Palästinenser über Trumps Gaza-Plan: "Wir werden Gaza mit unserem eigenen Willen wiederaufbauen"
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Dutzende von Palästinensern im Gazastreifen gingen deswegen am Donnerstag wütend auf die Straße und protestierten gegen den „kriminellen Höllenplan“ von US-Präsident Donald Trump, sie aus dem Streifen zu vertreiben.
In einem Zeltlager im Zentrum der Stadt Deir al-Balah drückten sie ihre Bestürzung und ihren Unmut über die Idee aus, dauerhaft aus dem Gazastreifen umgesiedelt zu werden.
„Wir haben anderthalb Jahre im Krieg verbracht, wir werden die Idee, den Gazastreifen zu verlassen, nicht akzeptieren. Diejenigen, die ihr eigenes Land verlassen, leiden unsagbar. Wir werden unser Land nicht verlassen oder fliehen“, sagte Mohammed gegenüber Euronews.
„Natürlich wird es Menschen geben, die fliehen werden, diejenigen, die kein Zuhause haben und so weiter, solche Menschen werden gehen, aber die große Mehrheit wird natürlich nicht fliehen. Ich für meinen Teil werde nicht gehen“, betonte er.
Der Protest wurde von der Demokratischen Reformbewegung organisiert, einer von der Fatah abtrünnigen Gruppe unter Führung des ehemaligen Fatah-Führers Mohamed Dahlan.
Emad Mohsen, eines der Mitglieder der Gruppe, erklärte gegenüber Reportern, der Protest gegen Trumps „kriminellen Höllenplan“ sei eine Bestätigung dafür, dass die Palästinenser im Gazastreifen bleiben werden.
„Wir bekräftigen unsere Entschlossenheit, auf diesem Land zu bleiben und unsere Standhaftigkeit bei der Verteidigung unserer nationalen Sache, um den Traum unseres Volkes von Befreiung und Unabhängigkeit zu verwirklichen“, fügte er hinzu.
Fatma Abu Shawish, ein weiteres Gruppenmitglied und Demonstrantin, bat die internationale Gemeinschaft um Unterstützung.
„Wir hoffen, dass alle Nationen an unserer Seite stehen und uns helfen, die Vertreibung zu verhindern. Dies ist unser Land und unser Zuhause. Wir haben hier gelebt. Es ist die Heimat unserer Großeltern“, sagte sie.
Die Menschen trugen Schilder mit der Aufschrift „Das Land gehört uns, Gaza gehört uns, Palästina gehört uns, seit langem und für immer“.
Auf anderen großen Plakaten war zu lesen: „Die Besatzer sollten ihren Stock nehmen und unser Land verlassen“ und „Wir werden Gaza aufbauen und wieder aufbauen und ihm mit unserer eigenen Hilfe, unserem Willen und unserer Entschlossenheit wieder Leben einhauchen.“
US-Präsident Donald Trump schlug vor, den Gazastreifen in Besitz zu nehmen und ihn zu sanieren, nachdem er zuvor gesagt hatte, die Palästinenser sollten die Region verlassen. „Die USA werden den Gazastreifen übernehmen, und wir werden dort auch etwas tun“, sagte Trump am Dienstag während einer gemeinsamen Konferenz mit dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu.
Israels Regierungschef reagierte auf Trumps Pläne für die Zukunft des Gazastreifens mit den Worten, die Idee sei es wert, dass man ihr Beachtung schenke.
Der US-Präsident hatte zuvor gesagt, dass Nachbarstaaten vertriebene Palästinenser aus dem Gazastreifen aufnehmen könnten - ein Vorschlag, der von arabischen Staaten abgelehnt wurde.
Ob sie in seinem Plan nach einem Wiederaufbau wieder zurückkommen dürfen, ließ Trump offen. Er rechne nicht damit, dass die Palästinenser nach der Umsiedlung zurückkehren, sagte er - für sie sei Gaza "die Hölle". Das allerdings dürfte eher die Gegenwart in dem völlig zerstörten Küstenstreifen beschreiben als die Zukunft. Ebenso vage blieb seine Äußerung, später einmal würden in der Region "viele Menschen" leben - "Palästinenser auch".
Unklar ist auch, welchen Status das Gebiet nach Trumps Plänen künftig haben soll - ob es Israel zugeschlagen oder anders verwaltet werden soll oder womöglich gar den USA zugeschlagen werden soll. Donald Trump empfing als ersten Staatsgast ausgerechnet Benjamin Netanjahu. Gegen ihn liegt ein Haftbefehl vom Internationalen Strafgerichtshof vor. Seine Ankündigung nun, die USA wollten den Gazastreifen „übernehmen“ und zwei Millionen Menschen von dort in die Nachbarstaaten „umsiedeln“, ist laut Beobachter gefährlich. Es wäre ein Jahrhundertverbrechen – eine zweite Nakba, wie die Palästinenser die Katastrophe von Flucht und Vertreibung bei der israelischen Staatsgründung bezeichnen.
Die Grenzen eines palästinensischen Staates werden in der Resolution 181 der UN-Generalversammlung vom 29. November 1947 genannt. Der heutige Gazastreifen ist demnach Teil eines Staates Palästina, der laut Resolution weitere Gebiete umfassen sollte. Dazu kam es allerdings nie - mehrere Kriege veränderten seit der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 die Grenzen und Zuständigkeiten.
Nach dem ersten Nahostkrieg 1948 hatte Ägypten den Küstenstreifen militärisch verwaltet. Im Sechstagekrieg 1967 eroberte Israel den Gazastreifen. 1994 schlossen Israel und die Palästinenser mehrere Friedensabkommen, unter anderem auch das Gaza-Jericho-Abkommen. Es sah vor, dass die Palästinenser in einem Großteil des Gazastreifens erstmals Verwaltungsautonomie erhalten.
Im Jahre 2005 zog Israel sich einseitig aus dem Gazastreifen zurück und räumte alle 21 israelischen Siedlungen. Israel steht auf dem Standpunkt, dass die Besatzung des Küstenstreifens damit endete. Die Vereinten Nationen betrachteten es jedoch weiter als besetztes Gebiet, unter anderem, weil Israel alle Zugänge kontrolliert.
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