1000 Tage Krieg in der Ukraine: Kiewer Flaggen-Denkmal zu Ehren der gefallenen Soldaten wächst
Eine Flagge für jeden gefallenen Soldaten. Diese behelfsmäßige Gedenkstätte in der ukrainischen Hauptstadt Kiew erinnert an die 1000 Tage seit der russischen Invasion.
Unter den Gefallenen befinden sich viele Menschen, die vor dem Krieg keine Soldaten waren. Sie ließen ihr bisheriges Leben hinter sich, um ihr Land zu verteidigen. Ihre Angehörigen hoffen, dass ihre Opfer nicht vergessen werden, und plazieren kleine, einfache Fahnen in das Flaggen-Denkmal. Diese Fahnen versehen sie eigenhändig mit den Namen und Daten ihrer im Krieg gefallenen Angehörigen.
Müttern aus ganz Ukraine trauern um ihre Söhne
Viele der Angehörigen haben einen langen Weg nach Kiew hinter sich. „Ich habe sie hier angebracht, damit jemand vorbeikommt und sieht, dass diese Person einmal gelebt hat und ihr Leben für uns gegeben hat“, sagt Svitlana Kirichenko. Sie ist aus Tscherkassy angereist, um die verwitterte Flagge zu ersetzen, die sie vor über einem Jahr zu Ehren ihres im Kampf gefallenen Sohnes aufgestellt hatte. Nun platziert sie vorsichtig eine neue an ihrer Stelle.
"Das ist mein Sohn, Mykola Kalpakovsky, 28 Jahre alt", erklärt Iryna Kalpakovska und kämpft mit Tränen. "Am 26. Dezember 2023 ist er in Staromaiorske in Donezk gestorben. Er war so ein guter Junge, er war noch nicht verheiratet, er hat nichts und niemanden zurückgelassen. Ich hasse diesen verdammten Krieg."
Es flatterten immer mehr Flaggen in der Wind
Das Denkmal wurde von Angehörigen der gefallenen Soldaten geschaffen, um sie zu ehren. Ein offizielles staatliches Denkmal gibt es derzeit noch nicht. Mit der Zeit wurden es immer mehr Flaggen, die im Wind flatterten, während die Jahreszeiten wechselten und der Krieg weiterging.
Fotos aus den Archive der Associated Press zeigen, dass die ersten Flaggen im Mai des ersten Kriegsjahres auf dem Rasen auftauchten, kurz nachdem sich die russischen Truppen aus der Region Kiew zurückgezogen hatten und die Hauptstadt nicht mehr von einer Besetzung bedroht war.
Fotos aus dieser Zeit zeigen Dutzende von Flaggen, die ordentlich in Reihen auf der Wiese angeordnet sind. Im Laufe des Krieges veränderte sich der Ort. Das Gras ist verschwunden und wurde durch ausgetretene Wege ersetzt, die denen auf einem Friedhof ähneln und sich durch Tausende von Flaggen schlängeln.
Unter der Fahnen sind viele Porträts aufgetaucht – von Verwandten mitgebracht –, die selbstbewusste und lächelnde Gesichter in Militäruniformen zeigen. Der Ort ist übersät mit frischen und getrockneten Blumen.
Schließlich war der Unabhängigkeitsplatz lange Zeit das Herz der ukrainischen Revolutionen. Für viele ist es der einzig angemessene Ort, um ihrer Liebsten zu gedenken.
Nach westlichen Schätzungen sind bisher rund 80.000 ukrainische Soldaten im Krieg gefallen.
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