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Ausreisepflichtig oder nicht - die meisten Syrer werden eingebürgert

• Sep 13, 2025, 5:17 AM
10 min de lecture
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"Wir schaffen das“ – dieser berühmte Satz der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Bundespressekonferenz am 31. August 2015 ist zum Aushängeschild der deutschen Asylpolitik geworden. Ausgelöst durch den Krieg in Syrien kommen 2015 und 2016 hunderttausende syrische Schutzsuchende nach Deutschland. Ein Großteil über die sogenannte Balkanroute.

Zum 31.07.2025 leben 954.938 syrische Staatsangehörige in Deutschland, wie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) Euronews mitteilte. Vielen von ihnen ist die Integration gelungen. Doch mehrere aufeinanderfolgende Attentate, darunter in Solingen, lösten eine heftige Debatte über die Migrations- und Asylpolitik und die Sicherheitslage in Deutschland aus.

Laut Kriminalstatistik wurden im Jahr 2024 114.889 syrische Tatverdächtige von der Polizei ermittelt. Syrer waren damit die größte ausländische Tätergruppe.

Vor diesem Hintergrund wird die Frage nach der Rückführung insbesondere kriminell gewordener syrischer Staatsangehöriger laut. Mit dem Sturz des Assad-Regimes erhält die Debatte neue Aktualität. Doch was bedeutet eine mögliche Abwanderung der vielen Syrerinnen und Syrer für Deutschland, jenseits der Kriminalstatistik?

Eine datenbasierte Diskussion in Zahlen:

Am 31.12.2024 lebten 975.060 Menschen mit syrischer Staatsangehörigkeit in Deutschland. Davon 584.990 Männer und 390.070 Frauen. Unter allen Schutzsuchenden sind Syrer auf Rang 1 der Antragsteller. Zwischen Januar und August 2025 stellten 17.650 syrische Staatsangehörige einen Asylantrag. 2024 waren es insgesamt 76.765, so BAMF.

Menschen, deren Asylantrag abgelehnt wird, sind ausreisepflichtig. Reisen sie nicht innerhalb einer festgelegten Frist freiwillig aus und liegen weder Hinderungsgründe noch eine Duldung vor, muss die Ausländerbehörde sie abschieben. Im Jahr 2024 wurden laut dem Zentrum für politische Bildung 1255 Syrer abgeschoben. 10.842 Personen sind zum jetzigen Zeitpunkt ausreisepflichtig – davon 9.912 mit einer Duldung, so BAMF zu Euronews.

Der Bund fördert auch die freiwillige Ausreise nach Syrien durch das Reintegrations- und Rückkehrförderungsprogramm. Das Statistische Bundesamt registrierte in den ersten fünf Monaten dieses Jahres lediglich 1562 solcher Ausreisen in Richtung Syrien. Allerdings meldet sich nicht jeder ab, der ausreist, was zu Verzögerungen bei der Aktualisierung der Daten führt, hieß es.

Menschen mit einer Duldung sind auch weiterhin ausreisepflichtig, ihre Rückführung ist jedoch aus rechtlichen oder tatsächlichen Gründen ausgesetzt. Laut einer Analyse wurden Duldungen 2023 überwiegend nach §60a AufenthG erteilt, aufgrund fehlender Reisedokumente.

Laut Dr. Laura Peitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), ist der häufigste Grund, warum die Ausreisepflicht beendet wird, die freiwillige Ausreise oder der Erhalt einer befristeten Aufenthaltserlaubnis.

Laut Peitz sinkt die Ausreisewahrscheinlichkeit tendenziell mit der Länge des Aufenthalts. Das Chancen-Aufenthaltsrecht etwa bietet eine 18-monatige Aufenthaltserlaubnis. Während dieser Zeit müssen die Ausreisepflichtigen oft bestimmte Voraussetzungen erfüllen, wie den Spracherwerb oder die Sicherung des Lebensunterhalts. Danach haben sie eine dauerhafte Bleibeperspektive.

So viele Einbürgerungen wie noch nie seit den 2000ern

In Deutschland werden immer mehr Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft eingebürgert. 2024 erwarben rund 291.955 Menschen nicht-deutscher Herkunft die deutsche Staatsbürgerschaft. Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) stieg die Zahl der Einbürgerungen gegenüber dem Vorjahr mit 91.860 (46 Prozent) um fast die Hälfte und erreichte damit einen neuen Höchststand – So viele Einbürgerungen gab es noch nie seit der Jahrtausendwende.

Am häufigsten wurden 2024 Syrerinnen und Syrer eingebürgert. Mehr als jede vierte eingebürgerte Person war im Besitz der syrischen Staatsangehörigkeit. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug bei syrischen Staatsangehörigen 7,4 Jahre.

Zum Vergleich: 2023 gab es laut Statistischem Bundesamt rund 200.100 Einbürgerungen. Menschen aus 157 unterschiedlichen Staatsangehörigkeiten erhielten die deutsche Staatsbürgerschaft. Vormals syrische Staatsangehörige machten mit 75.500 Personen mehr als ein Drittel (38 Prozent) der Einbürgerungen aus. Das sind 27.100 mehr als im Vorjahr (+56 Prozent).

Einbürgerungszahlen nach Alter und Geschlecht

Syrische Staatsangehörige, die 2023 eingebürgert wurden, waren im Schnitt 24,5 Jahre alt und zu 64 Prozent Männer. Vor ihre Einbürgerung hielten sie sich im Durchschnitt 6,8 Jahre in Deutschland auf. Ehegatten und Kinder konnten dabei ohne Mindestaufenthalt miteingebürgert werden. Diese machten 2022 rund 28.000 der eingebürgerten Syrerinnen und Syrer aus, also 37 Prozent. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug laut Destatis bei syrischen Staatsangehörigen 2023 6,8 Jahre.

Wie ist eine so hohe Zahl an Einbürgerungen zu erklären?

Die immer wachsende Zahl an Einbürgerungen lässt sich mit den rechtlichen Änderungen an den Einbürgerungsvoraussetzungen erklären. Die Änderungen sind mit dem Gesetz zur Modernisierung des Staatsangehörigkeitsrechts (StARModG) am 27. Juni 2024 in Kraft getreten. Nach der neuen Rechtslage ist eine Einbürgerung bereits nach einer Aufenthaltsdauer von fünf statt wie bisher acht Jahren möglich. Bei besonderen Integrationsleistungen kann die Mindestaufenthaltsdauer sogar auf bis zu drei Jahre verkürzt werden.

Arbeitsmarkt und Beschäftigung

Nach aktuellen Angaben des Ausländerzentralregisters lebten im November 2024 974.000 syrische Staatsangehörige in Deutschland. Darunter 685.000 im erwerbsfähigen Alter. Das entspricht 70 Prozent.

Im September 2024 waren rund 287.000 Syrerinnen und Syrer beschäftigt. Darunter 236.000 sozialversicherungspflichtig. Die Beschäftigungsquote ist inklusive ausschließlich geringfügiger Beschäftigung seit 2016 um 30 Prozent auf 41,7 Prozent im September 2024 gestiegen. Die Erwerbstätigenquote der Syrerinnen und Syrer, die 2015 nach Deutschland gezogen sind, lag nach sieben Jahren Aufenthalt bei gut 60 Prozent.

Mittlerweile machen syrische Beschäftigte 4,5 Prozent der ausländischen Beschäftigung aus. Das waren 23.000 mehr (11 Prozent) sozialpflichtig Beschäftigte als im September 2023. 10 Prozent des ausländischen Beschäftigungswachstums im September 2024 gehen auf den Anstieg der syrischen Beschäftigung zurück.

Es wird darüber diskutiert, welche Auswirkungen die Abwanderung syrischer Geflüchteter angesichts des demokratischen Wandels in Deutschland haben könnte. Insbesondere branchenspezifisch.

Art der Beschäftigung

Im Mai 2024 übten etwa 6 von 10 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Syrerinnen und Syrern eine qualifizierte Tätigkeit aus. 41 Prozent waren als Helfer beschäftigt, 48 Prozent waren als Fachkräfte beschäftigt und 11 Prozent gingen einer Spezialisten- oder Expertentätigkeit nach. Der Anteil der Beschäftigten mit syrischer Staatsangehörigkeit, die einer qualifizierten Tätigkeit nachgehen, hat sich in den letzten fünf Jahren kaum verändert. Das dürfte darauf zurückzuführen sein, dass Geflüchtete mit zunehmender Aufenthaltsdauer zwar höher qualifizierte Tätigkeiten ausüben, jedoch kürzlich angekommene Geflüchtete überwiegend im Helferbereich tätig sind, so ein Bericht der Bundesagentur für Arbeit.

Rund 60 Prozent der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Syrerinnen und Syrer arbeiten in Produktions- und Herstellungsberufen, Verkehrs- und Logistikberufen sowie Gesundheitsberufen. Die Beschäftigungsstruktur unterscheidet sich zwischen den Geschlechtern.

Wo arbeiten die Frauen und wo die Männer?

Die ausgeübten Berufe unterscheiden sich teilweise sehr deutlich nach Geschlecht. Männer sind größtenteils in Logistikberufen beschäftigt, während Frauen häufig in Gesundheitsberufen arbeiten. Knapp die Hälfte der sozialversicherungspflichtig beschäftigten syrischen Männer arbeitet in Verkehrs- und Logistikberufen (18 Prozent), Fahrzeugführung (10 Prozent), Lebensmittelherstellung und -verarbeitung (6 Prozent), Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufen (6 Prozent) sowie medizinischen Gesundheitsberufen (5 Prozent).

Bei den syrischen Frauen sind gut zwei Drittel in folgenden Berufen sozialversicherungspflichtig beschäftigt: medizinische Gesundheitsberufe (22 Prozent), Sozial- und Erziehungsberufe (16 Prozent), Verkaufsberufe (11 Prozent), nichtmedizinische Gesundheitsberufe (8 Prozent) sowie Reinigungsberufe (7 Prozent).

Fast jede Fünfte von den gemeldeten erwerbsfähigen syrischen Frauen steht dem Arbeitsmarkt aufgrund von Kinderbetreuung nicht zur Verfügung. Viele leistungsberechtigte syrische Frauen kümmern sich um die Kinderbetreuung und andere Sorgearbeiten. 30 Prozent der nicht arbeitslos gemeldeten Syrerinnen kümmerten sich um Kinderbetreuung, Haushalts- und Pflegearbeiten. Bezogen auf gemeldete erwerbsfähige syrische Frauen waren es 19 Prozent. Im Vergleich dazu lag der Anteil bei syrischen Männern jeweils bei einem Prozent, so das Ausländerzentralregister.

Die Bundesagentur für Arbeit verweist darauf, dass insbesondere bei der Förderung der Arbeitsmarktintegration von syrischen Frauen weiterhin deutlicher Handlungsbedarf besteht.

Beschäftigte in Engpassberufen

Zwei Fünftel (54.000) der syrischen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die eine qualifizierte Tätigkeit ausüben, waren im Mai 2024 in Engpassberufen tätig.

Unter allen in Engpassberufen beschäftigten Syrerinnen und Syrern sind rund 4.200 (3,2 Prozent) in Kfz- und Technikberufen tätig, 3.600 (2,8 Prozent) als Bus- oder Straßenbahnfahrerinnen/-fahrer, 3.200 (2,4 Prozent) in Pflegeberufen, 3.100 (2,4 Prozent) als Berufskraftfahrer und 2.600 (2,0 Prozent) als zahnmedizinische Fachangestellte.

Das gewinnt vor allem vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des damit verbundenen sichtbaren Rückgangs der deutschen Erwerbsbevölkerung Bedeutung: Syrische Beschäftigte leisten mittlerweile einen wesentlichen Beitrag zum Beschäftigungsaufbau. Mehr als die Hälfte arbeitet als Fachkraft und viele von ihnen in Engpassberufen, so die Bundesagentur für Arbeit.

Einkommen

Das mittlere Bruttomonatseinkommen der syrischen sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten ist von 1.900 Euro im Dezember 2017 auf 2.300 Euro im Dezember 2023 gestiegen. Anteilig am mittleren Bruttomonatseinkommen der sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten insgesamt stieg das Entgelt der syrischen sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten von 57 Prozent im Jahr 2017 auf 70 Prozent im Jahr 2023, so die Bundesagentur für Arbeit.

Sozialleistungen

Im August 2024 haben insgesamt 518.000 syrische Staatsangehörige Leistungen nach dem SGB II erhalten, darunter 353.000 Syrerinnen und Syrer im erwerbsfähigen Alter und rund 165.000 Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren. Die SGB II-Quote lag damit bei 54,9 Prozent. Damit waren, gemessen an der Bevölkerung, etwas mehr als die Hälfte der syrischen Staatsangehörigen leistungsberechtigt. Die SGB II-Hilfequote im August 2024 lag bei 54,9 Prozent.

Zum Vergleich: 2023 lag die Quote ebenfalls bei 54,9 Prozent. 2018 bei deutlich über 80 Prozent.

Warum ist die Quote der Bezieher von Sozialleistungen unter den Syrern so hoch?

Die Quote bleibt trotz des Rückgangs auf einem sehr hohen Niveau. Das liegt unter anderem daran, dass syrischen Staatsangehörigen eingebürgert werden, wodurch die Bezugsgröße verkleinert wird. Hinzu kommt die weiterhin hohe Zuwanderung syrischer Schutzsuchender. Allein in den 12 Monaten zwischen August 2023 und Juli 2024 haben 93.000 syrische Staatsangehörige zum ersten Mal Leistungen nach dem SGB II bezogen.

Dennoch: Die Arbeitsmarktintegration von Syrerinnen und Syrern zeigt seit Mitte 2016 deutliche Fortschritte. Die Beschäftigungsquote ist stark gestiegen, die Arbeitslosenquote und die SGB II-Hilfequote hingegen sind sichtbar zurückgegangen.


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