Reisewarnung für Tansania: Gewaltsame Unruhen nach den Wahlen
Vor und nach den Präsidentschaftswahlen in Tansania am 29. Oktober ist es in dem Land zu gewaltsamen politischen Unruhen gekommen. Viele Länder habe eine Reisewarnung für Tansania ausgesprochen.
Reisenden wird von vermeidbaren Ausflügen abgeraten. Alle diejenigen, die den höchsten Berg der Welt besteigen wollten, sollten ihre Reise in das Heimtland des Kilimandscharo verschieben.
Die Unruhen waren eine Reaktion auf die Empörung gegen die amtierende Präsidentin Samia Suluhu Hassan. Sie hatte kaum Gegenkandidaten, da ihre Konkurrenten entweder inhaftiert oder mit einem Wahlverbot belegt worden waren. Wahlbeobachter der südafrikanischen Regionalorganisation SADC erklärten laut BBC, dass die "Wähler im Großteil der Gebiete ihren demokratischen Willen nicht zum Ausdruck bringen konnten".
Es wird vermutet, dass die anhaltenden gewalttätigen Demonstrationen Hunderte Todesopfer gefordert haben.
Die örtliche Regierung verhängte am 28. Oktober, dem Tag vor der Wahl, eine Ausgangssperre von 18 Uhr bis 6 Uhr morgens. Auf dem Festland gilt sie weiterhin. Aufgrund der Schließung des Hafens von Dar es Salaam sind die Lebensmittel in den Supermärkten knapp geworden, auch die Internetverbindungen sind Berichten zufolge ausgefallen. Einige internationale und inländische Flüge wurden gestrichen, und der Fährverkehr zwischen Dar es Salaam und Sansibar wurde unterbrochen.
Infolgedessen haben mehrere Länder eine Reisewarnung für das Land verhängt und von Reisen in das Land, die nicht unbedingt notwendig sind, abgeraten.
Tansania erreicht 2024 ein Rekordhoch im Tourismus
Das ostafrikanische Land zieht jedes Jahr Tausende Touristen an, von wagemutigen Wanderern bis hin zu Naturliebhabern. Im Jahr 2024 verzeichnete Tansania ein Rekordhoch von über 5 Millionen Touristen. Zwei Millionen dieser Besucher kamen aus dem internationalen Ausland.
Tansanias berühmter Serengeti-Nationalpark beherbergt eine Vielzahl von Wildtieren wie Giraffen, Elefanten, Nashörner und Wildhunde. Der Park zog im vergangenen Jahr 589.300 Besucher an und ist damit die größte Touristenattraktion des Landes.
Europäer stellten 2024 die größte Gruppe von Touristen, die Tansania besuchten.
Laut dem im Mai veröffentlichten Bericht "International Visitors' Exit 2024" entfallen 80 Prozent der Besucher Tansanias auf 15 Länder aus aller Welt, darunter Italien, Frankreich, das Vereinigte Königreich, Spanien und Deutschland mit rund 36 Prozent.
Die Sansibar-Inseln, eine tansanische Inselgruppe vor der ostafrikanischen Küste, sind nach wie vor eines der beliebtesten Reiseziele, das die Europäer mit seinem kristallklaren Wasser und den herrlichen Stränden anzieht.
Die Mehrheit der Befragten, die das Land oder die Insel Sansibar besuchten, waren zu Freizeit- oder Urlaubszwecken dort. Die Umfrage im August 2024 wurde während der Hauptreisezeit durchgeführt.
EU-Länder geben Reisewarnungen heraus
Zwischen dem 30. Oktober und dem 3. November haben Länder in der gesamten Europäischen Union ihre Reisehinweise aktualisiert und Tansania-Besucher zur Vorsicht gemahnt. Während Länder wie Dänemark, Bulgarien und Italien ihre Bürger aufforderten, nicht unbedingt notwendige Reisen nach Tansania zu vermeiden, warnten andere wie Frankreich und Österreich ihre Bürger, in Tansania zu bleiben.
Mehrere Länder außerhalb der EU haben offizielle Erklärungen zur Lage in Tansania abgegeben, darunter Kanada, Norwegen und das Vereinigte Königreich in einer gemeinsamen Erklärung.
Die EU schloss sich in ihrer Erklärung vom Montag demselben Tenor an, wies aber auch auf das Fehlen gleicher Ausgangsbedingungen im Vorfeld der Wahlen hin und betonte ihre Beziehungen zu Tansania im Rahmen des Samoa-Abkommens, das die EU mit 77 Ländern der Organisation der Staaten in Afrika, im Karibischen Raum und im Pazifischen Ozean verbindet.
Einige Länder haben in der Warnung einen deutlicheren Ton angeschlagen. In Lettland zum Beispiel haben 2025 nur vier Reisende ihre Tansania-Reise im Konsularregister des lettischen Außenministeriums eingetragen, Reisebüros nicht mitgerechnet. Da Lettland im Land nicht vertreten ist, werden Reisende aufgefordert, den Empfehlungen anderer EU-Länder zu folgen, erklärte Diāna Eglīte, Pressesprecherin des lettischen Außenministeriums, gegenüber Euronews.
Was bedeuten die Unruhen für Reisende?
Reisende sollten wachsam sein, bevor sie in ein Flugzeug nach Tansania steigen. Während die von den meisten Ländern herausgegebenen Warnungen keine Einschränkungen darstellen, wurden die meisten Flügein und aus dem Land aufgrund der öffentlichen Unruhen, insbesondere in Dar es Salaam, gestrichen oder finden verspätet statt.
Die Regierungen fordern die Passagiere auf, sich bei ihren Fluggesellschaften zu erkundigen, bevor sie sich zum Flughafen begeben. So sollen sie sicherstellen, dass die Flüge nicht gestrichen wurden oder sich verspäten. Die wenigen Flüge, die durchgeführt werden, dürften ausgebucht sein.
Das britische Foreign, Commonwealth & Development Office (FCDO) beispielsweise rät von allen Reisen nach Tansania ab, die nicht unbedingt notwendig sind. Es warnt, dass Ihre Reiseversicherung für ungültig erklärt werden könnte, wenn Sie sich entgegen diesem Rat für eine Reise entscheiden.
Die Niederlande aktualisierten ihre Warnungen am 4. November und stellten fest, dass sich die Sicherheitslage in Tansania stabilisiert hat, obwohl die niederländische Botschaft bis auf weiteres geschlossen bleibt. Die Niederlande haben für das Grenzgebiet zwischen Tansania und Mosambik, in der Region Mtwara, eine orangefarbene Warnung ausgesprochen. Das bedeutet, dass Reisen nur mit äußerster Vorsicht möglich sind. Für den Rest des Landes gilt die gelbe Warnstufe: "Vorsicht, es bestehen Risiken".
Tschechien hat zwei separate Push-Benachrichtigungen an registrierte Reisende verschickt und beobachte die Situation aktiv, so Mariana Wernerová, Leiterin der Presseabteilung im Außenministerium der Tschechischen Republik, gegenüber Euronews.
Die Unruhen ereigneten sich nur wenige Tage, nachdem Brussels Airlines Pläne für einen zweimal wöchentlich stattfindenden Direktflug zum Kilimandscharo ab Juni 2026 angekündigt hatte. Nico Cardone, Media Relations Manager von Brussels Airlines, sagte Euronews, dass man noch acht Monate Zeit habe, um festzustellen, ob die Fluggesellschaft ihren Flugplan anpassen müsse.
"Wir hoffen, dass sich die Situation bald beruhigen wird, vor allem für die Menschen in Tansania, die derzeit unter der Gewalt leiden. Zum jetzigen Zeitpunkt besteht keine Notwendigkeit, unseren Flugplan anzupassen. Wir werden die Situation jedoch weiterhin genau beobachten und unseren Flugbetrieb bei Bedarf anpassen", so Cardone.
Im Allgemeinen entscheidet Brussels Airlines, ob die Flüge weitergeführt werden, je nachdem, ob es sicher ist, sie durchzuführen. Auch eine ausreichende Nachfrage bildet einen entscheidenden Faktor. Das bedeutet, dass die von einer einzelnen Regierung herausgegebenen Reisehinweise nicht immer auf den Betrieb einer Fluggesellschaft anwendbar sind.
"Natürlich kommen in solchen Zeiten alle nicht lebensnotwendigen Reisen zum Erliegen, aber die Luftverkehrsverbindungen sind wichtiger denn je, denn unsere Flüge waren die einzige Möglichkeit für die humanitäre Hilfe, diese Länder zu erreichen", sagte er.
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