35 Prozent zu hoch - Immobilien in Portugal gehören zu den überteuertesten in Europa

Die Immobilienpreise in der gesamten Europäischen Union sind in den letzten zehn Jahren drastisch angestiegen. Portugal ist eines der Länder mit den am stärksten überhöhten Preisen, zeigt ein Bericht der Europäischen Kommission.
Höhere Zinssätze, die Nachfrage nach Wohnraum durch wohlhabendere Familien und Investoren, Verstädterung, Migration und Veränderungen in den Familienstrukturen, eine Zunahme der kurzfristigen Vermietungen, ein Mangel an Neubauten und der Mangel an Arbeitskräften im Baugewerbe - all dies trägt zur aktuellen Situation des Wohnungsmarktes in der Europäischen Union bei.
Zwischen 2014 und 2024 stiegen die Immobilienpreise in der EU um durchschnittlich 50 Prozent. In Ländern wie Ungarn, Litauen, Tschechien, Portugal, Estland, Bulgarien und Polen stiegen sie sogar um mehr als 200 Prozent.
In Portugal seien die Preise um etwa 35 Prozent zu hoch – und die Kommission rechnet damit, dass dieser Trend anhält.
Tourismus und Kurzzeitvermietung
Es gibt mehrere Gründe für die überhöhten Immobilienpreise in Portugal, wobei einige Faktoren stärker ins Gewicht fallen als andere. Dem Bericht der Europäischen Kommission zufolge sind der Tourismus und die Kurzzeitvermietung einige von ihnen.
Der Erfolg von Home-Sharing-Plattformen wie Airbnb hat den traditionellen Immobilienmarkt gestört, da er zum Rückgang des Angebots auf dem langfristigen Mietmarkt beiträgt.
"Portugal ist das EU-Land, in dem sich der Tourismus am stärksten auf die Immobilienpreise ausgewirkt hat", heißt es in dem Bericht der Kommission.
Institutionelle Investitionen
In Portugal ist der Anteil des öffentlichen Wohnungsbaus einer der niedrigsten in Europa. Er liegt bei etwa 2 % der Gesamtfläche, wie aus den jüngsten Daten der vom ISCTE - Instituto Universitário de Lisboa durchgeführten Studie "The State of the Nation and Public Policies 2025" hervorgeht.
Hinzu kommt laut EU-Bericht der Einfluss institutioneller Investoren. Versicherungsgesellschaften und Pensionsfonds hätten in den vergangenen Jahren verstärkt in Immobilien investiert und so den Preisanstieg beschleunigt. In Portugal seien Pensionsfonds besonders stark auf dem Immobilienmarkt vertreten.
Auch die Vergabe von Baugenehmigungen gilt als Problem. Nach der Finanzkrise ist die Zahl der Neubauten in Ländern wie Portugal, Spanien, Griechenland und Kroatien drastisch gesunken. In Portugal dauert die Erteilung einer Genehmigung laut Bericht im Schnitt bis zu 31 Wochen – so lange wie in kaum einem anderen EU-Land.
Die Kommission empfiehlt, die Verfahren zu vereinfachen, um den Neubau zu beschleunigen. Eine Reduzierung der Dokumentationsanforderungen könnte „zu mehr Effizienz und einem höheren Wohnungsangebot beitragen“.
Leerstehende Immobilien
Ein weiteres Problem ist die hohe Zahl leerstehender Immobilien. Schätzungen zufolge steht in der EU etwa jede sechste Immobilie leer – in Portugal liegt der Anteil besonders hoch, doch auch in Bulgarien, Rumänien, Malta, Zypern und Ungarn.
Der Bericht warnt, dass der Leerstand in Städten die Wohnungsknappheit verschärfe, da dringend benötigter Wohnraum ungenutzt bleibe.
Portugal und die Wohnungskrise
Die Wohnungsnot ist seit Jahren ein zentrales Thema in Portugal. Steigende Mieten und fehlender bezahlbarer Wohnraum führen immer wieder zu Protesten.
Die Regierung hat jüngst steuerliche Anreize für den Bau von Wohnungen angekündigt – darunter eine Senkung der Mehrwertsteuer auf sechs Prozent für Bauprojekte bis zu 648.000 Euro. Der 6-prozentige Mehrwertsteuersatz gilt auch für Mieten von bis zu 2.300 Euro, vor allem in Städten wie Lissabon und Porto, in denen die durchschnittlichen Beträge höher seien.
Die meisten Maßnahmen sind steuerlicher Natur und bedürfen daher der Zustimmung des Parlaments, aber es gibt auch einige Änderungen im Bereich der Vermietung.
Die Europäische Kommission hatte Portugal bereits im Juni vorgeworfen, nicht ausreichend auf die Krise zu reagieren, und empfahl unter anderem Mietpreisbremsen und Beschränkungen für den lokalen Wohnungsmarkt.
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