Infektionskrankheiten am Bostoner Kinderkrankenhaus in den USA. Allerdings habe die COVID-19-Pandemie die üblichen Muster für Atemwegserkrankungen wie Grippe und humanes respiratorisches Synzytial-Virus (RSV) unterbrochen.
"Ich glaube zwar nicht, dass es zu einer Dreifach-Epidemie kommen wird, aber es ist sehr gut möglich, dass es erst RSV und dann Grippe geben wird", sagt Malley. Dazwischen könne sich dann auch noch das Coronavirus schnell verbreiten.
Welche Winterviren tauchen in EU-Ländern am häufigsten auf?
Im Winter treten viele Atemwegsviren häufig auf, zum Beispiel Parainfluenza, humanes Metapneumovirus und Adenovirus sagt Malley. Das Norovirus, das Erbrechen und Durchfall verursacht, ist in der kalten Jahreszeit ebenfalls keine Seltenheit.
Dennoch stellen COVID-19, Grippe und RSV im Winter ein besonders großes Problem dar. Sie rücken häufig in den Mittelpunkt des Interesses, weil "sie oft schwerwiegender sind als die anderen Viren und weil wir eine Kombination von Impfstoffen und Behandlungen sowie Antikörper gegen sie haben", erklärt Malley.
Grippe könnte tödlich sein
Die Grippe wird durch Influenzaviren verursacht und löst eine akute Erkrankung der Atemwege aus. Zu den Symptomen gehören Fieber und Husten. In eineigen schweren Fällen kann die Grippe zum Tod führen.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kommt es in gemäßigten Klimazonen vor allem im Winter zu saisonalen Epidemien, während die Grippe in tropischen Gebieten unregelmäßig ausbrechen kann.
Ende November zirkulierte die Grippe in den EU- und EWR-Ländern auf niedrigem Niveau. In einigen Ländern nahm die Zahl der Erkrankten laut den ERVISS-Daten jedoch zu.
RSV ist für kleine Kinder und ältere Menschen gefährlich
Auch RSV verbreitet sich im Winder schnell. Meistens ruft das Virus nur erkältungsähnliche Symptome hervor, kann aber für kleine Kinder sowie chronisch erkrankte und ältere Menschen gefährlich sein.
Den europäischen Gesundheitsbehörden zufolge steigt derzeit die Zahl der an RSV erkrankten Menschen in Europas. Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) warnte in seinem jüngsten Bericht über die Verbreitung der Infektionskrankheiten, dass "alle Länder in den kommenden Wochen auf eine weitere Zunahme der RSV-Aktivität vorbereitet sein sollten". Demnach sind Kleinkinder am stärksten von RSV betroffen, aber auch ältere Menschen sind gefährdet.
COVID-19 hängt weniger von Jahreszeiten ab
Die Fälle von COVID-19 hingegen sind nach einem Höchststand im Juli in den EU-Ländern in diesem Herbst zurückgegangen. Nach Angaben des ECDC ist die Zahl der Erkrankten derzeit in vielen Ländern Europas sogar niedriger als zu dieser Jahreszeit im Jahr 2023.
"COVID ist weniger von den Jahreszeiten abhängig als andere Atemwegsviren, da es das ganze Jahr über in aufeinanderfolgenden Wellen zirkuliert", sagte Flahault. "Daher ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass eine dieser Wellen mit der saisonalen Epidemie der Influenza oder der Bronchiolitis (RSV) zusammenfällt".
Warum treten Atemwegserkrankungen im Winter häufig auf?
Enge, überfüllte und schlecht belüftete Räumlichkeiten tragen wesentlich dazu bei, dass man sich im Winter besonders häufig ansteckt, erklärte Flahault. "Wir verbringen mehr Zeit in Innenräumen und öffnen seltener die Fenster", begründete der Experte. Außerdem bekommt man im Winter weniger Sonne, betonte er. Zentralheizungen und eine stärkere Luftverschmutzung könnten ebenfalls zu einer Erkrankung beitragen.
Eine bessere mikrobiologische Raumluftqualität und das Tragen von FFP2-Masken bei schlechter Luftqualität könnten auch dazu beitragen, "die Verbreitung aller mikrobiellen Erreger der Atemwege" wie COVID-19, Grippe, RSV, Windpocken, Masern, Keuchhusten und Tuberkulose zu verhindern, so Flahault.
Wie kann man sich vor Winterkrankheiten schützen?
"Impfungen gehören zu den wirksamsten Mitteln, um die Schwächsten in unserer Gesellschaft vor schweren Krankheiten, Krankenhausaufenthalten und Tod zu bewahren", sagte Piotr Kramarz, leitender Wissenschaftler beim ECDC, in einer E-Mail an Euronews Health.
"Da viele Länder noch weit davon entfernt sind, einen angemessenen Schutz für diese Zielgruppen zu erreichen, ist es von entscheidender Bedeutung, die Impfraten für die saisonale Grippe und COVID-19 zu erhöhen, da die Wintersaison bereits begonnen hat", fügte Kramarz hinzu.
Wer krank ist, sollte zu Hause bleiben
Das ECDC empfiehlt außerdem, bei Symptomen einer Atemwegserkrankung zu Hause zu bleiben, sich häufig die Hände zu waschen und Innenräume zu lüften.
"Die traurige Wahrheit ist, dass COVID-19 uns gerade daran erinnert hat, wie wichtig einfache Maßnahmen sind, die das Risiko einer Übertragung auf anfällige oder gefährdete Personen wirklich verringern können", fügte Malley hinzu. "Es versteht sich von selbst, dass eine gute Handhygiene sehr wichtig ist", betonte er.
Wenn man erkältet ist, sollte man Aktivitäten im Freien bevorzugen und auf jeden Fall den Kontakt mit gefährdeten Personen vermeiden, so Malley. Da heißt auch: Nicht ins Büro gehen oder die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen.
Maksen retten Leben
Das WHO-Regionalbüro für Europa empfiehlt außerdem, in bestimmten Situationen eine FFP2-Maske zu tragen, zum Beispiel, wenn das Risiko einer schweren COVID-19-Erkrankung besteht.
Besonders wichtig ist es, eine FFP2-Maske zu tragen, wenn man selbst erkrankt ist oder denkt, dass man sich vielleicht mit COVID-19 oder einem anderen Atemwegsvirus angesteckt hat. So schützt man die anderen Menschen um sich, denen das Virus gefährlich sein könnte oder die wiederum besonders gefährdete Menschen anstecken könnten.
Aber auch in schlecht belüfteten Räumen ist es sinnvoll, eine FFP2-Makse zu tragen, um sich selbst vor Krankheiten zu schützen.