Israelische Krankenhauschefin: Sorge um verbleibende Geiseln
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Die Direktorin des israelischen Sheba-Krankenhauses hat erklärt, sie sei besorgt über das Wohlergehen der verbleibenden Geiseln, die von der Hamas im Gazastreifen festgehalten werden. Die militante Gruppe hatte am Samstag drei israelische Zivilisten freigelassen, die blass und ausgemergelt aussahen.
Die Ärztin Yael Frenkel Nir, die auch das medizinische Einsatzteam des Krankenhauses für die zurückkehrenden Geiseln leitet, sagte, das Aussehen der drei Männer "weckt in uns eine tiefe und ernste Sorge um das Schicksal derjenigen, die in Gefangenschaft bleiben".
"Unsere erste Pflicht als Ärzte, als Menschen und als Gesellschaft ist es, uns für die Rückkehr aller Geiseln bis zur letzten einzusetzen", sagte sie.
"Dies ist das vierte Mal in der gegenwärtigen Situation (Waffenstillstand), dass wir Rückkehrer empfangen haben, und die Situation ist dieses Mal ernster. Die Gefangenschaft von Menschen unter solch bedauernswerten Bedingungen hat schwerwiegende gesundheitliche Folgen. Nach den medizinischen Erkenntnissen, die wir gesammelt haben, spiegelt sich die lange Zeit in Gefangenschaft in einer deutlichen Verschlechterung ihres Zustands wider."
Eli Sharabi, 52, Ohad Ben Ami, 56, und Or Levy, 34, wurden am Samstagnachmittag freigelassen - die fünfte Geiselfreilassung im Rahmen des Waffenstillstandsabkommens für den Gazastreifen, dessen erste Phase am 19. Januar in Kraft trat.
Sie waren jedoch in einem wesentlich schlechteren körperlichen Zustand als die anderen 18 bisher freigelassenen Geiseln, was in der israelischen Zivilgesellschaft und bei Menschenrechtsgruppen große Besorgnis ausgelöst hat.
Auch die Tatsache, dass die Männer von bewaffneten Hamas-Kämpfern auf eine Bühne geführt und offenbar gezwungen waren, vor einer Hundertschaft von Menschen öffentliche Erklärungen abzugeben, wurde kritisiert.
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) erklärte, es sei zunehmend besorgt über die Art und Weise, wie die Hamas Geiseln freilässt, und kritisierte die stark inszenierten Veranstaltungen.
Das IKRK "fordert alle Parteien, einschließlich der Vermittler, nachdrücklich auf, Verantwortung zu übernehmen, um sicherzustellen, dass künftige Freilassungen in Würde und unter Ausschluss der Öffentlichkeit erfolgen".
Die Gruppe sagte, sie habe diese Botschaft sowohl der Hamas als auch Israel "privat und öffentlich" übermittelt.
Der Zustand der Geiseln und die Szenen, in denen die Hamas sie zwang, bei einer Übergabezeremonie zu sprechen, haben in Israel Empörung ausgelöst und könnten den Druck auf Netanjahu erhöhen, den Waffenstillstand über die derzeitige sechswöchige Phase hinaus zu verlängern.
Die Szenen in Deir al Balah zogen eine scharfe Rüge von führenden israelischen Politikern nach sich, die sagten, die Geiseln sähen aus wie Überlebende des Holocaust. Zudem verurteilten sie ihre Freilassung als ein Spektakel.
In einer Videobotschaft, die später am Samstag veröffentlicht wurde, bezeichnete Israels Premierminister Benjamin Netanjahu die Hamas als "Monster" und schwor erneut, die militante Gruppe zu vernichten.
"Ich sage ihnen erneut: Sie werden den Preis dafür zahlen. Wir werden alles tun, um alle unsere Geiseln zurückzubringen. Wir werden für ihre Sicherheit sorgen. Das ist die Anweisung, die ich der Delegation gegeben habe - sagen Sie dies den Vermittlern und fordern Sie es ein. Aber darüber hinaus stimmt Präsident Trump mit mir völlig überein: Wir werden alles tun, um alle Geiseln zurückzubringen, aber die Hamas wird nicht dabei sein. Wir werden die Hamas eliminieren, und wir werden unsere Geiseln zurückbringen", so Netanjahu.
Israels Botschafter bei den Vereinten Nationen, Danny Danon, forderte Generalsekretär Antonio Guterres auf, "die grausame und unmenschliche Behandlung unserer Geiseln durch die Hamas unmissverständlich zu verurteilen".
Er forderte Guterres außerdem auf, die bedingungslose Freilassung der verbleibenden 73 Geiseln, die von der Hamas festgehalten werden, aus der Hölle in Gaza" zu verlangen.
In Tel Aviv kam es indes zu weiteren Protesten. Die Demonstranten forderten die sofortige Freilassung aller verbleibenden Gefangenen und äußerten Kritik an Netanjahu, da er "die Verantwortung für die Geiselnahme" ablenke.
"Wann wird er jemals zu seiner Verantwortung stehen und sagen können: Ich war für den 7. Oktober verantwortlich, ich werde das Verhandlungsteam dazu bringen, intensive Gespräche zu führen - statt sich nur auf die Freilassung der nächsten Geisel zu konzentrieren. Wir wollen die letzte Geisel herauskommen sehen", sagte die Demonstrantin Ruby Chen.
"Wir haben alle gesehen, wie ein Mensch aussieht, der ein Inferno überlebt hat. Wenn also irgendjemand Zweifel daran hatte, wie dringend es ist, alle zurückzubringen, wenn irgendjemand glaubte, die Entführten könnten bis nach dem Iran, nach Gaza, nach den Wahlen warten, wenn irgendjemand dachte, es gäbe wichtigere Aufgaben als die Rückkehr aller Entführten, wenn irgendjemand versuchte, uns zu verkaufen, dass 75 Prozent der Entführten, die zurückgekehrt sind, viel sind - dann wurden wir heute wachgerüttelt", sagt Moshe Or.
Die drei Männer, die während des Überfalls auf den Süden Israels am 7. Oktober 2023 gefangen genommen worden warden, werden in zwei israelischen Krankenhäusern behandelt und sind wieder mit ihren Familien vereint.
Israelische Medien haben berichtet, dass Eli Sharabi, der nach 16 Monaten Gefangenschaft freigelassen wurde, erst nach seiner Freilassung erfuhr, dass seine Frau und seine beiden Töchter bei dem von der Hamas geführten Angriff getötet worden waren.
Seine Mutter sagte, er habe während seiner Gefangenschaft keinen Zugang zu Medienberichten gehabt. Er sei nun mit seinem dreijährigen Sohn wiedervereint worden.
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