Polen: Ukrainerin wegen mutmaßlicher russischer Sabotageaktion angeklagt

In Polen wurde eine Person wegen eines mutmaßlichen Paketbombenanschlages von der Staatsanwaltschaft angeklagt. In dem Fall sollen auch zwei russische Verdächtige verwickelt sein.
Wie die polnische Behörde für innere Sicherheit (ABW) am Montag bekanntgab, wurde in der zentral gelegenen Stadt Piotrków Trybunalski Anklage gegen die ukrainische Staatsbürgerin Kristina S. erhoben.
Die Angeklagte wurde der ABW zufolge wegen Beihilfe zur Herbeiführung einer unmittelbaren Explosionsgefahr angeklagt. Im Falle einer Verurteilung drohen ihr bis zu acht Jahre in Haft.
Im Juli 2024 verschickte Kristina S. nach Angaben der ABW ein Paket mit Sprengstoff über einen Kurierdienst.
Das Paket enthielt "Sprengstoff in Form von Nitroglykol sowie versteckte elektrische Zünder in militärischer Qualität, eine Zündvorrichtung, eine Metallthermoskanne mit einem Hohlladungseinsatz und pulverisiertes Aluminium", so die Behörde.
Das Paket wurde in einem großen Lager des Kurierdienstes in der zentralpolnischen Woiwodschaft Łódź entdeckt und gesichert.
"Im Falle einer Explosion hätte die Sendung erhebliche Schäden an kritischer Infrastruktur verursachen können, indem sie empfindliche Treibstofftanks, Gebäudedecken oder starke Stahlkonstruktionen durchschlagen hätte", heißt es in einer Erklärung der Staatsanwaltschaft.
Kristina S. wird beschuldigt, die mutmaßliche Straftat zusammen mit einem anderen ukrainischen Staatsbürger und zwei russischen Staatsbürgern begangen zu haben. Nach Angaben der polnischen Staatsanwaltschaft wurden zwei Personen im Zusammenhang mit dem Fall in Präventivhaft genommen.
'Wegwerf Agenten'
Anfang dieses Jahres erklärte das polnische Innenministerium, dass die ABW seit Beginn des Krieges in Polen mindestens 44 Personen wegen des Verdachts auf Spionage oder Sabotage für Russland oder Belarus festgenommen habe. Darunter seien Russen, Belarussen, Ukrainer und Polen, so das Ministerium.
Sicherheitsbehörden in ganz Europa beschuldigen Russland, seit seiner großangelegten Invasion im Jahr 2022, Dutzende Anschlägen und anderen Sabotageakten auf dem Kontinent verübt zu haben. Häufig werden Personen mit nicht-russischen Pässen, darunter bulgarischen, moldauischen oder ukrainischen, für die Aktivitäten angeheuert.
Diese Praxis nennt sich "Wegwerf Agenten". Das sind keine ausgebildeten Agenten, sondern meistens Menschen, die für eine vergleichsweise geringe Geldsumme über Messaging Apps, darunter Telegram, angeheuert werden, um "kleinere" Sabotageakte durchzuführen, oder Fotos von kritischer Militär- oder Infrastruktur zu machen.
Juli vergangenen Jahres wurde eine Reihe von Paket-Explosionen verzeichnet, die auf Kurierdienste in Polen, Deutschland und dem Vereinigten Königreich abzielten. Für diese Anschläge wurde der Kreml verantwortlich gemacht.
Moskau hat diese Anschuldigungen wiederholt bestritten. Eine Reihe von Beweisen und Gerichtsverfahren beweisen jedoch das Gegenteil.
So verurteilte ein Londoner Gericht im März eine Gruppe von Bulgaren, die im Vereinigten Königreich leben, wegen Spionage für Russland und Verschwörung zur Ermordung oder Entführung von Kristo Grozev, einem bulgarischen Journalisten und ehemaligen leitenden Russland-Ermittler von Bellingcat.