Britische Studie: KI-Stethoskop kann Herzerkrankungen in nur 15 Sekunden erkennen

Laut britischen Forschern kann ein mit Künstlicher Intelligenz (KI) betriebenes Stethoskop drei Herzkrankheiten in nur 15 Sekunden erkennen.

Das KI-Stethoskop analysiert kleine Veränderungen des Herzschlags und des Blutflusses, die für das menschliche Ohr sonst nicht wahrnehmbar wären. Dadurch wird sichergestellt, dass Ärzte potenzielle Herzprobleme schnell genug erkennen können. Somit können die Patienten schneller eine potenziell lebensrettende medizinische Versorgung in Anspruch nehmen.

Die neuesten Ergebnisse sind "ein elegantes Beispiel dafür, wie das einfache Stethoskop, das vor mehr als 200 Jahren erfunden wurde, für das 21. Jahrhundert aufgerüstet werden kann", so Dr. Sonya Babu-Narayan, Kardiologin und klinische Direktorin bei der British Heart Foundation, welche die Studie finanziert hat.

KI-Stethoskop erkennt Herzkrankheiten in 15 Sekunden

Im Rahmen des Praxistests haben Ärzte das KI-Stethoskop in mehr als 200 Allgemeinarztpraxen im Vergleich zur Standardversorgung getestet. An der Studie nahmen mehr als 1,5 Millionen Patienten teil, die Symptome einer Herzinsuffizienz wie etwa Müdigkeit oder Kurzatmigkeit aufwiesen.

Bei Patienten, die mit dem KI-Stethoskop untersucht wurden, war die Wahrscheinlichkeit, dass eine Herzinsuffizienz diagnostiziert wurde, mehr als doppelt so hoch. Die Wahrscheinlichtkeit einer Diagnose von Patienten mit Vorhofflimmern - einer Herzrhythmusstörung, die das Schlaganfallrisiko erhöhen kann - war etwa 3,5-mal so hoch und bei Patienten mit einer Herzklappenerkrankung, bei der mindestens eine Herzklappe nicht richtig funktioniert, fast doppelt so hoch.

"Unsere Studie zeigt, dass jetzt drei Herzkrankheiten in einer Sitzung erkannt werden können", sagte Dr. Nicholas Peters, Kardiologe und leitender Prüfarzt der Studie am Imperial College London, in einer Erklärung.

Bemerkenswert ist jedoch, dass etwa zwei Drittel der Patienten, bei denen das KI-Stethoskop eine potenzielle Herzinsuffizienz anzeigte, tatsächlich nicht an dieser Krankheit litten. Das konnten die Ärzte nach der Anordnung von Bluttests oder Herz-Scans feststellen.

Unnötige Ängste durch falsche Diagnose?

Die Forscher räumten ein, dass die offensichtliche Überempfindlichkeit des Stethoskops bei einigen Patienten zu unnötigen Ängsten und Untersuchungen führen könnte. Sie wiesen jedoch darauf hin, dass das Gerät auch echte Herzprobleme erkennt, die andernfalls vielleicht übersehen worden wären.

Das KI-Stethoskop könnte nur bei Patienten mit vermuteten Herzproblemen und nicht für Routineuntersuchungen verwendet werden, schlugen sie vor.

Es ist jedoch unklar, ob die Ärzte das Gerät für nützlich halten. Ein Jahr, nachdem sie die KI-Stethoskope erhalten hatten, verwendeten 70 Prozent der Hausarztpraxen sie nicht mehr regelmäßig, so das Ergebnis der Studie.

Das KI-Stethoskop wurde von Eko Health entwickelt, einem in Kalifornien ansässigen Unternehmen für Gesundheitstechnologie.

Die Forscher des Imperial College London und des Imperial College Healthcare NHS Trust stellten ihre Ergebnisse auf der Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie in Madrid vor.

Trotz der Einschränkungen sagte Babu-Narayan, dass neue Instrumente zur schnelleren Erkennung von Herzinsuffizienz von entscheidender Bedeutung sind, da bei vielen Menschen die Diagnose erst gestellt wird, wenn sie als medizinischer Notfall ins Krankenhaus kommen.

Schätzungen zufolge sind mehr als eine Million Menschen im Vereinigten Königreich und 60 Millionen weltweit von einer Herzinsuffizienz betroffen. "Wenn die Diagnose früher gestellt wird, können die Menschen die Behandlung erhalten, die sie brauchen, um länger gut leben zu können", sagte Babu-Narayan.