Wie wirken sich die US-Zölle auf die Wirtschaftslage der EU aus?

Am 12. März haben die USA einen Zoll von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumimporte eingeführt. Die EU antwortete mit Gegenmaßnahmen. Erneut droht den beiden bedeutenden Akteuren das Schreckgespenst eines transatlantischen Handelskriegs. In ihrer Erklärung betonte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, dass Zölle "schlecht für die Wirtschaft und noch schlechter für die Verbraucher" seien.
"Wenn wir über Zölle nachdenken, werden konservative Ökonomen sagen, dass sie niemals profitabel sein werden. Das gilt für jede Zollpolitik, die sich auf die Produktionsmittel auswirkt," erklärte der Wirtschaftswissenschaftler Vassilios Psarras, Experte bei DeHavilland Europe in Brüssel, gegenüber Euronews. "Was die Reserven betrifft: natürliche Reserven wie Stahl und Aluminium werden sich letztlich auf die Produktionskette in der Europäischen Union auswirken. Wir können jedoch nicht sicher sein, ob diese Zölle von zusätzlichen politischen Maßnahmen der EU-Institutionen begleitet werden. Diese Antwort der EU in Höhe von 26 Milliarden Euro Zöllen wird letztendlich eine inflationäre Auswirkung für die EU-Bürger haben."
Jüngste Untersuchungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft haben ergeben, dass die Zölle der USA für die Europäische Union in erster Linier den USA schaden werden. Betroffen sei die Inflation, das Beschäftigungsniveau und das Wachstum der Vereinigten Staaten von Amerika. Die Europäische Union hingegen wäre vorerst weniger davon betroffen.
Auswirkungen auf Währung und Finanzmärkte noch unklar
"Die Auswirkungen auf die europäische Bevölkerung kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorhersagen, da es verschiedene Möglichkeiten gibt, wie sich die Zölle letztendlich auf die Bürger auswirken könnten", so Vassilios Psarras. "Vielleicht werden die Bürger ihren Verbrauch auf einheimische Waren umstellen, wenn sie sehen, dass importierte Waren teurer sind. Wir müssen aber auch an zwei sehr schwerwiegende Probleme denken, nämlich die Auswirkungen auf die Währung und die Reaktion der Finanzmärkte", sagte der Wirtschaftswissenschaftler.
Wenn einige Produkte viel teurer werden, müssen die EU-Bürger sie ersetzen. Können wir eine Alternative finden?
"Ich denke, dass die EU heute vielleicht nicht alle, aber doch die meisten amerikanischen Produkte ersetzen kann. Wenn wir zum Beispiel über Elektrofahrzeuge sprechen, haben wir gesehen, dass die Verkaufszahlen von Tesla eingebrochen sind, aber auch eines der am stärksten genutzten KI-Tools, ChatGPT, könnte durch die französische Alternative Mistral AI ersetzt werden. Ich denke, selbst wenn wir einige der am weitesten verbreiteten Produkte betrachten, könnte die große Mehrheit tatsächlich ersetzt werden. Eine Ausnahme ist vielleicht Google als Suchmaschine. Was wir nicht ersetzen können, ist die Dominanz der USA über das Finanzsystem und insbesondere über die Kapitalmärkte", betonte er.
EU ist vom internationalen Wirtschaftssystem weiter abhängig
Nach Ansicht des Experten bleibt die Europäische Union vom US-Finanzsystem abhängig. Eine mögliche Rezession in den USA könnte die europäische Wirtschaft beeinflussen, da die EU nicht immun gegen die Folgen sein wird.
"Wir sind immer noch unsicher, was mit dem US-amerikanischen und folglich mit dem internationalen Wachstum geschehen wird. Denn jetzt diskutieren immer mehr Analysten über die Aussichten einer Rezession in den USA. Ich will dieses Szenario nicht ausschließen. Sogar Donald Trump hat kürzlich in seiner Rede zur Lage der Nation vor dem Kongress erwähnt, dass die Dinge schlechter werden könnten, bevor sie besser werden. Und wenn wir uns das vor Augen halten, kann sich das in einer Rezession niederschlagen, die weltweite Auswirkungen hat".
Der Analyst erklärte, dass die EU zwar schon früher effektiv auf globale Krisen reagiert habe, aber immer noch nicht auf eine globale Rezession größeren Ausmaßes vorbereitet sei. Das müsse sich ihm zufolge nun ändern.
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