Touristensteuer bald auch in London?

Barcelona, Berlin, Paris, Prag und Venedig - und bald könnte sich London in die wachsende Liste der europäischen Städte einreihen, die von Touristen eine Steuer erheben.
Bei einer der zehn jährlichen Fragestunden des Londoner Bürgermeisters in dieser Woche sprach sich Bürgermeister Sadiq Khan für eine Abgabe auf Besuche der britischen Hauptstadt aus. Den Touristen mache es nichts aus, ein paar Euro mehr zu zahlen, wenn sie woanders Urlaub machen, erklärte er.
Einige Städte in Europa haben zwar erfolgreich Touristensteuern eingeführt, aber deren Auswirkungen sind nicht immer eindeutig zu erkennen. Manche argumentieren, dass sie für die Aufrechterhaltung der touristischen Infrastruktur unerlässlich seien, andere wiederum befürchten, dass sie Besucher langfristig abschrecken könnten.
Könnte eine Londoner Touristensteuer das richtige Gleichgewicht herstellen?
Wie viel bringen die Touristensteuern ein - und wohin fließt das Geld?
In ganz Europa sind die Touristensteuern zu einer beliebten Finanzierungsquelle für Städte geworden, die mit der Bewältigung des Übertourismus und der Finanzierung öffentlicher Dienstleistungen zu kämpfen haben.
In Barcelona zum Beispiel zahlen Besucher derzeit bis zu 4 € pro Nacht, zusätzlich zu einer regionalen Steuer. Diese saftigen Gebühren bringen der Stadt viel Geld ein - bis zu 100 Millionen Euro jährlich -, das in die Instandhaltung der Infrastruktur, die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs und den Erhalt historischer Stätten fließt.
Paris erhebt von seinen Besuchern bis zu 16 € pro Nacht in den teuersten Hotels, wodurch jedes Jahr Millionen von Euro zur Unterstützung von Kulturprojekten und Stadtsanierungen eingenommen werden.
Sollte London diesem Beispiel folgen, könnte eine Abgabe erhebliche Summen einbringen. Offiziellen Schätzungen zufolge könnte eine 5-prozentige Steuer auf Übernachtungen jährlich fast 240 Millionen Pfund (285 Millionen Euro) einbringen.
Zwar wurden noch keine offiziellen Pläne vorgestellt, aber Khan hat erklärt, dass das Geld den Tourismus und das Gastgewerbe unterstützen würde.
"Mein Versprechen an die Hotels und AirBnbs usw. ist, dass das Geld dazu verwendet wird, die Umgebung zu verbessern, um mehr Touristen zu anzulocken", sagte er.
Könnte eine Londoner Touristensteuer dem Gastgewerbe schaden?
Während die Gebühren in den entsprechenden Städten weiter steigen, zweifeln die Kritiker an deren Auswirkungen.
Der Hotelverband von Barcelona erklärte im Februar gegenüber den lokalen Medien, dass die ständig steigende Steuer - im Jahr 2025 könnte ein Aufenthalt in einem Fünf-Sterne-Hotel 15 € pro Nacht zuzüglich Mehrwertsteuer kosten - einer "steuerlichen Erstickung" eines der wichtigsten Sektoren der Stadt gleichkomme.
Venedig wird in diesem Jahr die Steuer für Tagesausflügler und Kurzzeitbesucher von 5€ auf 10 € verdoppeln. Zwar brachte die Steuer der Stadt im Jahr 2024 2,2 Millionen Euro ein, doch stellten die Behörden fest, dass sie nur wenig dazu beitrug, den Tourismus einzudämmen, der die öffentlichen Plätze verstopft und die Einheimischen verdrängt hat.
Zu Beginn dieses Jahres schlossen Unternehmen in ganz Wales am St. David's Day ihre Türen, um gegen eine anvisierte Steuer zu protestieren. Die Gegner argumentierten, dass Wales dadurch weniger wettbewerbsfähig würde, und das zu einer Zeit, in der sich die vom Tourismus abhängigen Unternehmen noch immer von den Verlusten der Pandemie erholen.
In London, wo die Hotelpreise bereits zu den höchsten in Europa gehören, könnte die Einführung einer zusätzlichen Gebühr ein Knackpunkt sein. Da der Tourismus nur knapp über dem Niveau vor der Pandemie liegt - VisitBritain schätzt, dass die Zahl der Besucher im Jahr 2024 um 41,2 Millionen steigen wird, was einem Zuwachs von nur einem Prozent gegenüber 2019 entspricht - befürchten einige, dass eine Steuer preisbewusste Reisende abschrecken könnte.
Der Tourismusverband UKHospitality erklärte gegenüber der britischen Zeitung The Standard, dass zusätzliche Steuern "extrem schädlich" wären.
Wird sich London in die Riege der Städte einreihen, die Steuern erheben?
Das vergangene Jahr war in Europa von einer Reihe von Anti-Tourismus-Protesten geprägt. Von Amsterdam über die Kanarischen Inseln bis nach Griechenland gingen Einheimische auf die Straße, um ihre Frustration über den unaufhörlichen Anstieg der Besucherzahlen und die Auswirkungen der Branche auf den Wohnungsbau, die Gesundheitsversorgung und andere öffentliche Dienstleistungen zum Ausdruck zu bringen.
Die Fremdenverkehrsabgabe hat die Touristen-Flut zwar noch nicht eingedämmt, aber sie hat den Städten, die um die Eindämmung des Ansturms kämpfen, Millionen eingebracht. Da die großen europäischen Reiseziele bereits von diesen Steuern profitieren, scheint Londons eigene Abgabe unausweichlich.
Ob sie Erfolg hat, könnte jedoch davon abhängen, wie sie gestaltet wird - entweder als notwendiges Instrument zur Unterstützung der lokalen Infrastruktur oder als unwillkommene Zusatzkosten für Reisende.
In der Debatte scheint eines sicher zu sein: Bei den Gesprächen über Londons Tourismuswirtschaft geht es um mehr als nur um ein paar Euro mehr.