Die 'Ich bin ein Elefant'-Taktik: Wie man am besten mit Trump spricht

Die britische Fantasy-Autorin Cressida Cowel fragte sich, wie man einen Drachen zähmen kann. Der polnische Reporter und Sachbuchautor Witold Szabłowski fragte Köche aus verschiedenen Teilen der Welt, wie man einen Diktator ernährt. Wir bei Euronews fragen uns, wie man mit US-Präsident Donald Trump spricht. Einem Mann mit Erfahrung in Wirtschaft und Verhandlungen, für den Zielstrebigkeit wichtiger zu sein scheint als Höflichkeit und Diplomatie.
Trump - „unglaublicher Narzisst“
Professorin Joanna Senyszyn – ehemalige Europaabgeordnete und Gegenkandidatin von Karol Nawrocki bei der Präsidentschaftswahl in Polen – verriet in einem Gespräch mit Euronews, welche Strategie sie wählen würde.
„Mit Trump muss man so sprechen, dass sein Ego gestreichelt wird, weil er ein unglaublicher Narzisst ist. So machten es die Vertreter der Europäischen Union, Präsidenten und Regierungschefs europäischer Länder. Und Trump war dann zufrieden.“
Als Beispiel nennt sie den ersten Besuch von Wolodymyr Selenskyj im Oval Office im Februar. Der ukrainische Präsident wurde zunächst von Trump kritisiert, weil er den USA nicht genug gedankt habe. Die Politikerin scherzt, dass Selenskyj beim zweiten Mal „in den ersten zehn Sekunden achtmal ‚Danke‘ gesagt hat“.
Die „Ich bin ein Elefant“-Taktik
Auch Professor Piotr Wachowiak, Rektor der Warsaw School of Economics und Forscher für Verhandlungstechniken, betont, dass der amerikanische Präsident ein schwieriger Verhandlungspartner sei, weil seine Taktiken und Ziele schwer vorhersehbar sind.
„Die schwierigsten sind die versteckten Ziele“, erklärt Wachowiak im Gespräch mit Euronews. „Erstens: Man muss sehr gut auf die Verhandlungen vorbereitet sein und verschiedene Szenarien für unterschiedliche Verhaltensweisen haben. Zweitens: Man muss in den Verhandlungen sehr flexibel und aufmerksam sein.“
Der Rektor erinnert daran, dass die meisten Verhandlungsführer die Kunst des Zuhörens als entscheidend ansehen. „Wir sollten doppelt so viel zuhören wie reden und genau hinhören, was Trump sagt, um dann die passende Taktik zu wählen“, erklärt er.
Der Experte fügt hinzu, dass Trump oft Emotionen als Einflussmittel nutze, und schlägt daher vor, eine bestimmte Verhandlungstechnik anzuwenden: „Man darf sich nicht in die Enge treiben lassen. In vielen Verhandlungen verwendet Trump schwierige oder emotionale Argumente. Hier ist es wichtig, ruhig zu bleiben und die ‚Ich bin ein Elefant‘-Taktik anzuwenden – also das Reaktionstempo zu verlangsamen“, empfiehlt er.
Mit Trump „über mögliche Deals“, nicht über Geschichte reden
Und schließlich: Worüber sollte man mit Donald Trump am besten sprechen und welche Themen sollte man vermeiden?
Karol Nawrocki bezieht sich als Doktor der Geschichte oft auf die Geschichte Polens, das Martyrium und das Leiden der Bürger. Was im Inland funktioniert, muss jedoch nicht unbedingt auch außerhalb der Landesgrenzen funktionieren.
Professor Jacek Wasilewski, Soziologe, Medienwissenschaftler und Linguist an der Universität Warschau, erklärt die kulturellen Unterschiede zwischen den beiden Ländern:
„Das Martyrium, das weitgehend die Grundlage unserer Identität bildet, ist eine gute Grundlage für das Wirken von Karol Nawrocki hier [Anm. d. Red.: in Polen]. Denn wir haben ständig um unsere Unabhängigkeit gekämpft und müssen nun diese Unabhängigkeit mit aller Kraft verteidigen. In den Vereinigten Staaten geht es überhaupt nicht um Martyrologie, denn dieses Konzept ist ihnen fremd. Daher wollen sie lieber von Siegen hören, insbesondere – was Donald Trump betrifft – von ihren Siegen und Möglichkeiten sowie möglichen Deals.”
Der Medienwissenschaftler empfiehlt, die Herangehensweise beim Aufbau der Narrative und bei der Auswahl der mit Trump behandelten Themen zu ändern. Im Fall Nawrockis wäre der Schlüssel zum Erfolg also nicht das Martyrium und die schwierige Geschichte Polens, sondern die Sprache der Vorteile und Gewinne, die eine Zusammenarbeit bringen kann.
„Man muss sich reformieren und sagen, wie großartig Trump ist und wie man dank der politischen Allianz mit Nawrocki verschiedene Angelegenheiten regeln kann”, rät der Medienwissenschaftler. „Viele Politiker haben erkannt, dass das Schmeicheln der narzisstischen Persönlichkeit Trumps tatsächlich funktioniert und es ermöglicht, in anderen Angelegenheiten mehr zu erreichen. Man kann sagen, dass der gesamte internationale Diskurs ein wenig auf Trump ausgerichtet ist. Wenn man mit Trump spricht, muss man über ihn sprechen und nicht darüber, wie sehr wir gelitten haben oder was wir vor hundert Jahren getan haben.”
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