Wenn es der Kuh zu heiß wird - Kilmawandel in den Alpen
Klimawandel in den Bergen, Beispiel Chamonix in den französischen Alpen: Wenn es hier im Jahresschnitt ein Grad wärmer wird, müsste das ganze Ökosystem 200 Meter nach oben klettern, theoretisch.
Daniel weiß, dass das nicht geht. Der Wissenschaftler kennt den Alpenwald in der bisher kaltgemäßigten Klimazone (borale Ökozone auf der nördlichen Erdkugel) in- und auswendig. Die Landschaft verändert sich ständig, um sich anzupassen. Alles wird grüner und wärmer. Aber nicht alle Tier- und Pflanzenarten sind darin gleich gut. Fichten verschwinden zugunsten von Buchen und Eichen. Das Ökosystem ist bereits gestört.
Daniel Rodriguez, auf Biodiversität in den Alpen spezialisierter Wissenschaftler:
"Hier sieht man schon die Auswirkungen der Erderwärmung - bisher gab es im Chamonix-Tal nur Fichten und jetzt stehen da Laubbäume. Die gesamte Vegetation bewegt sich nach oben, folgt dem Rückzug schmelzender Gletscher. Und die Tiere klettern mit. Die Folge: Es gibt für alle weniger Fläche, mehr Konkurrenz um Nahrung, weniger genetische Vielfalt. Langfristig kann dies zu einer Verarmung der Artenvielfalt und sogar zum Verschwinden bestimmter Arten führen.“
Auch der Mensch mit seiner Wirtschaft leidet: Mit steigenden Temperaturen werden sich Obstbaumschädlinge und -krankheiten weiter auf den Obstbaumkulturen ausbreiten – mit direkten Folgen für wichtige Wirtschaftssektoren im Tal.
Guillaume Petit, Euronews:
"Wenn es nicht gelingt, die globale Erwärmung zurückzudrehen, wird das konkrete Folgen für die Menschen haben. Mehr Niederschläge im Winter und weniger im Sommer könnte bedeuten: Die Böden können weniger Wasser speichern. Das trifft nicht nur die biologische Vielfalt und die Landschaften, sondern direkt auch die Landwirtschaft."
Weniger Wasser, mehr Wärme: Ein schädlicher Cocktail für Milchviehbetriebe in den Alpen. Der Milchbauer Xavier ist das erste Glied in der Produktionskette von Reblochon – das ist ein französischer halbfester Schnittkäse aus Savoyen und Hochsavoyen - er beliefert Restaurants und Märkte in der Region. Xavier erlebt im Sommer jetzt häufiger Dürreperioden. Ihm fehlt Futter für seine Tiere, mit Folgen für ihr Wohlbefinden, aber auch für seine Produktion.
Xavier Croz, Milchbauer:
"Die Kühe werden nicht so gut mit der Hitze fertig und geben im Sommer weniger Milch. Die Immobilienpreise hier sind die einer Tourismus-Region und wenn die globale Erwärmung so weitergeht, habe ich ernsthafte Zweifel, dass es in 50 Jahren hier noch Bauern geben wird."
Um sich anzupassen, müssen die Landwirte Futter von außen kaufen. Und für einige bleibt nur: Weniger Milch abliefern. Viele Bauern fänden es da gut, wenn die Aufteilung der Land- und Wasserressourcen zwischen Tourismus, Industrie und Landwirtschaft besser organisiert wäre. Denn was sucht der Bergtourist? Sanfte Almen und Kühe - kein ungepflegtes Gestrüpp.
Um dort oben zu überleben, braucht jetzt einer den anderen.
Guillaume Petit, su
Saturday, may 15, 2021