Lambda's 'Queer Museum': Polen eröffnet sein erstes LGBTQ+-Museum in Warschau
Polens erstes LGBTQ+-Museum wurde in Warschau eröffnet. Dies ist ein bedeutender Moment für das Land, denn acht Jahre lang regierte die rechtspopulistische PiS-Partei in Polen. Jetzt will sich die Politik wieder zur Mitte hin bewegen.
Das Queer Museum wurde von der Lambda Warschau Association, der ältesten polnischen LGBTQ+ Organisation, eröffnet. Es ist das erste Museum dieser Art in einem postkommunistischen europäischen Land.
"Wir befinden uns in der Marszałkowska-Straße, im Herzen Warschaus", sagt Miłosz Przepiórkowski, der Vorsitzende von Lambda. Er fährt fort: "Dies ist eine Botschaft an die Politiker: 'Seht her, wir eröffnen das fünfte queere Museum der Welt in einem Land mit der schlechtesten rechtlichen Situation für queere Menschen in der EU.'"
Das Museum beherbergt rund 150 Exponate aus der Geschichte der polnischen LGBTQ+-Bewegung, darunter Briefe, Fotos und frühe Materialien von Aktivisten. Einige dieser Gegenstände stammen aus dem 16. Jahrhundert.
Sie alle stammen aus dem Archiv von Lambda für historisches LGBTQ+-Material. Die Sammlung von 100.000 Objekten war Teil der Motivation von Lambda, das Museum zu eröffnen.
Früher Hilfsorganisation, jetzt noch viel mehr
"Lambda Warszawa funktioniert in erster Linie als Hilfsorganisation, so dass unsere Aktivitäten von außen nicht sichtbar sind, aber das ändert sich heute", sagte Przepiórkowski bei der Eröffnungsfeier.
Zu der Eröffnungsfeier kamen wichtige Persönlichkeiten der polnischen LGBTQ+-Geschichte, wie die Schriftsteller Andrzej Selerowicz und Ryszard Kisiel. Beide waren in den 1980er Jahren massiv von der Marginalisierung und Gewaltandrohung gegen Homosexuelle in Polen betroffen.
Unter den Ausstellungsstücken befindet sich ein Gesetzblatt von 1932, in dem die Strafverfolgung gleichgeschlechtlicher Beziehungen abgeschafft wurde. Es wird neben Flugblättern von Aktivisten und Bildern von geheimen Treffpunkten ausgestellt.
"Für mich ist dieses Museum klein und groß zugleich, weil es einen Meilenstein im Leben unserer Gemeinschaft darstellt", sagte Krzysztof Kliszczyński, der Direktor des Museums.
Von der Entkriminalisierung bis zur erneuten Diskrimierung Homosexueller
Während gleichgeschlechtliche sexuelle Aktivitäten in Polen 1932 entkriminalisiert wurden, führte die deutsche Besatzung des Landes von 1939 bis 1945 Gesetze ein, die Homosexualität verboten.
Polen hob während der kommunistischen Ära bis 1969 alle strafrechtlichen Anklagen für homosexuelle Aktivitäten auf, die AIDS-Krise in den 1980er-Jahren führte allerdings zu einer Überwachungskultur von Homosexuellen.
Später haben die konservative Kultur Polens und die Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS), die zwischen 2015 und 2023 regierte, die Diskriminierung von LGBTQ+ in der Gesellschaft gefördert. Mit dem Regierungswechsel im Jahr 2023 hat die Mitte-Rechts-Partei Bürgerplattform unter der Führung von Donald Tusk eine progressivere Haltung gegenüber LGBTQ+-Polen an den Tag gelegt.
Gleichgeschlechtliche Partnerschaften sind zwar entkriminalisiert, werden aber nach polnischem Recht immer noch nicht anerkannt. Es gibt zwar Gesetze, die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität verbieten, aber es gibt keinen Schutz vor Hassverbrechen. Nichtsdestotrotz sagte Kliszczynski bei der Museumseröffnung in Warschau: "Wir dürfen keine Angst mehr haben!"