...

Logo Pasino du Havre - Casino-Hôtel - Spa
in partnership with
Logo Nextory

Gute Drohnen, böse Drohnen: Am Himmel wird es immer unübersichtlicher

• Oct 10, 2025, 4:01 AM
10 min de lecture
1

Sie spionieren, legen Flughäfen lahm und sorgen für Aufruhr: In den vergangenen Wochen haben Drohnen-Sichtungen in Deutschland die öffentliche Debatte polarisiert. Die Rufe nach harten Maßnahmen gegen Drohnen wurden lauter, und die Politik musste reagieren.

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) hat kürzlich eine Drohnen-Abwehrreform angekündigt. Diese umfasst ein gemeinsames Abwehrzentrum von Bund und Ländern, eine Drohnen-Abwehreinheit der Bundespolizei sowie eine eigene Forschungs- und Entwicklungseinheit für Drohnentechnologien. Die Bundespolizei soll unbemannte Flugobjekte nun aufspüren, abwehren, abfangen und bei Bedarf auch abschießen können.

Jedoch sind nicht alle Drohnen gefährlich – viele dienen der zivilen Nutzung, insbesondere in der Logistik und im Gesundheitswesen. Dort transportieren sie medizinische Güter, darunter Blutproben, Medikamente und Impfstoffe.

Im Gespräch mit Euronews erklärt Norman Koerschulte, Gründer von Morpheus Logistik, Deutschlands einziger Drohnen-Airline, dass sie mit ihren Geräten den normalen Straßenverkehr teilweise ersetzt haben. "Da, wo wir fliegen, ist die Alternative nicht mehr gegeben", ergänzt er und begründet das mit der fehlenden Taxi-Kapazität, Staus und hohe infrastrukturelle Belastungen.

Eine Morpheus Logistik-Drohne am Boden
Eine Morpheus Logistik-Drohne am Boden Morpheus Logistik

Koerschulte sieht darin den Vorteil für die Drohnen, da sie die Strecke zwischen Krankenhaus und Labor in der Luft "super schnell" zurücklegen und Verkehr problemlos umgehen können. Rund 250 Laborproben werden pro Flug transportiert – für den Gründer ein Beleg für die praktische, zivile Nutzung von Drohnen, die sonst häufig militärisch eingesetzt werden.

Wie weit solche zivilen Anwendungen bereits sind, zeigt das Beispiel der Klinikgruppe Asklepios. Dort wird zunehmend auf Drohnen gesetzt, um medizinische Proben zwischen ihren Standorten zu transportieren, berichtet der NDR.

Über eine Distanz von mehr als 50 Kilometern Luftlinie fliegen die Drohnen seit März dieses Jahres regelmäßig zwischen Selent im Kreis Plön und Bad Oldesloe im Kreis Stormarn, Schleswig-Holstein. Bisher haben sie rund 100 Transporte und mehrere hundert Testflüge absolviert. Ziel ist hier die Entlastung des Straßenverkehrs und der schnellere und klimafreundlichere Transport von Blut- und Laborproben.

Drohnen-Piloten im Leitstand
Drohnen-Piloten im Leitstand Morpheus Logistik

Können zivile und "feindliche" Drohnen im selben Luftraum koexistieren?

Wie beim Straßenverkehr braucht es auch in der Luft klare Regeln.

In Deutschland müssen Drohnen ab einem Gewicht von 250 Gramm, professionelle Drohnen oder Drohnen, die in kritischen Bereichen fliegen ein "digitales Nummernschild" (EID) haben. 

Das EID kann nur von Behörden und befugten Stellen ausgelesen werden, da die Übertragung von Positionsdaten missbraucht werden könnte, indem Bewegungsprofile von Drohnen-Betreibern erstellt werden.

Das Fehlen der EID kann als Ordnungswidrigkeit geahndet werden, mit Bußgeldern bis zu 50.000 Euro. Bei schwerwiegenden Verstößen, wie dem gefährlichen Eingriff in den Luftverkehr, können auch Freiheitsstrafen von 6 Monaten bis zu 10 Jahren drohen.

Mini-Drohnen für reine Hobbyflüge sind meist von der EID-Pflicht ausgenommen. Um welche Drohnen es sich bei den Sichtungen in den vergangenen Wochen handelte, ist demnach unklar, da keine Drohne sichergestellt werden konnte.

Zusätzlich lassen sich die Geräte über das interne Flottenüberwachungssystem FLAN steuern und überwachen. Manche Drohnen senden zudem Positionsdaten über ADS‑B, einen Standard aus der Luftfahrt, der theoretisch von jedem mit entsprechender Technik empfangen werden kann. Die eindeutige Zuordnung zu einem Betreiber ist dabei jedoch nur über offizielle Registrierungsdaten möglich.

Transparenz im unteren Luftraum

"Wir brauchen einfach eine Bundesinitiative und eine klare Sichtbarkeit für den unteren Luftraum", erklärt der Morpheus Logistik-Gründer im Gespräch mit Euronews. Das ist der Bereich der Atmosphäre, in dem die meisten normalen Flugzeuge, Hubschrauber und Drohnen fliegen. Er reicht vom Boden bis etwa 7,5 Kilometer Höhe.

Das Unternehmen Morpheus Logistik fordert in diesem Höhenbereich eine hundertprozentige Identifikation aller Drohnen. “Am besten so transparent wie bei Flightradar24", ergänzt Koerschulte. Auf Flightradar24 kann man die bemannte Fliegerei identifizieren. 

Drohne von Morpheus Logsitik
Drohne von Morpheus Logsitik Morpheus Logsitik

"Wir müssten diese Identifikationspflicht bundesweit und dann hinterher auch EU-weit einführen", so Koerschulte. Denn dann hätten nicht nur Behörden, sondern jeder die Möglichkeit zu schauen, welche Drohnen – beladen oder nicht – gerade in der Luft sind. Vorstellen kann man sich das wie ein digitales Nummernschild für Drohnen.

So lassen sich Drohnen, die möglicherweise für Spionage oder Sabotage eingesetzt werden, schnell identifizieren.

"Das würde für viel Transparenz sorgen und wird auch letzten Endes den Bürgern die Angst nehmen", räumt Koerschulte ein, der ergänzt, dass jede Technologie "leider sowohl für das 'Gute' als auch für das 'Böse' eingesetzt werden" kann. 

Das Abschießen der Drohnen, wie kürzlich vom bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) gefordert, ist für ihn jedoch eine ineffiziente Lösung – mitunter, weil es eine hohe Anzahl aktiver Drohnenpiloten in Deutschland gibt.

Sollte jede Drohnen-Sichtung nun bei der Polizei oder anderen zuständigen Stellen gemeldet werden, würde das Koerschulte zufolge für Verwirrung und Irritation sorgen. Würde es stattdessen ein System geben, wo man die Herkunft und Art der Drohne identifizieren könnte, würde das für Klarheit am Himmel sorgen.