Ist Dublin eine der gefährlichsten Städte Europas?

Ein Beitrag, der Anfang August auf dem US-Sender Fox News ausgestrahlt wurde, hat in Irland eine kontroverse Debatte ausgelöst, die den ehemaligen irischen Premierminister Leo Varadkar dazu veranlasste, auf X zu posten und auf einen Thread zu verweisen, in dem die Behauptungen des Senders auf den Prüfstand gestellt werden.

In dem TV-Beitrag behauptet Fox, dass Dublin von einer der sichersten Städte Europas im Jahr 2003 zu einer der gefährlichsten im Jahr 2024 geworden sei.

Zur Untermauerung dieser Behauptung zeigte Fox einen Screenshot eines Artikels der irischen Zeitung Sunday World aus dem Jahr 2024 mit dem Titel "Dublin ranks among the top ten most dangerous major cities in Europe, survey claims".

Bei der Untersuchung der Behauptung stellte EuroVerify jedoch fest, dass der Artikel Daten verwendet, die aus einer von der Online-Wettplattform OLBG (Online Betting Guide) durchgeführten Umfrage stammen.

"Der Hauptgrund, warum diese Untersuchung durchgeführt wurde, war, die besten Städte in Europa für das Nachtleben zu ermitteln und als Teil der Studie wurden die Sicherheitsbewertungen für jede Stadt analysiert", sagte ein Sprecher des OLBG gegenüber EuroVerify.

Die Verlässlichkeit der Umfrage ist fraglich, da die OLBG ihre Daten von Numbeo bezogen hat, einer Plattform, die sich auf Crowd-Sourced-Daten stützt und warnt, dass es keine "Gewähr dafür gibt, dass die Angaben auf der Website korrekt oder präzise sind".

Der Global Peace Index, der von der in Australien ansässigen Nichtregierungsorganisation Institute for Economics & Peace erstellt wird, hat Irland immer wieder als eines der sichersten Länder der Welt eingestuft und es im Jahr 2025 auf den zweiten Platz gesetzt.

Steigende Kriminalität in Irland

Während des Beitrags zeigte der Sender zwei Diagramme nebeneinander auf dem Bildschirm - das linke zeigte die steigende Einwanderung in Irland, das rechte die steigende Kriminalität - und suggerierte damit, dass es einen kausalen Zusammenhang zwischen Migration und Kriminalität gibt.

Auf Nachfrage von EuroVerify erklärte das irische Justizministerium, dass ihm "keine glaubwürdigen Beweise bekannt sind, die einen kausalen Zusammenhang zwischen Einwanderung und Kriminalität in Irland nahelegen würden".

"In den letzten 10 Jahren hat die Zahl der in Irland beschäftigten Nicht-Iren stark zugenommen. Sie bringen wichtige Fähigkeiten und Erfahrungen mit, die auf dem derzeitigen Arbeitsmarkt dringend benötigt werden. Die Kriminalitätsrate hat sich in diesem Zeitraum nicht entsprechend verändert", fügte die Sprecherin hinzu.

Irland erlebte im Jahr bis April 2024 eine noch nie dagewesene Einwanderung, mit einem Bevölkerungszuwachs von 98.700, was einem positiven Wanderungssaldo von 79.300 entspricht, was bedeutet, dass mehr Menschen nach Irland gekommen sind, als es verlassen haben.

Fox News gab außerdem an, dass Raubüberfälle um 18 % und Gewaltverbrechen um 10 % zugenommen haben. Diese ausgewählten Kriminalitäts- und Raubstatistiken sind jedoch irreführend, da das Statistikamt des Landes Verbrechen nicht unter den weit gefassten Begriffen "Raub" und "Gewaltverbrechen" klassifiziert.

Genauer gesagt scheint sich die von Fox genannte Zahl von 18 % auf einen Anstieg von "Raub, Erpressung und Entführung" zwischen dem ersten Quartal 2023 und dem ersten Quartal 2024 zu beziehen, während sich die Zahlen von 10 % auf einen Anstieg von Straftaten im Zusammenhang mit "Waffen- und Sprengstoffdelikten" beziehen.

Was in dem Beitrag nicht erwähnt wird, ist, dass andere Straftaten zwischen dem ersten Quartal 2023 und dem gleichen Zeitraum 2024 zurückgegangen sind, und zwar bei Mord und Sexualdelikten um 8 % bzw. 12 %.

Wie Desinformation die Hassverbrechen in Irland anheizt

Im Laufe des Sommers kam es in Irland zu einer Reihe von brutalen Angriffen, die sich vor allem gegen südasiatische Migranten richteten.

"Eine Reihe von sehr öffentlichkeitswirksamen, sehr gewalttätigen Angriffen auf Mitglieder der indischen Gemeinschaft in Irland hat Angst verbreitet. Viele der Angriffe wurden durch Fehlinformationen und Desinformation ausgelöst, zum Beispiel durch Lügen, die über Kriminalität verbreitet wurden", so Teresa Buczkowsa, die Geschäftsführerin des Immigrant Council of Ireland, gegenüber Euronews.

Am 19. Juli wurde ein indischer Mann im Südwesten Dublins von einer Gruppe von Männern angegriffen, die ihn schlugen und ihm unangemessenes Verhalten mit Kindern vorwarfen.

Während die irischen Behörden erklärten, dass die Anschuldigungen gegen ihn unbegründet seien, verbreitete sich laut dem irischen Fernsehsender RTE das Filmmaterial nach dem Angriff im Internet, was dazu führte, dass es von einwanderungsfeindlichen Accounts weiterverbreitet wurde.

Dies veranlasste die indische Botschaft des Landes dazu, eine Sicherheitswarnung für ihre Bürger herauszugeben, in der sie von einer "Zunahme von körperlichen Angriffen auf indische Bürger in Irland in letzter Zeit" sprach.

"Alles änderte sich nach den Dubliner Krawallen im Jahr 2023, als es in der Dubliner Innenstadt zu einem massiven Ausbruch von Gewalt gegen Migranten kam, und das war sozusagen der Ausgangspunkt für die physische Gewalt, die wir heute erleben", meint Buczkowsa.

"Die sich verändernde Erzählung, die wir in der Politik hören, und die falschen Behauptungen, dass Migranten die Kriminalitätsrate erhöhen, sickern in alltägliche Gespräche und Meinungen ein, was ein besorgniserregender Trend ist", fügt sie hinzu.