Palästinenser aus Doku "No Other Land" von israelischem Siedler getötet?

Ein palästinensischer Aktivist, Journalist und Gemeindeleiter ist vor einem Gemeindezentrum in einem Dorf in der Nähe von Hebron im besetzten Westjordanland erschossen worden. Der Ort hatte in dem mit einem Oscar ausgezeichneten Dokumentarfilm No Other Land eine Rolle gespielt.
Der am Montag mutmaßlich von einem israelischen Siedler getötete Mann, Odeh Hadalin, war an den Dreharbeiten beteiligt gewesen. Zunächst hatte die britische Tageszeitung The Guardian in ihrer Online-Ausgabe darüber berichtet.
Palästinenser vor Gemeindezentrum erschossen
Der Film, eine palästinensisch-israelische Gemeinschaftsproduktion unter der Regie von Basel Adra, Hamdan Ballal, Yuval Abraham und Rachel Szor, schildert den Kampf der Bewohner, die das israelische Militär daran hindern wollen, ihre Dörfer in Masafer Yatta abzureißen. Der Film wurde letztes Jahr auf der Berlinale und dieses Jahr bei der Oscarverleihung als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet.
Die Regisseure Basel Adra und Yuval Abraham bestätigten die Nachricht vom Tod des Mannes. Abraham teilte ein Video auf X, das einen israelischen Siedle dabei zeigt, wie er eine Pistole zückt und schießt. Ob das Video die Schuld des Mannes belegen kann, war zunächst unklar. In dem Post auf X wurde auch der Name des angeblichen Schützen genannt.
Abraham beschrieb Odeh als "einen bemerkenswerten Aktivisten, der uns geholfen hat, den Film No Other Land in Masafer Yatta zu drehen", während Adra in den sozialen Medien schrieb: "Mein lieber Freund Odeh wurde heute Abend abgeschlachtet. Er stand vor dem Gemeindezentrum in seinem Dorf, als ein Siedler eine Kugel abfeuerte, die seine Brust durchschlug und ihn tötete. So löscht Israel uns aus - ein Leben nach dem anderen".
Das Bildungsministerium der Palästinensischen Autonomiebehörde beschuldigte israelische Siedler im Westjordanland, Hadalin getötet zu haben, und schrieb in den sozialen Medien, er sei "von Siedlern ... während ihres Angriffs auf das Dorf Umm al-Khair" in der Nähe von Hebron erschossen worden.
Israelisches Militär schildert eigene Version
Nach Angaben des israelischen Militärs eröffnete ein bewaffneter israelischer Zivilist das Feuer auf eine Gruppe von Palästinensern, nachdem diese mit Steinen geworfen hatten. Die israelische Polizei reagierte auf den Vorfall, aber es wurde keine Anklage gegen den mutmaßlichen Schützen erhoben.
Der angebliche Schütze war zuvor von den USA und der Europäischen Union im Jahr 2024 wegen seiner gewalttätigen Angriffe auf Palästinenser mit Sanktionen belegt worden. Es soll sich um einen Mann namens Yinon Levi handeln. Die Trump-Administration hob die Sanktionen Anfang dieses Jahres auf. Levi steht weiterhin unter den Sanktionen der EU und des Vereinigten Königreichs.
Der Krieg zwischen Israel und der Hamas begann, nachdem militante Kämpfer unter Führung der Hamas am 7. Oktober 2023 den Süden Israels angriffen und dabei rund 1200 Menschen getötet und 251 als Geiseln genommen hatten. Fünfzig Geiseln werden immer noch festgehalten, obwohl man davon ausgeht, dass weniger als die Hälfte von ihnen noch am Leben sind.
Die anschließende israelische Offensive hat nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Gazastreifen mehr als 60.000 Palästinenser das Leben gekostet, wobei nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten unterschieden wird. Nach Angaben des israelischen Militärs sind seit Beginn des Krieges fast 900 seiner Soldaten gefallen. Die Angaben beider Seiten lassen sich nicht oder nicht vollständig unabhängig überprüfen.
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