Von der Teufelsbrücke bis zu den lebenden Toten: Die gruseligsten Halloween-Abenteuer in Europa
Sarah Faith ist Autorin und Wertevermittlerin beim aktivistischen Reiseunternehmen Responsible Travel.
Süßes oder Saures? Es ist wieder soweit. Steht man jedoch nicht auf kitschige Dekorationen und riesige Mengen von Süßigkeiten, lohnt sich vielleicht ein ganz anderes Abenteuer. Tauchen Sie in einige der schönsten Erzähltraditionen Europas ein und erleben Sie gruseligen Nervenkitzel, der Ihnen die lokale Kultur näher bringt.
Von Rumänien bis Island: Hier finden Sie die besten Orte in Europa, um die Mythen, Legenden und lokalen Traditionen zu erkunden, welche die Feierlichkeiten – und Gruselgeschichten – der Saison im Laufe der Zeit inspiriert haben.
Ritual der Tötung von Zombies in Rumänien
Es gibt nur wenige Orte, die mehr mit Halloween verbunden sind als Transsylvanien. Doch bevor Bran Stokers Dracula auch nur ein Flüstern der Geschichte war, haben die Rumänen in Sighișoara ihren verstorbenen Lieben mit dem Ritual der Tötung der lebenden Toten die Reise ins Jenseits erleichtert.
"Die Rumänen sind ein abergläubisches Volk", erklärt Hertha Todea, die Halloween-Touren in Sighișoara anbietet. "Die Untoten (oder Strigoi auf Rumänisch) sind die Geister der Toten, die nach der Beerdigung nicht in die jenseitige Welt gelangen oder sich weigern, dorthin zurückzukehren, nachdem sie ihre Verwandten besucht haben. Sie sind sehr gefährlich für die Lebenden: Sie nehmen nahen Verwandten das Leben, bringen Krankheiten und anderes Leid."
"Das Ritual der Tötung der lebenden Toten wird genauso durchgeführt wie die traditionellen alten Bestattungsriten, um das Ableben der Strigoi sicherzustellen. Wir wollen die Besucher in die traditionelle rumänische Folklore aus der Zeit vor den Dracula-Legenden einführen und ihnen zeigen, dass viele der bei dem Ritual verwendeten Elemente – Kerzen, Weihrauch, Knoblauch, Weihwasser und Basilikum – auch heute noch verwendet werden."
Die Teilnehmer versammeln sich um einen "Strigoi" in einem Sarg, als wären sie trauernde Freunde oder Verwandte. Unter dem Vorsitz eines Priesters gehen Sie dreimal um den Sarg herum – als Symbol für den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist – und halten Kerzen, um die gefangene Seele ins Licht zu führen.
Eine dreitägige Tour mit Transylvania Live, einschließlich des Rituals der Tötung der lebenden Toten, kostet mindestens 715 Euro und findet am 1. November 2024 statt.
Auf den Spuren der Traditionen von Samhain in Irland
Vor über 2.000 Jahren trugen die alten Kelten Masken und entzündeten Lagerfeuer, um böse Geister und Dämonen zu Samhain, dem Erntedankfest zu vertreiben, das den Beginn des Winters markiert. Nach keltischem Volksglauben verschwimmen zu dieser Zeit die Grenzen zwischen dieser und der nächsten Welt, und Geister (oder Púca) und Feen wandeln auf der Erde.
Die Traditionen von Samhain ähnelten sich in mancher Hinischt dem heutigen Halloween: Zu Beginn des Festes wurde ein "Seelenkuchen" gebacken und an Kinder und Arme verschenkt. Die geschnitzten Kürbisse an unseren Haustüren gehen auf die ausgehöhlten Rüben zurück, mit denen die brennende Kohle von Samhain-Feuern nach Hause getragen wurde.
Auf dem Púca-Festival in der Grafschaft Meath können Sie irischen Geschichtenerzählern zuhören, die von sich wandelnden Kreaturen berichten. Außerdem können Sie etwas über die Traditionen des keltischen Neujahrsfestes erfahren und das berauschende Ritual des Entzündens des Samhain-Feuers miterleben – mit ein paar modernen Akzenten. Tickets können über die Festival-Website gebucht werden.
Party an der Teufelsbrücke in Italien
Der Teufel selbst hat beim Bau der Ponte della Maddalena aus dem 11. Jahrhundert in Borgo a Mozzano in der Toskana die ganze Arbeit geleistet. Die Brücke steht heute noch. Die Legende besagt, dass der Heilige Julian, dem es zu schwer fiel, den Bau zu vollenden, einen Pakt mit dem Teufel schloss und die Brücke im Gegenzug für die Seele des ersten Lebewesens, das sie überquert, fertigstellen ließ.
Bei der Halloween-Feier "Festa in Borgo a Mozzano", die jedes Jahr am 31. Oktober stattfindet, begegnet man dem Teufel in den verschiedensten Gestalten. Der Höhepunkt ist eine stadtweite Prozession, die den Geist von Lucida Mansi heraufbeschwört, einer schönen italienischen Adeligen aus dem 17. Jahrhundert, die der Legende nach ihre Liebhaber tötete, indem sie ihn in eine Grube voller Stacheln warf. Der Eintritt zum Fest ist frei.
Hüte dich vor dem kopflosen Reiter im deutschen Schwarzwald
Trauen Sie sich in die tiefen, dunklen Wälder? Begeben Sie sich auf die Spuren der Brüder Grimm und stellen Sie Ihre eigene Sammlung von Mythen und Legenden in den Wäldern Deutschlands zusammen, die die düsteren Originalmärchen von Hänsel und Gretel und Rotkäppchen inspirierten.
Die dortigen Legenden erzählen von Hexen, Werwölfen und unheimlichen Begegnungen unter den dichten Tannen, die Ihnen ein kribbelndes Gefühl im Nacken verursachen.
Lassen Sie sich auf den unzähligen Wanderwegen des Schwarzwalds von einem ortskundigen Reiseleiter begleiten, damit Sie unterwegs gruselige Geschichten hören können. Halten Sie dabei Ausschau nach dem kopflosen Reiter, der bis in alle Ewigkeit zwischen den Bäumen reitet und jeden verflucht, der seinen Weg kreuzt.
Auf Island kommuniziert man mit Geistern
Es gibt nur wenige Orte in Europa, die eine stärkere Tradition der Folklore und des Geschichtenerzählens haben als Island. Hier erzählen die überlieferten Sagen von einem Land, das von Elfen (den Huldufólk), Trollen und Geistern bewohnt wird.
Hören Sie sich 24 dieser traditionellen Geistergeschichten im Ghost Center in Stokkseyri an der Südküste an E ist ein kleines, fesselndes Museum, in dem die gruseligsten Teile von Islands epischen Geschichten erzählt werden. Oder bestaunen Sie einige der spektakulärsten Felsformationen Islands, die versteinerte Trolle sein sollen, die im Sonnenlicht zu Stein geworden sind.
Auf einer Tour durch Südisland und zu den Stränden mit schwarzem Sand bei Vík í Mýrda können Sie die Trollfelsen (Reynisdrangar) bestaunen, die direkt vor der Küste aus dem Meer ragen. Seien Sie bei Ihren Erkundungen jedoch vorsichtig, denn die isländischen Trolle müssen sich tagsüber verstecken, ernähren sich von Menschenfleisch und locken ahnungslose Menschen in ihre Höhlen.