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Studie: Zwei von drei Deutschen sind von Gedanken an Krieg gestresst

• Dec 1, 2025, 5:00 AM
7 min de lecture
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Krieg in der Ukraine, in Gaza, im Sudan. Unsicherheit durch Zölle, Handelsbeschränkungen, Pandemien und autoritäre Systeme. Das jetzige Zeitalter ist von multiplen Krisen geprägt und das spiegelt sich auch in der Gesellschaft wieder.

62 Prozent der Menschen, die Stress verspüren, gaben im diesjährigen TK-Stressreport an, dass Kriege und internationale Konflikte sie stark oder sehr stark belasten.

Gestresste Menschen empfinden auch die Polarisierung der Gesellschaft durch politisch sehr unterschiedliche Meinungen sowie die Gefährdung der inneren Sicherheit als bedrückend.

Weniger als die Hälfte der gestressten Befragten (47 Prozent) hat angegeben, dass die Gefährdung des Wirtschaftsstandorts Deutschlands zu ihrer Belastung beitrage, bei den Auswirkungen des Klimawandels und Umweltproblemen verspürten rund 44 Prozent der Befragten eine Belastung.

Betrachtet man die Gesamtheit aller Befragten, so sind politische und gesellschaftliche Probleme, zu denen die oben genannten Faktoren Krieg, Polarisierung und Sicherheit zählen, so handelt es sich jedoch nur um den drittgrößten Auslöser von Stress.

Insgesamt sind die Deutschen vor allem mit sich selbst beschäftigt. Der größte Faktor, der Stress auslöst, ist dem TK-Bericht zufolge der hohe Anspruch an sich selbst. Insbesondere bei Frauen führt der eigene Anspruch dazu, dass sie sich gestresst fühlen. Bei Männern ist der größte Auslöser für Stress die Arbeitssituation. Ingesamt steht Schule, Studium und Beruf an zweiter Stelle.

Stress hat zugenommen

Fest steht auch: Die Deutschen stehen immer mehr unter Druck. Im laufenden Jahr haben 66 Prozent der Befragten angegeben, dass sie sich in ihrem Alltag oder Berufsleben häufig oder manchmal gestresst fühlen. Nur acht Prozent geben an, gar keinen Stress zu empfinden.

Den TK-Report gibt es seit 2013, es ist die vierte Edition. Zu erkennen ist ein Trend, dass das Stressempfinden in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugenommen hat. Denn 2013, vor mehr als 10 Jahren, empfanden 57 Prozent Stress. Dafür kann die Zunahme von äußeren Einflüssen wie politischen Krisen und Kriegen gemacht werden.

Im Vergleich hat das Stressempfinden bei Männern nach der Coronakrise wieder abgenommen, bei Frauen ist es jedoch weiter gestiegen.

Stress ist zwar, das sagt auch der neue TK-Stressreport, nicht grundlegend negativ, allerdings müsse es genug Phasen der Entspannung geben. Dann kann ein gesundes Stresslevel motivieren und die Konzentration steigern.

Wer viel Stress verspürt, merkt das auch körperlich und gesundheitlich. Menschen, die häufig oder manchmal gestresst sind, leiden signifikant häufiger unter Muskelverspannungen und Rückenschmerzen, Erschöpfung, innerer Unruhe, Schlafstörungen sowie Gereiztheit. Vermeiden lässt sich das durch den Aufbau und das Trainieren von Resilienz. Auch andere Strategien haben sich bewährt, um Stress zu bewältigen.

TK-Vorstandschef appelliert an Arbeitgeber

"Auch Arbeitgeber sind gefordert, zu handeln. Denn die Arbeit wird ganz klar als einer der Hauptauslöser für Stress genannt", erklärt Dr. Jens Baas auf der Pressekonferenz zum Report. "Viele Befragte können nach Feierabend nicht mehr richtig abschalten und fühlen sich abgearbeitet und verbraucht. Hier gilt es anzusetzen", mahnt er.

Stress lasse sich seiner Meinung nach nicht immer vermeiden. Wichtig sei, dass "wir lernen, uns in einer immer schneller werdenden Welt gut abzugrenzen und einen gesunden Umgang mit ihm finden", so Baas.

Die meisten der Befragten gaben an, dass ihnen Spazierengehen oder Zeit in der Natur zu verbringen dabei hilft, Stress zu lindern (83 Prozent). Eigene Hobbies helfen 78 Prozent bei der Stressbewältogung. Ebenso viele treffen sich mit Familie und Freunden.

Auch Musik hören, für sich selbst kochen oder essen gehen, sind wirksame Methoden, die Entspannungsphase einzuleiten.

"Der große Unterschied zwischen persönlichen Krisen, wie zum Beispiel dem Verlust des Arbeitsplatzes, und den großen politischen und gesellschaftlichen Themen ist das Kontrollerleben", erklärt die Glücksforscherin und Psychologin Prof. Dr. Judith Mangelsdorf im TK-Stressreport.

Die TOP 10 der Deutschen zum Entspannen und Abbau von Stress.
Die TOP 10 der Deutschen zum Entspannen und Abbau von Stress. TK-Stressreport 2025

Wer Einfluss nehmen kann, auf die Situation, die einen stresst, beweist sich Handlungsfähigkeit und kann Kontrolle übernehmen. Bei äußeren Einflüssen kann man immerhin beschränken, wie viel Zugang man sich selbst lässt.

Evolutionspsychologisch seien wir nicht dafür gemacht, uns den ganzen Tag mit den Krisen des gesamten Planeten auseinanderzusetzen, so Glücksforscherin Mangelsdorf. "Das heißt, wir müssen wieder lernen zu steuern, wann informiere ich mich aus welchem Grund, um uns nicht mit ungebremsten Nachrichtenkonsum und Doomscrolling zu überfordern."