Von Nazis geraubtes Meisterwerk, in Immobilien-Anzeige im Internet 80 Jahre später in Argentinien wieder aufgetaucht

Fast 80 Jahre lang schien Giuseppe Ghislandis "Porträt einer Dame" wie vom Erdboden verschwunden zu sein.
Von den Nazis während des Zweiten Weltkriegs geraubt, war das Meisterwerk aus dem 18. Jahrhundert fast in Vergessenheit geraten - bis es im August unerwartet an einem höchst ungewöhnlichen Ort wieder auftauchte: in einer Online-Immobilienanzeige in Argentinien.
Tochter eines Nazi-Finanzexperten wollte ihr Haus verkaufen...
Das erste Foto des Gemäldes erschien in der Anzeige, die eine der Töchter von Friedrich Kadgien aufgegeben hatte. Der nach Argentinien geflohene Nazi-Offizier Kadgien war einer der Finanzexperten Adolf Hitlers, der nach dem Ende des nationalsozialistischen Regimes Millionensummen nach Südamerika geschafft hatte. Das Werk "Porträt einer Dame" hatten die Nazis während der deutschen Besatzung dem niederländisch-jüdischen Kunsthändler Jacques Goudstikke gestohlen.
Niederländische Journalisten, die über Kadgiens Leben in Argentinien recherchierten, erkannten das Gemälde im Internet. Die Enthüllung löste einen internationalen Wirbel aus. Nur wenige Stunden, nachdem die niederländische Zeitung Algemeen Dagblad die Geschichte veröffentlicht hatte, war die Immobilienanzeige verschwunden.
Die argentinische Polizei durchsuchte das Haus von Patricia Kadgien an der Küste von Mar del Plata, aber das Gemälde war nirgends zu finden. Die Behörden nahmen Kadgien und ihren Ehemann wegen Verheimlichung und Behinderung der Justiz fest. Bei weiteren Razzien in der ganzen Stadt wurden auch andere Kunstwerke beschlagnahmt, weil es sich mutmaßlich um Nazi-Raubkunst handelt.
Am Mittwoch wurde das jahrzehntelange Rätselraten beendet. Auf einer Pressekonferenz im Bundesgericht von Mar del Plata gaben die Behörden bekannt, dass die Familie Kadgien das lange verschollene "Porträt einer Dame" zurückgegeben hat.
Der Kunstexperte Ariel Bassano, der an den Ermittlungen beteiligt war, erklärte gegenüber Reportern im Gerichtssaal, das Gemälde sei in gutem Zustand und stamme aus dem Jahr 1710.
Jacques Goudstikkers Erben hatten unermüdlich dafür gekämpft, Hunderte von Kunstwerken, die während des Zweiten Weltkriegs aus seiner Sammlung geraubt wurden, zurückzuerhalten. Die späte Rückgabe erinnert auch an die zahlreichen Nazi-Größen, die nach Argentinien geflohen waren.
Friedrich Kadgien, der als rechte Hand des verurteilten Kriegsverbrechers Herrmann Göring galt und zahlreiche Kunstwerke gestohlen hat, vermittelte in den 50er Jahren Geschäfte von deutschen Firmen wie Siemens und Rheinmetall mit Südamerika. Er starb 1978 unbehelligt in Buenos Aires.
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