The winner takes it all? Putin geht als Gewinner aus Alaska-Gipfel mit Trump

Nicht nur Europa und die Ukraine, ja die ganze Welt hält den Atem an, als US-Präsident Donald Trump den russischen Präsidenten Wladimir Putin am Freitag zu einem historischen Gipfeltreffen in Alaska empfängt. Drei Stunden dauert das Treffen. Das Ergebnis: kein Deal.
Der Empfang startet mit höchsten Ehren. Rote Teppiche führen zu einem Podest, auf dem "Alaska 2025" geschrieben steht. Der russische und der US-Präsident gehen energetisch aufeinander zu. Trump begrüßt Putin mit einem freundschaftlichen Handschlag - ein Treffen auf Augenhöhe. Dann steigen beide auch schon in die Präsidentenlimousine, genannt: "The Beast".
Für Trump bietet das Treffen eine beispiellose Gelegenheit, sich als Friedensstifter zu profilieren und Russland zu einem Waffenstillstand zu bewegen. Für Putin: seine internationale Isolation zu beenden und seine Position zu stärken.
Im Anschluss findet eine bemerkenswert kurze Pressekonferenz statt, bei der keine einzige Frage gestellt wird. Trotzdem halten beide Staatschefs eine Ansprache.
"Guten Tag, lieber Nachbar"
Putin war nicht bereit, direkte Verhandlungen mit seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj aufzunehmen. Das Treffen findet somit ohne die Ukraine und Europa statt.
Noch vor dem Treffen kündigt Trump an, dass es nach den Verhandlungen in Alaska zu einem zweiten Treffen kommen würde - mit der Ukraine und Europa am Tisch.
Ob Putin ein solches Treffen recht ist, lässt sich nicht erkennen. Dafür lädt der russische Präsident den US-amerikanischen Präsidenten zu einem weiteren Treffen ein: "Next time in Moscow" ("Nächstes Mal in Moskau"), sagt Putin. Trump zeigt sich überrascht.
Bei seiner Ansprache schmeichelt Putin Trump immer wieder, indem er ihn gegenüber dem Ex-US-Präsidenten Joe Biden als friedfertig und kompetent darstellt. "Die letzten Jahre waren sehr schwierig für unsere Beziehungen", sagt Putin. "Seit dem Kalten Krieg gab es sowas nicht mehr", so der russische Staatschef.
"In den letzten Kontakten mit der US-Administration habe ich versucht, meine amerikanischen Kollegen davon zu überzeugen, dass die Situation nicht so weit getrieben werden darf", sagt Putin. "Heute sagt Herr Trump, wenn er damals amerikanischer Präsident gewesen wäre, hätte dieser Krieg gar nicht stattgefunden. Ich kann das bestätigen", so Putin weiter.
"In unseren Telefonaten waren Präsident Trump und ich ganz offen miteinander." "Wir haben gesehen, wie sich Präsident Trump bemüht hat, diese Krise in der Ukraine aufzulösen, und das ist sehr wertvoll", sagt er weiter. "Als die neue Administration in den USA an die Macht kam, entwickelten sich unsere Beziehungen zum Positiven."
Putin betont immer wieder, dass Russland und die USA Nachbarn seien. Er zieht den US-amerikanischen Staatschef immer wieder auf seine Seite und betont Gemeinsamkeiten. "Guten Tag, lieber Nachbar. Es freut mich sehr, sie wohlauf und gesund anzutreffen", beginnt Putin seine Rede. "Wir sind nah aneinander", sagt der russische Staatschef. "Uns trennen nur vier Kilometer", so Putin. "Alaska bedeutet auch eine gemeinsame Geschichte für Russland und ide USA". Auch die Handelsbeziehungen sollen langfristig wieder aufgenommen werden.
Es entsteht der Eindruck einer Alianz zwischen Putin und Trump, wobei die Ukraine als Problem- und Brennpunkt dargestellt wird, das die Sicherheit Russlands gefährdet. Die Situation in der Ukraine habe mit Sicherheitsbedenken zu tun, erklärt Putin. Russen und Ukrainer hätten "gemeinsame kulturelle Wurzeln", ein Argument, das Putin auch vor dem Treffen schon immer hervorgebracht hat. "Das, was in der Ukraine geschieht, ist eine Tragödie für uns alle, sagt Putin. "Wir sollten dem ein Ende setzen". Die "Kernursachen" des Konflikts müssten beseitigt werden, sagt Putin.
Europa und die Ukraine können vorerst aufatmen
Auch wenn bei dem Treffen kein Deal über einen Waffenstillstand getroffen wird: Europa und die Ukraine können aufatmen. Denn Putin und Trump haben zumindest keinen Deal über die Köpfe der Ukrainer und Europäer hinweg getroffen. Die Befürchtung, dass der russische und der US-amerikanische Staatschef die Ukraine unter sich aufteilen würden, ist nicht aufgegangen. Es besteht noch Hoffnung auf ein weiteres, gemeinsames Treffen - diesmal mit Europa und der Ukraine am Tisch.
Doch die Details bleiben unklar. Es gibt keine Informationen darüber, was die beiden Staatschefs mit Hinblick auf die von Russland besetzten Gebiete in der Ukraine besprochen haben. Vor dem Treffen sprach Trump über einen möglichen "Gebietstausch". Diesen hatte Selenskyj kategorisch abgelehnt.
Bei einer Sache waren sich Trump und Putin jedenfalls einig: Die Ukraine müsse einem Deal zustimmen. Es liege nun an dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Russland wäscht sich die Hände und geht als Gewinner nach Hause.
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