Unbestelltes Saatgut im Briefkasten? Diesen Umgang empfehlen Experten

Neben Briefen und Postkarten finden sich neuerdings immer wieder kleine Saatgut-Tütchen im Briefkasten. Scheinbar ein Geschenk, denn bestellt wurden sie nicht. Experten warnen davor, diese auszusäen.
Rund 65.000 dieser Sendungen hat die Pflanzengesundheitsinspektion nach Angaben des Julius-Kühn-Institut im ersten Halbjahr 2025 alleine am Flughafen Frankfurt aus dem Verkehr gezogen. Sie stammen aus China und könnten Saatgut beinhalten, das heimische Pflanzen verdrängt.
Sie haben auch eines der Tütchen im Briefkasten? Das sollten Sie tun.
Saatgut im Briefkasten - Experten warnen
"Im ersten Moment mag so ein Tütchen harmlos wirken: Auch wenn man es nicht bestellt hat, freut man sich über die Gratis-Probe und erwägt vielleicht die Aussaat im heimischen Garten“, so Dr. Bernhard C. Schäfer vom Julius Kühn-Institut. Das Forschungsinstitut für Kulturpflanzen warnt aber eindringlich vor der Aussaat.
Auch das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) hat eine Warnung ausgesprochen. "Von solchem unbekannten Saatgut geht eine Gefahr für unsere Natur, das urbane Grün mit Gärten und Parks und sogar die Landwirtschaft aus", erklärt Schäfer.
Es könne sich um invasive Arten handeln, "die sich unkontrolliert ausbreiten und heimische Pflanzen verdrängen. Das Saatgut kann außerdem von Krankheiten und Schädlingen befallen sein."
Daran erkennen Sie die Tütchen mit Saatgut
Zunächst einmal handelt es sich um eine Überraschung - bestellt werden die Saatguttüten nicht. Oftmals kommen die Sendungen darüber hinaus falsch deklariert an, als Verpackung von Ohrringen, kleine Elemente zur Wohndekoration. Die meisten dieser Sendungen wurden in Hessen festgestellt.
Verbraucher sollten die Herkunft des kleinen Pakets, aber auch des Saatguts überprüfen, sofern diese Informationen ausgewiesen sind. Für die Sendung nach Deutschland müssen bestimmte pflanzengesundheitliche Einfuhranforderungen erfüllt sein.
Ist ein Paket falsch deklariert, gibt dies bereits erste Hinweise, Vorsicht walten zu lassen.
Expertenempfehlung: Restmüll statt Biotonne
Das Institut für Pflanzenforschung warnt davor, unbestellte Samen einfach auszusäen. Obwohl exotische Pflanzen zunächst nach einem guten Geschenk klingen, ist die Ware nicht abgesichert und möglicherweise schädlich für heimische Pflanzen.
Experten raten daher zur Entsorgung im Hausmüll. Wer einen Kompost oder die Biotonne hat, sollte trotzdem den Restmüll nutzen, da sich Teile des Saatguts dort entwickeln könnten. Auch sollte die Tüte luftdicht verschlossen sein, alternativ können Sie die Sendung in eine Plastiktüte verpacken.
Die Fälle sollten außerdem bei der zuständigen Behörde gemeldet werden. Nur dann kann das Ausmaß dieser Kampagnen präzise festgestellt werden.
Wer sich Saatgut im Internet bestellt, sollte auf die Herkunft und auf das Pflanzengesundheitszeugnis achten. Dieses muss nach einer EU-Regelung immer ausgewiesen sein.
Scam-Sendungen aus China: Kein neues Phänomen
Im vergangenen Halbjahr war insbesondere Hessen durch den internationalen Flughafen Frankfurt von den unbestellten Sendungen betroffen. Doch auch bereits 2020 kam es vermehrt zu solchen ungewollten Lieferungen.
Auch Frankreich, Großbritannien und viele andere EU-Länder haben unbestellte Saatgutlieferungen festgestellt. Bereits 2020 hat die EU Informationen der betroffenen Länder gesammelt und China über die Vorfälle informiert. Es handelt sich nach Angaben des Julius-Kühn-Institut aller Wahrscheinlichkeit nach um eine Art "Brushing Scam".
Ein Brushing Scam ist eine betrügerische Masche im E-Commerce, bei der Fake-Bewertungen für Produkte erstellt werden – oft ohne Wissen oder Einwilligung der betroffenen Personen. Dabei erhalten Verbraucher plötzlich Pakete mit bestellten Waren, die sie nie gekauft haben.
Nach dem Versand schreibt der Händler über das gefälschte Konto eine 5-Sterne-Bewertung für sein Produkt. Durch die echte Versandbestätigung wirkt die Bewertung glaubwürdig und wird von der Plattform akzeptiert.
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