EU-Verteidigungsausgaben: Jeder Bürger zahlt mehr als 700 Euro, laut Schätzungen

Laut neuen Daten der Europäischen Verteidigungsagentur (EDA) haben die Verteidigungsausgaben der EU-Länder einen neuen Rekordwert von 343 Milliarden Euro erreicht.
Die Mitgliedstaaten haben ihre Investitionen zwischen 2023 und 2024 um 19 Prozent erhöht.
Der größte Teil des Verteidungsbudgets entfällt 2024 auf militärische Ausrüstungen - mit rund 88 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 39 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) im Verteidigungsbereich stiegen um 20 Prozent auf 13 Milliarden Euro.
Die jährlichen Kosten für jeden EU-Bürger werden nun auf 764 Euro geschätzt.
Welche EU-Mitglieder sind dem NATO-Ziel von 3,5 % am nächsten?
Aus den von Euronews gesichteten Daten geht hervor, dass Polen seine Verteidigungsinvestitionen drastisch auf fast 3,8 Prozent des BIP erhöht hat, mehr als jedes andere EU-Land.
Estland und Lettland folgen mit jeweils 3,3 Prozent und Litauen mit 3,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Am anderen Ende der Skala steht Irland, das nur 0,2 Prozent seines BIP für die Verteidigung ausgibt.
Deutschland liegt in absoluten Zahlen vorn
In absoluten Zahlen hat allerdings Deutschland mit rund 90 Milliarden Euro (2,1 Prozent des BIP) die größten Ausgaben , gefolgt von Frankreich mit fast 60 Milliarden Euro (2 Prozent) und Italien mit rund 33 Milliarden Euro (1,5 Prozent).
Alle EU-Mitgliedstaaten haben ihre Militärausgaben im Jahr 2024 erhöht, mit Ausnahme von Irland, wo sie auf 1,2 Milliarden Euro sanken, und Portugal, wo sie auf 4,1 Milliarden Euro zurückgingen.
Wie sehen die Streitkräfte der EU im Vergleich zu den USA, Russland und China aus?
Die EDA hat auch die Streitkräfte der EU mit denen der USA verglichen.
Im Jahr 2024 investierte Washington 845 Milliarden Euro in die Verteidigung (3,1 % des BIP), fast dreimal so viel wie die EU mit insgesamt 343 Milliarden Euro.
Obwohl die EU-Länder insgesamt über mehr Kampfpanzer, Artilleriesysteme und Schützenpanzer verfügen, sind ihre Fähigkeiten auf verschiedene Betriebssysteme verteilt, so der Bericht. Das führt dazu, dass sie weniger effektiv sind, als sie sein könnten.
Im Gegensatz dazu geben Russland (107 Milliarden Euro) und China (250 Milliarden Euro) in absoluten Zahlen weniger aus als die EU. Aber die EDA warnt, dass sie aufgrund niedrigerer Inlandspreise, integrierter Planung und geringerer Zersplitterung wahrscheinlich eine größere Kosteneffizienz erreichen.
Sowohl Russland als auch China haben ihre Verteidigungshaushalte in den letzten beiden Jahrzehnten schneller erhöht als die EU.
Keine wirksame Abschreckung ohne Zusammenarbeit, sagt die EDA
Die EDA schätzt, dass die Verteidigungsinvestitionen der EU im Jahr 2025 insgesamt 381 Milliarden Euro erreichen könnten, womit die Ausgaben der EU auf 2,1 Prozent des BIP ansteigen und zum ersten Mal den Richtwert von 2 Prozent überschreiten würden.
Um die Ausgaben bis 2035 von 2 Prozent auf 3,5 Prozent des BIP zu erhöhen, sind weitere 254 Milliarden Euro erforderlich, so dass sich die Verteidigungsausgaben insgesamt auf rund 635 Milliarden Euro belaufen müssten, so die Agentur.
Die Readiness 2030-Initiative der EU-Kommission sieht vor, in den nächsten vier Jahren einen zusätzlichen Haushaltsspielraum von bis zu 800 Milliarden Euro zu schaffen, um die Verteidigungsausgaben weiter zu erhöhen.
Die EDA betont jedoch, dass Geld allein nicht ausreichen wird: Es muss mehr Personal eingestellt werden, um "Engpässe" zu beseitigen und sicherzustellen, dass es genügend ausgebildete Soldaten gibt, die modernes Gerät bedienen können.
Vor allem aber fordert die Agentur die Mitgliedstaaten auf, die Kooperation zu verstärken - sowohl um die Ausgaben effizienter zu gestalten als auch um sicherzustellen, dass ihre Streitkräfte durch den Einsatz interoperabler Systeme und Ausrüstung besser zusammenarbeiten.
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