Heute um 11 Uhr heulen die Sirenen in Berlin und Brandenburg: Das müssen Sie wissen

Es ist das erste Mal seit 30 Jahren, dass in Berlin Sirenenalarm geprobt wird. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe lässt am elften September um elf Uhr vormittags 200 Sirenen gleichzeitig losheulen. Das wird laut: Die Ernstfallwarner bringen es jeweils auf bis zu 140 Dezibel. Wie sich das anhört? Klicken Sie auf den Link, da können Sie schon einmal probehören!
Anderswo in Deutschland ist man das schon gewöhnt, es ist der fünfte bundesweite Probe-Alarmtag. In der deutschen Bundeshauptstadt hat das allerdings bislang noch nie so richtig funktioniert. Schon vor Jahren hätte das Warnsystem auch hier fertig sein sollen. Doch 2024 war die zentrale Steuerung noch nicht betriebsbereit.
Zuvor gab es lange Debatten, auf welches Berliner Dach man welche Sirene stellen darf. Die Dinger sind schwer. Je nach Form und Größe des Metallfußes kommt man auf 400 bis 800 Kilogramm. Damit es keine Probleme mit der Statik gibt, muss man vorher durchrechnen, was der Dachstuhl aushält.
Immer noch fehlt es an Dachsirenen
Und dann: Berlin ist groß! 580 Sirenen bräuchte es, damit man wirklich überall in Berlin alle Menschen aus dem Tiefschlaf reißen kann. Wegen Corona - so die gängige Erklärung - gab es jahrelang Lieferengpässe (international gesehen sind Alarmsirenen derzeit recht gefragt...). Die bis heute installierten Berliner Dachsirenen reichen deshalb bei weitem nicht aus. Doch Berlin gibt sich Mühe: Bis Ende des Jahres könnten es 411 sein, Optimisten nennen 450 als Wunschzahl für Neujahr. 2026 und 2027 werden dann noch einmal 55 weitere Warnsysteme installiert.
Der Grund für das völlige Verschwinden der Katastrophenschutzsirenen aus deutschen Dachlandschaften ist rasch benannt: Mit dem Ende des "Kalten Krieges", mit deutscher Wiedervereinigung, Abzug der Sowjettruppen aus Ostdeutschland, "Friedensdividende" und Gorbi im Kreml hofften Politiker in Ost und West auf Friede, Freude, Eierkuchen. Fleißig schickte man Handwerker auf die Dächer, es wurde abmontiert, dass der Schweiß in Strömen floss. 1993 war es dann geschafft - Berlin war sirenenfrei.
Der geopolitische Himmel über Europa hat sich jedoch in den vergangenen Jahren deutlich verdüstert (Transnistrien, Georgien, Krim, Ost-Ukraine...). Als EuroNews-Reporter war ich unlängst mit Kamera und Mikrofon in den baltischen Staaten unterwegs, hatte Gelegenheit mit mehreren Verteidigungsministern und anderen gut informierten Quellen zu sprechen. Übereinstimmend bekam ich zu hören, dass der russische Präsident Putin in den kommenden Jahren die NATO-Mitglieder testen wolle. Das lässt zwar weiten Spielraum für unterschiedlichste Interpretationen, doch ein solides Sirenensystem schadet sicherlich nicht - überall in Europa, denn Drohnen fliegen weit und immer weiter.
Sirenengeheul mit Sonnenbatterie
Was Deutschland und Berlin betrifft: Die Sirenen funktionieren natürlich auch dann, wenn überall der Strom ausfallen sollte. Die Heuler sind mit umweltfreundlichen Solarmodulen und den dazu gehörenden Batteriezwischenspeichern ausgerüstet. Sieben Tage ohne Strom und Sonne? Auch kein Problem: Die Batteriepuffer halten eine volle Woche Dunkelflaute aus.
Abschließend noch eine dringende Bitte des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe: Wenn es am elften September um elf Uhr losgeht: Rufen Sie bitte NICHT bei Polizei oder Feuerwehr an! Das ist eine Übung.
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