"Sicherheit am Himmel": Wie kann die Ukraine Europa beim Aufbau des Drohnenwalls helfen?

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, Kyjiw biete Polen und allen unseren Partnern an, "einen gemeinsamen, wirklich zuverlässigen Schutzschild gegen russische Bedrohungen aus der Luft aufzubauen" und dabei auf die Erfahrungen der Ukraine auf dem Schlachtfeld zurückzugreifen, während die Staats- und Regierungschefs der EU in Dänemark über die europäische Verteidigung diskutierten.

Auf einem Sicherheitsforum in Warschau, das einen Tag vor den Gesprächen in Dänemark stattfand, sagte Selenskyj, dass das ukrainische Militär "alle Arten von russischen Drohnen und Raketen abwehren kann".

Russland hat seit dem Beginn seiner groß angelegten Invasion im Jahr 2022 eine Vielzahl von Drohnen gegen die Ukraine eingesetzt. Die Häufigkeit und Intensität dieser Luftangriffe hat zugenommen, so dass Moskau inzwischen Hunderte von Drohnen in einem einzigen Angriff abfeuert.

Anfang dieses Jahres erklärte Selenskyj, Moskau beabsichtige, die Zahl der Drohnenangriffe auf 1.000 pro Tag zu erhöhen. "Aber wir werden sie alle abfangen", sagte er.

Die Ukraine ist inzwischen in der Lage, rund 90 Prozent der ankommenden russischen Drohnen abzuschießen, selbst an Tagen, an denen es zu massiven Angriffen kommt, wie etwa am 7. September, als Moskau mit 810 Drohnen des Typs Shahed seinen bisher größten Angriff auf die Ukraine startete.

"Die Erfahrungen der Ukraine sind heute die wichtigsten in Europa, und gerade unser Fachwissen, unsere Spezialisten und unsere Technologien können zu einem Schlüsselelement der künftigen europäischen Drohnenmauer werden - einem groß angelegten Projekt, das die Sicherheit am Himmel gewährleisten wird", sagte Selenskyj am Dienstag, demselben Tag, an dem eine Gruppe des ukrainischen Militärs in Dänemark weilte, um ihr Fachwissen über die Abwehr von Drohnenangriffen weiterzugeben.

Übung zur Drohnenabwehr

"Unsere Gruppe von Spezialisten hat mit einer Mission in Dänemark begonnen, um die Erfahrungen der Ukraine in der Drohnenabwehr zu teilen", sagte Selenskyj in einem Beitrag auf X.

Der ukrainische Generalstab erklärte, dass das Training "Wings of Defence" ukrainische und dänische Streitkräfte zusammenbringt, um Gegenmaßnahmen gegen unbemannte Luftfahrzeuge zu üben.

Die Übung findet statt, nachdem eine Reihe von Drohnenangriffen die vorübergehende Schließung dänischer Flughäfen erzwungen hat, was zu Bedenken hinsichtlich der Sicherheit im dänischen Luftraum geführt hat.

Auch Polen hat sich an die Ukraine gewandt, nachdem russische Drohnen in den polnischen Luftraum eingedrungen waren.

Selenskyj sagte, die Ergebnisse der dänischen Mission würden als Grundlage für eine breitere Zusammenarbeit mit anderen europäischen Ländern bei der Drohnenabwehr dienen.

Die Waffenexporte der Ukraine

In seiner Rede vor der UN-Vollversammlung Anfang des Monats erklärte Selenskyj, die Ukraine werde mit dem Export von im Inland hergestellten Waffen beginnen und damit eine Beschränkung aufheben, die mit der Verhängung des Kriegsrechts zu Beginn des Krieges eingeführt wurde.

Selenskyj sagte, die Ukraine wolle ihren Partnern zeigen, dass ukrainische Waffen "zuverlässig und modern" seien.

"Man muss nicht bei Null anfangen, wir sind bereit, das weiterzugeben, was sich in der realen Verteidigung bereits bewährt hat", sagte er.

Die Ausfuhr ukrainischer Waffen ist seit Beginn der russischen Invasion stark eingeschränkt, und alles, was die Produktionsbänder verlässt, wird in den Krieg umgeleitet.

Die ukrainischen Waffenhersteller haben Selenskyj seit Monaten gebeten, die Beschränkungen für den Verkauf ihrer im Inland hergestellten militärischen Ausrüstung, insbesondere Drohnen, aufzuheben, um mehr Geld zu verdienen.

Wie viele Drohnen kann die Ukraine produzieren?

Die ukrainische Verteidigungsindustrie und insbesondere der Drohnensektor sind seit Beginn der großangelegten russischen Invasion regelrecht explodiert und stellen eine Verbesserung der früheren militärischen Ausrüstung aus der Sowjetzeit dar.

Jüngsten Berichten zufolge produziert die Ukraine inzwischen über 4 Millionen Drohnen pro Jahr, hat aber das Potenzial, diese Zahl bei ausreichender Finanzierung zu verdoppeln.

Derzeit sind in der Ukraine etwa 800 Waffenhersteller tätig, von denen mehr als 200 Drohnen produzieren.

In den meisten Fällen handelt es sich um anpassungsfähige und erschwingliche Systeme, die die moderne Kriegsführung neu gestaltet haben.

Im Mai wandten sich ukrainische Rüstungshersteller in einem öffentlichen Schreiben an Selenskyj und forderten ihn auf, die Ausfuhrbeschränkungen für im Inland hergestellte militärische Ausrüstung, insbesondere Drohnen, aufzuheben, um das Wachstum des Sektors zu fördern und ihn besser in die europäische Sicherheitsarchitektur zu integrieren.

"Es ist an der Zeit zu zeigen, dass die Ukraine in der Lage ist, nicht nur eine Partei zu sein, die internationale Unterstützung erhält, sondern auch ein vollwertiger Partner, der durch Zusammenarbeit, Technologie und eigene Erfahrung Sicherheit exportiert", heißt es in dem Schreiben.

Die europäischen Länder sind besonders an den ukrainischen Abfangdrohnen interessiert, die Geschwindigkeiten und Höhen größerer russischer Drohnen erreichen können und rund 4.200 Euro pro Drohne kosten. Sie sind mit einer Sprengladung ausgestattet, die in der Nähe eines Ziels detoniert.

Während des Eindringens russischer Drohnen in den polnischen Luftraum am 10. September setzten F-35-Kampfjets Berichten zufolge AIM-9X Sidewinder-Raketen ein, um die russischen Drohnen abzufangen.

Sidewinder-Raketen kosten rund 350.000 Euro pro Stück, während die russischen Gerbera-Drohnen weniger als 9.000 Euro kosten.

Welche Länder werden ukrainische Waffen kaufen?

In erster Linie werde die Ukraine mit dem Export von Verteidigungstechnologien beginnen und Produktionslinien für Waffen in Partnerländern eröffnen, erklärte Selenskyj.

"Das Konzept sieht drei neue Exportplattformen vor: eine für den Export und die Partnerschaft mit Amerika, eine weitere für die Europäer und eine dritte für globale Partner, die die Ukraine auf bestimmte Weise unterstützt haben. Es ist wichtig, dass sie auch uns unterstützen, damit wir sie unterstützen können", erklärte er.

Am 29. September reiste eine ukrainische Delegation in die USA, um an einem Treffen über die gemeinsame Produktion von Drohnen teilzunehmen, wie der staatliche Rundfunksender des Landes, Suspline, berichtete.

Kyjiw schwankt zwischen Vereinbarungen über den Kauf amerikanischer Waffen und dem Export von im eigenen Land hergestellten Drohnen.

Im Juli erklärte Selenskyj, er habe mit US-Präsident Donald Trump eine Vereinbarung über den Verkauf ukrainischer Drohnen an die USA getroffen, deren Wert auf 10 bis 30 Milliarden Dollar (8,5 bis 25 Milliarden Euro) geschätzt wird.

Außerdem unterzeichnete Kyjiw ein bedeutendes Abkommen mit dem US-Unternehmen Swift Beat über die Koproduktion von Hunderttausenden von Drohnen in diesem Jahr.