Kriegsrecht in Südkorea: Das Ende von K-Pop?
Der südkoreanische Präsident Yoon Suk-yeol hat am späten Abend in Südkorea das Kriegsrecht ausgerufen. Die Nachrichtenagentur Yonhap zitierte das Militär: Aktivitäten des Parlaments und politischer Parteien würden verboten werden und Verlage und Medien stehen unter der Kontrolle des Kriegsrechtskommandos. Ein weiterer Teil des Kriegsrechts ist das Versammlungs- und Demonstrationsverbot. Bislang ist jedoch unklar, ob sich dies nur auf politische Versammlungen beschränkt.
Was bedeutet das Kriegsrecht für die südkoreanische Entertainment-Industrie?
Laut Ten-Asia wurden landesweit Festivals abgesagt. Südkoreanische Medien berichten, dass Künstlern von ihren Firmen gesagt wurde, dass sie ab Mittwoch nicht mehr auf geplante Veranstaltungen kommen sollen. Es ist unklar, ob Veranstaltungen noch zum Ende des Jahres stattfinden können. Normalerweise treten viele sogenannte Idols aus verschiedenen Gruppen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu gemeinsamen Weihnachts- und Silvestersendungen auf.
Ein Brancheninsider sagte gegenüber Ten-Asia: "Wir wissen nicht, welche Probleme auf uns zukommen, wenn wir Veranstaltungen unter Kriegsrecht abhalten" und kündigte die Absage von Terminen an.
Unklare Folgen für die Unterhaltungsindustrie
Die Unterhaltungsindustrie ist eine Soft Power Südkoreas. Seit den 1990er-Jahren hat die sogenannte "koreanische Welle", oder auch Hallyu genannt, an Fahrt aufgenommen. Südkoreanische Kulturgüter wie Musik, Serien (K-Dramen), Filme, oder Kosmetik verbreiteten sich erst im ostasiatischen Raum und haben mittlerweile weltweit an Beliebtheit gewonnen.
Was das neu ausgerufene Kriegsrecht für die südkoreanische Unterhaltungsindustrie bedeutet, ist unklar. Das letzte Mal das Südkorea das Kriegsrecht ausrief war 1979, als der damalige Präsident, Park Chung-hee, ermordet wurde.
Seit 1987 wurde es nicht mehr ausgerufen. Ein Vertreter eines Unterhaltungsunternehmens erklärte gegenüber Ten-Asia: "Wir beobachten die Situation in Echtzeit". Er beschrieb die momentane Situation als "Ausnahmezustand".
Südkoreanischen Medienberichten zufolge beobachten die großen Unterhaltungsunternehmen die aktuelle Situation und arbeiten bereits an Notfallmaßnahmen. Was diese beinhalten, ist bislang noch unklar. Es stellt sich jedoch die Frage, ob südkoreanische K-Pop-Künstler in den kommenden Wochen oder Monaten in Südkorea oder dem Ausland auftreten dürfen, insofern das Kriegsrecht instand gehalten wird.
Einige Stunden, nachdem der Präsident das Kriegsrecht ausgerufen hatte, hat das Parlament für die Aufhebung gestimmt. Der Sprecher der Nationalversammlung, Woo Won-shik, erklärte, dass die Abgeordneten "die Demokratie gemeinsam mit dem Volk schützen werden" und forderte die Polizei und das Militär auf, sich vom Gelände des Parlaments zurückzuziehen.
Fans sorgen sich um ihre Idols in der Armee
Fans äußerten in sozialen Medien Sorgen um ihre Lieblingsstars. Fast alle Männer mit südkoreanischer Staatsbürgerschaft müssen den verpflichtenden Militärdienst absolvieren, darunter auch südkoreanische K-Pop-Stars, wie die Mitglieder von BTS, von denen einige noch im Militärdienst sind.
Die Dienstzeit bei der südkoreanischen Armee und den Marines beträgt 21 Monate. Bei der Marine hingegen sind es 23 Monate und bei der Luftwaffe ganze 24 Monate.
Von der südkoreanischen Hitband BTS haben bislang zwei Mitglieder ihren Militärdienst absolviert. J-Hope, zum Beispiel, vor weniger als zwei Monaten, am 17. Oktober. Fünf weitere Mitglieder der Band, Suga, Jung Kook, V, Jimin und RM sind momentan noch in der Armee.