Thriller über die Papstwahl spiegelt aktuelle Debatten im Vatikan wider
Papst Franziskus ist nur noch wenige Wochen von seinem 88. Geburtstag entfernt, und im Vatikan sind die Planungen für seinen Nachfolger in vollem Gange. Unterdessen ist "Konklave", ein Thriller voller hinterhältiger, manipulativer Kardinäle, die die Moral über Bord werfen, der Renner auf dem Filmfestival in Rom.
Das könnte Papst Franziskus im wörtlichen wie im übertragenen Sinne ein wenig zu nahe gehen.
Der österreichisch-schweizerische Regisseur Edward Berger, der bereits bei "All Quiet on the Western Front" (2022) Regie führte, adaptierte den Film nach dem Roman "Conclave" von Robert Harris aus dem Jahr 2016. Berger besetzt die Rolle des Kardinals Thomas Lawrence, Dekan des Kardinalskollegiums, der für die Organisation des Konklaves verantwortlich ist, mit einem außergewöhnlichen Ralph Fiennes.
Eine alte Tradition
Das Konklave ist eine jahrhundertealte Tradition, bei der sich die Kardinäle nach dem Tod eines Papstes in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan versammeln, um in Abstimmungsrunden einen neuen Pontifex zu wählen. Konklave kommt vom lateinischen "cum clave", was "mit einem Schlüssel" bedeutet und darauf hinweist, dass die Kardinäle eingeschlossen sind, bis sie das neue Oberhaupt der 1,3 Milliarden Katholiken in der Welt gewählt haben.
Der gesamte Prozess findet unter der spektakulären Freskendecke von Michelangelo statt, und sein Meisterwerk "Das Jüngste Gericht", das das Schicksal der Menschen auf ihrem Weg in den Himmel oder die Hölle darstellt. Während des gesamten Prozesses sind die Prälaten von der Kommunikation mit der Außenwelt abgeschnitten und müssen im Vatikan in Abgeschiedenheit leben.
Konklaven haben den Ruf, ein gnadenloser Wettbewerb zu sein, bei dem die Kardinäle Hinterzimmerabsprachen treffen, um ihre Favoriten in geheimen Abstimmungen zu wählen.
Am Ende eines jeden Wahlgangs werden die Stimmzettel in einen speziell konstruierten Ofen in der Sixtinischen Kapelle geworfen, dem eine Chemikalie zugesetzt wird, die den Rauch färbt.
Die Zehntausenden Menschen, die auf dem Petersplatz versammelt sind und auf das Ergebnis warten, erkennen an dem Rauch, der aus dem Schornstein aufsteigt, ob ein neuer Papst gewählt wurde oder nicht.
Schwarz bedeutet, dass die Kardinäle noch keinen Papst gewählt haben, weiß bedeutet, dass ein neuer Papst gewählt worden ist.
Nah an den aktuellen Debatten
In "Konklave" spielt Stanley Tucci Aldo Bellini, einen progressiven amerikanischen Kardinal, der gegen den mächtigen konservativen Kardinal Goffredo Tedesco (gespielt von Sergio Castellitto) und den kanadischen Kardinal Joseph Tremblay (gespielt von John Lithgow) antritt.
Der nigerianische Kardinal Joshua Adeyemi, gespielt von Lucian Msamati, könnte der erste schwarze Papst werden, doch seine homophoben Ansichten stehen im Konflikt mit den Progressiven.
Während Frauen vom Konklave und den höchsten Machtzirkeln im Vatikan ausgeschlossen bleiben, helfen sie den Kardinälen während der Konklavezeit in bescheidenen Rollen. Isabella Rossellini spielt eine Nonne, die in ihrer Rolle als stille Beobachterin, der kein Trick entgeht, überrascht.
Obwohl es sich um einen Thriller handelt, kommt der Film den realen Abläufen und aktuellen Debatten im Vatikan oft sehr nahe. Als die Stars des Films über den roten Teppich schlenderten, fragten sich einige, wie der Film im Vatikan aufgenommen werden würde.
"Es ist faszinierend. Sitzen sie dort im Vatikan und schauen sich die Berichterstattung über 'Konklave' an?" sagte Fiennes.
"Ich bin mir sicher, dass es ein paar Leute im Vatikan gibt, die neugierig sind, was der Film aussagt.