Tödlicher Dacheinsturz in Serbien: Proteste gehen weiter
In der nordserbischen Stadt Novi Sad kam es erneut zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und Demonstranten - wegen des Einsturzes eines Bahnhofsdachs, bei dem Anfang des Monats 15 Menschen ums Leben kamen.
Regierungsgegner versuchten, ein Gerichtsgebäude in Novi Sad zu blockieren, wo das Dach des Bahnhofs am 1. November eingestürzt war.
Nach Angaben der Behörden handelte die Bereitschaftspolizei schnell, um die Demonstranten am Betreten des Gebäudes zu hindern, nachdem es einer Gruppe von Oppositionsabgeordneten gelungen war, das Gericht in Novi Sad, der Hauptstadt der Region Vojvodina, zu betreten.
Zuvor hatte eine ähnliche Aktion der Opposition am Dienstag zu einer stundenlangen Blockade geführt, ein Zeichen für die zunehmenden Spannungen wegen des Dacheinsturzes.
Das massive Betondach am Eingang des Bahnhofs stürzte Anfang des Monats plötzlich ein und fiel auf Menschen, die auf Bänken saßen oder darunter standen. Zunächst hieß es, 14 Menschen seien ums Leben gekommen, drei wurden schwer verletzt. Einer der Verletzten starb am Sonntag.
Schlampige Renovierungsarbeiten wegen Korruption
Der Vorfall löste eine Welle von Protesten gegen die Behörden in Belgrad aus, wobei die Demonstranten auch die Freilassung von Aktivisten forderten, die während der jüngsten Proteste gegen den Vorfall inhaftiert worden waren.
Viele in Serbien sind der Meinung, dass die grassierende Korruption zu schlampigen Renovierungsarbeiten am Bahnhof und damit zu der Katastrophe geführt hat.
Die Behörden haben eine gründliche Untersuchung versprochen, und der serbische Infrastrukturminister Goran Vesić ist zurückgetreten, während Präsident Aleksandar Vučić versprochen hat, dass weitere Rücktritte folgen werden. Bislang wurde jedoch noch niemand verhaftet, und es wurde keine Anklage erhoben.
Der Bahnhof wurde ursprünglich 1964 erbaut und in den letzten Jahren im Rahmen eines umfassenden Abkommens mit staatlichen chinesischen Bauunternehmen zweimal renoviert.
Unterdessen nahm die Polizei in Belgrad zwei Aktivisten fest, die gegen den geplanten Abriss einer Brücke aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs protestierten, die den Straßenbahn- und Autoverkehr über den Fluss Sava führt.
Die Behörden planen, an ihrer Stelle eine neue Brücke zu bauen, was mindestens drei Jahre dauern wird, doch die Aktivisten der Opposition fordern, die bestehende Brücke zu erhalten.
Als Reaktion auf die Proteste warnte die serbische Regierung vor einer Störung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung.
In einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung warnte Innenminister Ivica Dačić, dass die Regierung "die Störung der öffentlichen Ordnung, die Bedrohung der Sicherheit des Landes und der staatlichen Institutionen sowie Angriffe auf die Polizei nicht dulden wird".
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