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Bieten Darm-Mikrobiom-Tests für zu Hause echten Mehrwert?

• Nov 4, 2025, 6:01 AM
5 min de lecture
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Darmmikrobiom-Tests für zu Hause liegen im Trend. Sie versprechen Neugierigen Einblicke, chronisch Kranken mehr Selbstbestimmung und Gesundheitsbewussten einen vermeintlichen Weg zu mehr Langlebigkeit.

Private Anbieter verkaufen Tests für 90 bis 460 Euro oder mehr. Sie sollen ein Bakterieninventar des Darms liefern.

Doch liefern Mikrobiom-Tests tatsächlich verwertbare Gesundheitsinformationen?

Immer häufiger bringen Patientinnen und Patienten Ergebnisse mit in die Praxis. Viele Gastroenterologinnen und Gastroenterologen sind frustriert und betonen: Diese Tests haben Grenzen.

Im Darm liegt eine Welt, über die wir noch wenig wissen

Im Darm leben ganze Ökosysteme aus Bakterien. Sie helfen bei der Verdauung, ermöglichen die Aufnahme wichtiger Vitamine, bekämpfen Entzündungen und vieles mehr. Studien zeigen: Ein gesundes Darmmikrobiom kann vor Lebererkrankungen und Diabetes schützen und könnte sogar die psychische Gesundheit beeinflussen.

Das Darmmikrobiom ist extrem komplex. Unser Verständnis „steht noch ganz am Anfang“, sagt Dr. Mark Benson, Gastroenterologe im Gesundheitssystem der University of Wisconsin-Madison.

„Es mehren sich jedoch die Hinweise, dass Veränderungen im Darmmikrobiom mit verschiedenen Krankheiten zusammenhängen, darunter Diabetes, Lebererkrankungen, Adipositas und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen“, sagt er.

Es gibt jedoch einen Haken: Oft ist unklar, ob die Veränderung des Mikrobioms Ursache oder Folge der Krankheit ist. Außerdem ist jedes Darmmikrobiom so einzigartig wie ein Fingerabdruck. Es kann sogar innerhalb einer Person variieren.

„Den größten Teil der Unterschiede zwischen Menschen verstehen wir nicht“, sagt Dr. Eamonn Quigley, Leiter der Gastroenterologie und Hepatologie am Houston Methodist Hospital. Er forscht seit 30 Jahren zum Darmmikrobiom und zu Störungen der Darm-Hirn-Achse wie dem Reizdarmsyndrom.

Wie funktionieren Darmmikrobiom-Tests?

Meistens braucht es eine Stuhlprobe. Die Entnahme erfolgt mit Tupfer oder Wischtuch. Anschließend geht die Probe per Post ins Labor zur Analyse.

Die Firmen liefern danach einen Bericht. Er vergleicht die eigene Mischung an Darmkeimen mit einem vermeintlichen Ideal oder zeigt angebliche Ungleichgewichte auf.

Diese Direktvertriebs-Tests sind nicht für die klinische Nutzung gedacht und werden nicht staatlich reguliert. Wie verlässlich sie sind, lässt sich daher kaum sagen. Zudem setzen unterschiedliche Anbieter unterschiedliche Standards und Methoden ein.

Was fangen Ärztinnen und Ärzte mit den Ergebnissen an?

Auch Ärztinnen und Ärzte ordnen Stuhltests an, dann aber mit einem klaren Ziel: Sie suchen nach Infektionen, nach Entzündungen infolge von Lebensmittelinfektionen oder Antibiotika, oder nach Krebs.

Mit Ergebnissen aus frei verkäuflichen Tests lässt sich in der Praxis meist wenig anfangen.

„Für viele Patientinnen und Patienten sind diese Tests reizvoll. Sie wirken modern. So viele Daten“, sagt Dr. Sean Spencer, Arzt und Wissenschaftler an der Stanford University. Für Ärztinnen und Ärzte sei frustrierend, „dass uns die Werkzeuge fehlen, um das Mikrobiom zu verändern“.

Spencer, Quigley und Benson haben alle schon Testergebnisse mitgebracht bekommen. Doch im Grunde gibt es nur zwei erprobte Hebel, um das Darmmikrobiom zu beeinflussen, sagt Spencer: Antibiotika und die Ernährung.

Gelegentlich zeigen die Tests auch Entzündungswerte im Darm oder Hinweise auf die Pankreasfunktion. Das kann hilfreich sein, sagt Quigley. Darüber hinaus gilt: „Die meisten geben dafür ihr Geld umsonst aus.“

Manche Anbieter koppeln Tests an Verkaufsempfehlungen

Die Anbieter betonen, sie behandelten keine konkreten Krankheiten. Viele verkaufen jedoch zusätzlich Nahrungsergänzungsmittel, die sie zusammen mit den Ergebnissen empfehlen. Laut einem Beitrag im Science Policy Forum vom März 2024 sind es rund 45 Prozent.

Einer dieser Anbieter ist Thorne, ein Wellness-Unternehmen, das Darmmikrobiom-Tests verkauft. Mit den Testergebnissen liefert Thorne Empfehlungen für eigene Präparate sowie Hinweise zu Änderungen des Lebensstils.

Nathan Price, Chief Scientific Officer, sieht darin keinen Interessenkonflikt. Kundinnen und Kunden seien zu keinem Kauf „verpflichtet“, sagt er. Viele suchten aber nach Lösungen. Thorne könne mit dem Test zudem verfolgen, ob Probiotika die Werte im Zeitverlauf verändern.

Probiotika und andere Nahrungsergänzungsmittel gelten nicht als Arzneimittel der US-Arzneimittelbehörde FDA. Daher bleibt vieles unklar: Welche Produkte wirken? Und steckt wirklich drin, was versprochen wird? Studien zum Einsatz von Probiotika bei chronischen Leiden wie atopischer Dermatitis, hohen Cholesterinwerten oder Reizdarmsyndrom zeigen gemischte Ergebnisse oder nur geringe Effekte.

Tiny Health empfiehlt Marken von Nahrungsergänzungsmitteln auf Basis eigener Tests, verkauft sie aber nicht und verdient auch nicht über Affiliate-Marketing. Diese Trennlinie war für Dr. Elisa Song wichtig, die medizinische Leiterin des Unternehmens und integrative Kinderärztin ist.

„Ich habe von Anfang an klargemacht, dass Tiny Health keine Probiotika verkaufen soll. Dieser Interessenkonflikt darf nicht entstehen“, sagt Song. „Die Wissenschaft muss sauber bleiben.“

Für eine bessere Darmgesundheit braucht es keinen Test

Ärztinnen und Ärzte sind sich einig: Wer aus Neugier testet, richtet wenig Schaden an. Für eine bessere Darmgesundheit braucht es das aber nicht.

„Ich würde aufgrund solcher Resultate weder Therapien stark verändern noch eine Reihe teurer Präparate einnehmen“, sagt Benson.

Besser: viele pflanzliche Ballaststoffe und ausreichend Eiweiß essen. Den Schlaf verbessern. Regelmäßig bewegen. Und bei ernsthaften Beschwerden in ärztliche Behandlung: Blut im Stuhl, anhaltende Verstopfung oder Durchfall, starke Schmerzen.

Die Forschung hofft auf eine Zukunft mit Therapien, die das Mikrobiom direkt adressieren. Noch ist es nicht so weit.


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