Deutsche Supermärkte nehmen den Kampf mit der britischen Konkurrenz auf
Die deutschen Einzelhändler Aldi und Lidl überrumpeln ihre britischen Konkurrenten mit höheren Investitionen und niedrigeren Preisen und stören damit die etablierte Ordnung.
Mit der Ankündigung einer Rekordinvestition von 1,4 Mrd. Pfund (1,6 Mrd. Euro) in neue Filialen und niedrigere Preise nimmt Aldi den Kampf mit seinen britischen Konkurrenten auf. Der auf zwei Jahre angelegte Plan zielt darauf ab, die Expansion im gesamten Vereinigten Königreich zu beschleunigen und die Lücke zu den drei großen Anbietern des Landes zu schließen.
Bis Ende des Jahres will Aldi in Großbritannien mehr als hundert bestehende Geschäfte renoviert und 23 neue Läden eröffnet. Mit diesen Investitionen wird Aldi sein Filialnetz mit 1.020 Geschäften und über 45.000 Mitarbeitern weiter ausbauen.
Um die Lieferkette bei der Belieferung von mehr Filialen effizienter zu gestalten, plant Aldi, sein Netz von 11 regionalen Verteilzentren zu erweitern und die technologische Infrastruktur zu modernisieren, die den Betrieb unterstützt.
In den vergangenen drei Monaten hat der Einzelhändler rund 100 Millionen Pfund (89 Millionen Euro) in Preissenkungen für die Verbraucher investiert, während die Gehälter der Mitarbeiter im Einzelhandel um insgesamt 79 Millionen Pfund (94 Millionen Euro) erhöht wurden.
Höhere Gewinne treiben das Wachstum an
Laut Retail Economics ist Aldi inzwischen der viertgrößte Supermarktkette des Vereinigten Königreichs. Sie ist dabei seine Rivalen Tesco, Sainsbury's und Asda aufzuholen. diese sind derzeit die drei leistungsstärksten Einzelhändlern im hart umkämpften britischen Supermarktsektor.
Die jüngsten Jahresergebnisse von Aldi für die 12 Monate bis Dezember 2023 zeigen das höchste Umsatzwachstum aller Zeiten: Ein Plus von 16 Prozent auf 17,9 Milliarden Pfund (21,4 Milliarden Euro), verglichen mit 15,5 Milliarden Pfund (18,5 Milliarden Euro) im Jahr 2022.
Aldi würde derzeit um mehr Kunden werben, in dem es versucht, den zahlungsschwachen Verbrauchern einen Mehrwert zu bieten, sagt Giles Hurley, Vorstandsvorsitzende von Aldi in Großbritannien und Irland. "Die britischen Kunden stimmen mit ihren Füßen ab und wählen Aldi zum Supermarkt ihrer ersten Wahl", sagte Hurley.
Laut Hurley investiert Aldi in Großbritannien so viel Geld wie noch nie in einem Jahr: "Für jedes Pfund Gewinn, das wir im vergangenen Jahr erwirtschaftet haben, investieren wir in diesem Jahr zwei Pfund – wir eröffnen mehr Filialen und bauen die Versorgungsinfrastruktur auf, um Millionen von Familien in ganz Großbritannien mit hochwertigen und erschwinglichen Lebensmitteln zu versorgen."
Auch die Geschäfte der deutschen Supermarktkette Lidl laufen gut. Lidl ist heute der sechstgrößte Supermarktkette im Vereinigten Königreich. Das Unternehmen hat zurzeit 11.000 Filialen in 32 Ländern, darunter mehr als 800 im Vereinigten Königreich.
Dem Marktforschungsunternehmen Kantar zufolge ist der Umsatz von Lidl im 12-Wochen-Zeitraum bis zum 12. Mai 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 10,9 Prozent gestiegen. Demnach ist dies auf das Bäckereiangebot im Laden und das äußerst erfolgreiche Treueprogramm zurückzuführen.
Es gibt aber auch andere gute Nachrichten für Lidl. Sein Marktanteil ist auf einen Rekordwert von 8,1 Prozent gewachsen. 2023 betrug sein Marktanteil noch 7,7 Prozent.
Britische Wettbewerber können Lidl kaum stoppen
Auch die britischen Einzelhändler haben Lidl Anerkennung gezollt. Bei den UK Retail Week Awards im März wurde Lidl zum Lebensmittelhändler des Jahres gekürt.
Die Juroren waren vom Wachstum des Unternehmens in den letzten 12 Monaten und von seinem hochwertigen Angebot beeindruckt. Gelobt wurde auch das Engagement des Unternehmens für die Gemeinschaft, wie zum Beispiel das Angebot, Lebensmittel zu spenden.
Ein Juror fasste Lidls Wirkung mit den folgenden Worten zusammen: "Lidl hat ein großartiges Geschäft, bei dem es eine Menge Marktanteile erobert hat. Wenn der Rest der Supermärkte nichts unternimmt, wird das so weitergehen".
Ryan McDonnell, Geschäftsführer von Lidl in Großbritannien, ist stolz auf die Leistung der Supermarktkette. "Wir sind begeistert, zum Lebensmittelhändler des Jahres ernannt worden zu sein", sagte er. Das sei "eine besonders bedeutsame Auszeichnung", insbesondere, weil Lidl 2024 sein 30-jähriges Jubiläum in Großbritannien feiert.
"Als wir 1994 unsere erste Filiale eröffneten, war unser Versprechen einfach: Wir wollten unseren Kunden qualitativ hochwertige Lebensmittel zu einem unschlagbaren Preis anbieten, und dieses Versprechen gilt immer noch", so McDonnell.
"Big on Quality, Lidl on Price ist nicht nur ein Markenslogan", fügte McDonnell hinzu. "Dieses Versprechen verkörpert das, wofür unser Unternehmen steht, und bringt unser Engagement für soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit zum Ausdruck, das zu unserer DNA gehört. Im Laufe der Jahre hat dies dazu beigetragen, dass sich die Art und Weise, wie britische Haushalte ihre Lebensmittel einkaufen, deutlich verändert hat."
Unter den führenden britischen Supermärkten liegt Tesco mit einem Marktanteil von 27,5 Prozent und einem Umsatz von 39,7 Milliarden Pfund (47,5 Milliarden Euro) im Jahr 2023 an der Spitze, so das Finanzdatenunternehmen Moneyzine.
Als einer der größten Einzelhändler der Welt hat Tesco mehr als 6.000 Filialen in Europa und Asien, davon 4.074 im Vereinigten Königreich, und beschäftigt weltweit mehr als 400.000 Mitarbeiter.
Sainsbury's, der zweitgrößte Anbieter im Vereinigten Königreich, folgt mit einem Anteil von 15,6 Prozent, während Asda mit 13,4 Prozent auf Platz drei landet.
Inzwischen hat Aldi dascbiritsche Einzelhandelsunternehmen Morrisons überholt und ist nun die viertgrößte Supermarktkette im Vereinigten Königreich.
Obwohl Lidl auf Platz sechs liegt, hat das Unternehmen die finanziellen Mittel, auf den ersten Platz aufzusteigen. Lidl ist Teil der deutschen Schwarz-Gruppe, die unter den Marken Lidl und Kaufland weltweit rund 13.900 Filialen in 33 Ländern betriebt. Dazu gehören Supermärkte, Verbrauchermärkte und Discounter.
Die Eigentümer von Lidl haben den Ehrgeiz, die Branchenkenntnis und die Finanzen, um ihren Wettbewerbern in Großbirtannien die Stirn zu bieten.