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Kriminelle Banden? Ladendiebstahl in Deutschland auf Rekordniveau

• Jul 5, 2025, 11:48 AM
6 min de lecture
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Die deutschen Einzelhändler werden bei der Fertigstellung ihrer Inventuren im Jahr 2024 ein klaffendes Loch von fehlenden Waren im Wert von 4,95 Milliarden Euro feststellen. Das geht aus einer neuen Veröffentlichung des EHI Retail Institute hervor, die auf einer jährlich durchgeführten Umfrage basiert.

Und obwohl der Gesamtverlust um 3 % höher ist als im Vorjahr und einen neuen Rekord darstellt, sind die fast 5 Mrd. EUR nicht ausschließlich auf Kriminalität zurückzuführen. Der Bericht schätzt, dass etwa 4,2 Milliarden Euro der Verluste auf Diebstahl zurückzuführen sind und der Rest auf eigene Fehler der Unternehmen, wie z. B. falsche Preisauszeichnung, Aufzeichnungs- und Bewertungsfehler.

Für die Studie wurden Antworten von 98 Unternehmen mit mehr als 17.000 Geschäften in Deutschland eingeholt.

Aus dem Bericht geht hervor, dass Ladendiebstähle, einschließlich der organisierten Kriminalität, die Branche im vergangenen Jahr rund 2,95 Milliarden Euro gekostet haben, was einem Anstieg von 2,82 Milliarden Euro im Jahr 2023 entspricht.

Auch die eigenen Mitarbeiter der Unternehmen waren für Verluste in Höhe von 890 Mio. Euro verantwortlich, und ein Verlust von 370 Mio. Euro wurde auf Diebstähle durch Lieferanten und Dienstleistungsunternehmen zurückgeführt.

Dem EHI-Bericht zufolge hat der Ladendiebstahl, also der Diebstahl durch Kunden, seit der COVID-19-Pandemie zugenommen, obwohl die Polizei für 2024 einen Rückgang der gemeldeten Fälle um 5 % meldet.

"Insgesamt 98% aller Diebstähle bleiben in Deutschland unentdeckt, was bedeutet, dass die Zählung der Verluste eine Überprüfung der Lagerbestände auf fehlende Artikel erfordert", heißt es in dem Bericht.

Ladendiebstahl: Zunehmend von der organisierten Kriminalität kontrolliert

Professionelle Diebstahlsringe sind zu einer erheblichen Bedrohung für den Einzelhandel geworden. Die Studie schätzt, dass Ladendiebstähle im Zusammenhang mit organisierter Kriminalität im Vergleich zum Vorjahr um 5 % zugenommen haben.

Im Jahr 2024 entfällt rund ein Drittel des gesamten Kundendiebstahls oder fast eine Milliarde Euro auf organisierte Aktivitäten.

"Viele Einzelhändler sind sich sicher, dass der organisierte Diebstahl immer professioneller wird und weiter zunehmen wird", heißt es in dem Bericht.

Weiter heißt es: "Größere Gruppen dringen in die Geschäfte ein und packen die Produkte gnadenlos ein. Sicherheitskräfte und Personal haben meist keine Chance. Die unüberschaubare Entwicklung der Bandenkriminalität, ihre Verbindung zu großen Online-Verkaufsplattformen und das Fehlen von Maßnahmen dagegen sind ein Problem."

Armut könnte auch Ladendiebstahl begünstigen

"Eine weitere Herausforderung bleibt der 'normale' Kundendiebstahl, der zum Teil auf steigende Lebenshaltungskosten und höhere Arbeitslosigkeit zurückzuführen ist", so der Bericht.

Deutschland, die größte Volkswirtschaft in der EU, hat mit überhöhten Energiepreisen und einer geringeren Produktivität zu kämpfen, die teilweise auf den Krieg in der Ukraine und die COVID-19-Pandemie zurückzuführen ist.

Das verarbeitende Gewerbe des Landes ist nun mit großen Unsicherheiten im Welthandel konfrontiert, verbunden mit erhöhten Energiepreisen und Problemen in der Lieferkette.

Die kränkelnde Wirtschaft ist seit Ende 2022 in jedem zweiten Quartal geschrumpft.

Die Wohnkosten sind so stark gestiegen, dass 12 % der Bevölkerung im vergangenen Jahr mehr als 40 % ihres Einkommens dafür ausgaben, wie das Statistikamt des Landes mitteilte. Der EU-Durchschnitt liegt bei 8,2 %.

Ein Fünftel der Bevölkerung ist von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht, und obwohl die Inflation auf etwa 2 % gesunken ist, liegt die Arbeitslosigkeit laut Bundesagentur für Arbeit mit 6,2 % auf dem höchsten Stand seit Ende 2020. In ihrem jüngsten Bericht stellt die Agentur außerdem fest, dass sich die Zahl der Arbeitslosen zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt der 3-Millionen-Marke nähert.

Wo wird am meisten geklaut?

In Lebensmittelläden wurden Waren im Wert von fast 2 Mrd. € gestohlen, wobei kleinere Supermärkte am häufigsten betroffen waren. Auch in Drogerien und Baumärkten kam es in einigen Fällen zu deutlich höheren Verlusten.

Unterdessen zeigen die offiziellen polizeilichen Aufzeichnungen, die nicht jeden Fall erfassen, einen Rückgang der Ladendiebstähle um 5 % für das Jahr 2024, wie aus den Daten der Polizeilichen Kriminalstatistik hervorgeht.

Dies folgt auf zwei dramatische Anstiege in den Jahren 2022 und 2023, als die gemeldeten Fälle jedes Jahr zweistellig anstiegen, nämlich um 34,3 % bzw. 23,6 %. Laut der Studie des EHI Retail Institute bleiben jedoch schätzungsweise 98 % der Fälle von Ladendiebstahl unentdeckt.

Der Schaden für den Einzelhandel in Höhe von 4,2 Milliarden Euro im Jahr 2024 bedeutet auch einen Verlust für den Bundeshaushalt.

"Der volkswirtschaftliche Schaden durch Diebstahl aufgrund entgangener Umsatzsteuer beläuft sich auf rund 570 Mio. € pro Jahr", heißt es in dem Bericht, wobei davon ausgegangen wird, dass drei Viertel der gestohlenen Artikel mit einem Mehrwertsteuersatz von 19 % und das restliche Viertel mit 7 % besteuert werden.

Erhöhte Sicherheitsbudgets

Einzelhandelsunternehmen geben rund 0,33 % ihres Umsatzes für Sicherheitsmaßnahmen aus, darunter Personalschulung, Kameraüberwachung, gezielter Einsatz von Ladendetektiven und diebstahlsichere Ausstellungsstücke. Die Gesamtkosten aller damit zusammenhängenden Investitionen beliefen sich auf rund 3,1 Mrd. Euro, so dass sich die Gesamtkosten für Diebstahl und Prävention im vergangenen Jahr auf 7,3 Mrd. Euro beliefen, so die Studie.

Dies entspricht etwa 1,5 % des Verkaufspreises eines durchschnittlichen Kaufs, was bedeutet, dass auch die Kunden die Kosten zu tragen haben.