Neue Militäroffensive: Israel bereitet Umsiedlung von Palästinensern aus Kampfgebieten vor

Israel hat am Samstag angekündigt, Palästinenser aus Kampf- und Einsatzgebieten im südlichen Gazastreifen zu verlegen. Hintergrund ist eine geplante Militäroffensive in einigen der am dichtesten besiedelten Regionen des Gebiets, darunter auch Gaza-Stadt im Norden des Gazastreifens.
Die israelische Militärbehörde für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten im Gazastreifen (COGAT) teilte mit, dass die Lieferung von Zelten in die Enklave am Sonntag wieder aufgenommen werde.
Das Militär machte keine weiteren Angaben und ließ offen, wann die Massentransporte beginnen sollen. Verteidigungsminister Israel Katz erklärte jedoch auf seinen Social-Media-Kanälen, die Regierung befinde sich in der abschließenden Planungsphase.
"Wir befinden uns derzeit in der Phase der Beratungen zur Ausarbeitung eines Plans, um die Hamas im Gazastreifen zu besiegen und die Geiseln zurückzubringen. Am Ende dieser Gespräche werde ein umfassender und wirksamer Plan stehen, um den Auftrag in allen Aspekten umzusetzen", schrieb Katz in einem Beitrag auf X.
Zuvor hat das israelische Sicherheitskabinett den Plänen zur Besetzung von Gaza-Stadt zugestimmt. Das ist eine leichte Abweichung von den Vorstellungen von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, der angekündigt hatte, den gesamten Gazastreifen unter Kontrolle zu bringen.
Israelische Angriffe im Gazastreifen gehen weiter
Unterdessen richten die israelischen Luftangriffe in der Enklave weiterhin Verwüstungen an. Am Samstag wurden bei einem Luftangriff ein kleines Mädchen und ihre Eltern getötet, wie das Nasser-Krankenhaus mitteilte, in dem die Leichen aufgenommen wurden. Sie wurden in ihrem Zelt in dem überfüllten Viertel al-Mawasi getötet.
"Zweieinhalb Monate, was hat sie getan?", fragte der Nachbar Fathi Shubeir, "Sie sind Zivilisten in einem Gebiet, das als sicher gilt."
Die israelischen Streitkräfte machten keine näheren Angaben zu dem Angriff, sondern erklärten lediglich, sie seien dabei, die militärischen Kapazitäten der Hamas zu zerschlagen, und betonten, dass sie Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, um Zivilisten nicht zu schaden.
Al-Mawasi gehört zu den am dichtesten besiedelten Gebieten im Gazastreifen. Dort will Israel nach den Worten von Premierminister Benjamin Netanjahu mit der bevorstehenden Militäroffensive seine Operationen ausweiten.
Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums in Gaza wurden in den vergangenen 24 Stunden bei israelischen Angriffen in anderen Teilen des Gazastreifens mindestens 51 weitere Menschen getötet. Seit Beginn der israelischen Offensive im Oktober 2023 habe die Zahl der Todesopfer fast 62.000 erreicht.
Die Zahlen unterscheiden nicht zwischen getöteten Zivilisten und Kämpfern. Nach Angaben der Vereinten Nationen waren jedoch mehr als zwei Drittel der überprüften Opfer Frauen und Kinder.
Israel hatte seinen Krieg gegen den Gazastreifen begonnen, nachdem die Hamas am 7. Oktober 2023 den Süden Israels angegriffen hatte. Nach israelischen Angaben wurden dabei rund 1.200 Menschen, überwiegend Zivilisten, getötet und 251 Geiseln verschleppt. Etwa 50 von ihnen befinden sich demnach weiterhin in der Gewalt der Hamas in Gaza; von rund 20 wird angenommen, dass sie noch am Leben sind.
UN verurteilt Verschlimmerung der humanitären Krise
Die Vereinten Nationen haben Israel wegen der ihrer Ansicht nach von Menschen verursachten humanitären Krise im Gazastreifen scharf kritisiert. Sie warnten, die Lage könne sich erheblich verschlimmern, falls nicht umgehend Maßnahmen zur Linderung der Not ergriffen würden.
Nach UN-Angaben sind mehr als 90 Prozent der rund zwei Millionen Einwohner des Gazastreifens akut von Hunger bedroht. Hintergrund sind die Einschränkungen, die Israel den Hilfsmaßnahmen der Vereinten Nationen auferlegt hat, sowie der Vorwurf, die Hamas plündere Hilfsgüter zu ihrem eigenen Vorteil.
Die wichtigste UN-Hilfsorganisation im Gazastreifen, das UNRWA, sieht sich mit strengen Einschränkungen konfrontiert, nachdem Israel sagte, zahlreiche Mitarbeiter der Organisation seien Mitglieder der Hamas – Belege dafür legte die Regierung bislang nicht vor.
Israel hat gemeinsam mit den USA eine eigene Hilfsmission im Gazastreifen eingerichtet, die die traditionellen UN-Strukturen ersetzen soll. Sie wird von der in Delaware ansässigen Gaza Humanitarian Foundation (GHF) betrieben. Nach eigenen Angaben verteilt die GHF täglich Millionen Mahlzeiten über ihre Zentren. Experten zufolge reicht dies jedoch bei weitem nicht aus, um den Bedarf der Bevölkerung zu decken.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza sterben zunehmend Menschen an den Folgen von Hunger. Am Samstag kamen elf weitere Menschen ums Leben, womit die Zahl der Hungertoten auf 251 stieg – darunter 108 Kinder.
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