Haushaltskürzungen in Berlin: Die komische Oper wird weiter saniert
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Berlin ist wohl eine der lebendigsten Städte Europas, wenn nicht gar der Welt. Die deutsche Hauptstadt beherbergt dreieinhalb Opernhäuser und Dutzende Theatern. Die Stadt plant jedoch, Millionen Euro aus dem Kulturetat zu streichen.
Mehrere Theater schlagen Alarm. Ein Opernhaus ist der Preisexplosion gerade noch so entkommen - die Kürzungen werden nicht die Sanierung der Komischen Oper stoppen.
Im Jahr 2023 hat die Komische Oper ihre Pforten geschlossen und ist vorübergehend in das nahe gelegene Schiller-Theater umgezogen. Seit 60 Jahren war die Komische Oper renovierungsbedürftig.
Intendant Philip Bröking erzählt gegenüber Euronews, dass "die elektrischen Systeme ausfielen, es keine angemessene Belüftung gab und die Bühnentechnik grenzwertig gefährlich war. Es bestand dringender Renovierungsbedarf, der bereits 1998 erkannt wurde".
Das Schillertheater hat jedoch 20 % weniger Sitzplätze, und der Lagerraum für Bühnenbilder ist drastisch kleiner, so dass die Oper einige ihrer anspruchsvollen Opern nicht aufführen kann.
"Das eine Problem ist, dass die Kultur in Berlin generell eine Zuschussabsenkung von 130 Millionen Euro haben soll von rund einer Milliarde, das ist überproportional viel. Berlin muss sparen, das wissen wir, das weiß jeder. Aber wenn ich jetzt sehe, dass insgesamt 3 Milliarden Euro für 2025 gespart werden müssen und der Kulturhaushalt 2,5 % der Gesamtausgaben des Landes ausmacht, dann wären das eigentlich 75 Millionen Euro, die im Kulturetat zu sparen sind. Tatsächlich werden aber 130 Millionen Euro gespart, das ist überproportional viel. Und uns trifft das mit rund 10 % unseres Budgest, das sind also rund 4 Millionen Euro. Das ist schwierig zu bewerkstellen innerhalb eines Jahres, das schon komplett verplant ist" sagt Bröking.
Doppelter Schlag
Ein Teil der Mittel für das Opernhaus stammt aus dem Baubudget für Renovierungen und Sanierungen.
"Wenn dieser Etat gekürzt wird, droht uns ein doppelter Schlag: weniger Zuschüsse und weniger Mittel zur Deckung der Mehrkosten. Das macht uns sehr skeptisch, was die Zukunft unserer Institution angeht", fügt Bröking hinzu.
Berlin war einzigartig mit seiner großzügigen Kunst- und Kulturförderung und galt immer als äußerst fortschrittlich. Und auch wenn die Sanierung der Komischen Oper weitergeht, wirken sich die Haushaltskürzungen auf das Image Deutschlands aus.
"Wenn die Renovierung länger dauert als geplant - zum Beispiel zehn statt sechs Jahre -, steigen die Kosten aufgrund der Inflation der Baukosten um 40 Millionen Euro pro Jahr. Am günstigsten ist es, wenn die Renovierung so schnell wie möglich abgeschlossen wird. Wir können vorübergehend im Schiller-Theater auskommen, aber wir müssen in die Behrenstraße zurückkehren, um unsere finanzielle Nachhaltigkeit zu sichern", sagt Bröking.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Sanierung eingefroren wird, ist laut deutschen Medien jedoch vom Tisch.
Teure Kultur wird in Berlin subventioniert
Kultur ist teuer, aber ein Teil dessen, was Berlin so einzigartig macht, sind die Subventionen für die Künste. Laut Bröking besuchen 80 % der Touristen, die jährlich nach Berlin kommen, das kulturelle Angebot der Stadt, so dass sich das für sie lohnt.
Bei Bauprojekten hat Berlin bereits internationale Kritik einstecken müssen, weil der Flughafen mit 10 Jahren Verspätung fertig gestellt wurde und das Budget um das Dreifache überschritten hat. Auch die Berliner Staatsoper lag 40 Millionen Euro über dem Budget und kam vier Jahre zu spät.
Bröking: "Aber was ist Berlin die Kultur wert?"
"Was ist uns Kultur wert für Berlin? Die deutsche Geschichte ist eine sehr schwierige, komplizierte. Die Geschichte Berlins erst recht. Aber was uns vereint, ist dieses riesige kulturelle Erbe, auf das wir zu recht stolz werden können. Wir haben so viele Orte hier, Schauspielhäuser, Opernhäuser, wo man die Bedingungen menschlichen Lebens ausloten kann. Alles Dinge, wo man sich versammelt, miteinander ins Gespräch kommt miteinander und über einander redet, da gibt es nicht so viele Orte - und grade auch in Zeiten, in denen die Demokratie von den extremen Rändern bedroht ist, ist es sehr sehr wichtig, sich selbst zu vergewissern, wer man ist und woher man kommt und das können wir liefern", so Bröking abschließend.
Aber nicht nur die Kultur wird von den Kürzungen betroffen sein. Auch die nachwievor angeknackste deutsche Wirtschaft könnte ein wenig Antrieb durch die Kunst und die Kultur gebrauchen. Denn diese bringt jedes Jahr Einnahmen in zweistelliger Millionenhöhe.
Die Komische Oper hat sich kreative Wege einfallen lassen, um von den Renovierungsarbeiten an ihrem Haus zu profitieren, unter anderem mit einem multikulturellen Tourneebus.
Monday, february 17, 2025