China-Startup DeepSeek erschüttert globale Märkte, Nvidia-Aktien stürzen ab
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Das chinesische Startup DeepSeek, ein Unternehmen für künstliche Intelligenz, hat die globalen Märkte in Aufruhr versetzt und am Montag in den USA und in Europa einen Ausverkauf von Technologieaktien ausgelöst, das heißt, viele Anlager trennten sich von ihren Tech-Aktien.
Berichten zufolge ist die chinesische KI kosteneffizienter und leistungsfähiger als die führenden amerikanischen Versionen. Das hat Bedenken hinsichtlich des Bewertungshypes von Tech-Aktien geweckt, die zuletzt in die Höhe geschossenen sind.
Marktreaktionen
Die Aktien von Nvidia, dem weltweit größten Hersteller von KI-Chips, stürzten um 17 % ab und vernichteten 600 Mrd. USD (573 Mrd. EUR) an Marktkapitalisierung - der größte Kursrückgang in der Geschichte. Der europäische Hersteller von KI-Chip-Ausrüstung, ASML, verzeichnete ebenfalls einen Kursrückgang von 7 %. Der technologielastige Nasdaq Composite in den USA verlor mehr als 3 %, während der gesamte Technologiesektor um 5,6 % nachgab. Die europäischen Aktienmärkte folgten diesem Beispiel und wurden durch die Verluste im Technologiesektor belastet.
Am Montag gab der US-Dollar gegenüber den anderen Währungen der G-10-Gruppe nach, weil die Renditen der US-Staatsanleihen aufgrund einer risikoarmen Stimmung stark zurückgingen. Der Euro legte gegenüber dem Dollar zu und erreichte ein Sechs-Wochen-Hoch. Die Rohstoffpreise, einschließlich Gold und Rohöl, gaben aufgrund der allgemeinen Verkaufstendenzen ebenfalls stark nach, weil die Anleger ihre Positionen aus Sicherheitsgründen auflösten.
Der Trend kehrte sich jedoch am Dienstag in Asien um, als der Dollar wieder anstieg, was zu Rückschlägen bei anderen Währungen führte, das Euro-Dollar-Paar fiel um 4 Uhr morgens MEZ um 0,52 % auf 1,0437.
"Was die Märkte betrifft, so denke ich, dass der Ausverkauf von der Qualität eines 'erst schießen und dann fragen' geprägt ist", schrieb Kyle Rodd, ein leitender Marktanalyst bei Compital.com, in einer Mitteilung an seine Kunden. "Es gibt eine Menge Informationen, die man analysieren und abwägen muss", sagte er und bezog sich dabei auf die Glaubwürdigkeit der DeepSeek-Zahlen.
Wie bedroht DeepSeek die KI-Dominanz der USA?
DeepSeek, das 2023 von dem Hedgefonds High Flyer gegründet wurde, stellte Ende Dezember sein neuestes kostenloses, quelloffenes großes Sprachmodell (LLM), R1, vor. Nach Angaben des Unternehmens wurde das Modell in nur zwei Monaten für weniger als 6 Millionen Dollar (5,7 Millionen Euro) entwickelt. Im Gegensatz dazu haben US-Hyperscaler Milliarden von Dollar in die KI-Infrastruktur investiert.
Bemerkenswerterweise übertraf das kosteneffiziente chinesische LLM einige der bekanntesten Trainingsprogramme auf dem Markt, darunter GPT-4o von OpenAI, Gemini 2.0 Flash von Google, Claude 3.5 Sonnet von Anthropic und Llama 3.1 von Meta, insbesondere bei der Lösung komplexer mathematischer und kodierungstechnischer Probleme.
Am Montag überholte DeepSeek AI Assistance ChatGPT o1 als die am häufigsten heruntergeladene kostenlose App im Apple App Store. Allerdings schränkte das Unternehmen im Laufe des Tages die Registrierungen vorübergehend ein und begründete das mit einem groß angelegten Cyberangriff auf seine Dienste.
DeepSeek verwendet für sein LLM-Training die weniger fortschrittlichen KI-Chips von Nvidia, H800s. Die USA haben die Exporte von KI-Chips nach China verschärft, so dass nur noch Produkte geringerer Qualität zugelassen sind. Bloomberg berichtet, dass Nvidia DeepSeek als "exzellente KI-Entwicklung" bezeichnete, die mit den US-Gesetzen zur Exportkontrolle übereinstimmt. Der US-Technologieriese betonte auch, dass für die Arbeit der KI-Modelle dennoch viele seiner Produkte gebraucht werden.
Risiko eines neuen Handelskriegs zwischen den USA und China
US-Präsident Donald Trump kommentierte den Durchbruch von DeepSeek als "Weckruf" für amerikanische Technologieunternehmen und die Notwendigkeit für die USA, "sich auf den Wettbewerb zu konzentrieren". Gleichzeitig äußerte er sich zuversichtlich, dass die US-Tech-Unternehmen ihre Dominanz in der KI-Branche aufrechterhalten würden.
Trumps Rückkehr schürt erneut die Sorge vor einem Handelskrieg zwischen den USA und China. "Im Moment kann man getrost sagen, dass der heutige Tag ein Umdenken in Bezug auf den 'KI-Handel' und die Risiken eines Handelskriegs zwischen den USA und China ausgelöst hat", so Rodd.
Bislang hat Präsident Trump die im Wahlkampf versprochenen 60 %igen Zölle auf chinesische Importe nicht verhängt. Stattdessen hat seine Regierung eine Bewertung eingeleitet, deren Ergebnisse bis zum 1. April erwartet werden.