"Kein Mensch und kein Hund kann so leben": Mehr Hilfstransporte für Gaza

Dutzende Lastwagen mit Hilfslieferungen sind an diesem Sonntag über den Grenzübergang Kerem Shalom in den Gazastreifen gefahren. Laut der neuen Waffenstillstandsvereinbarung sollten wieder etwa 600 LKW pro Tag die Menschen in dem Küstengebiet erreichen.
Die Lastwagen, die weiterhin von den israelischen Streitkräften kontrolliert werden, bevor sie in den Gazastreifen einfahren dürfen, transportieren nach Angaben des Ägyptischen Roten Halbmonds vor allem medizinische Hilfsgüter, Zelte, Decken, Lebensmittel und Treibstoff.
"Zum Leben nicht geeignet - weder für Menschen noch für Hunde"
Zehntausende palästinensische Familien sind unterdessen nach Gaza-Stadt und in den Norden zurückgekehrt. Viele finden ihre Häuser nicht mehr, weil diese durch Israels Militäroffensive dem Erdboben gleichgemacht wurden.
Ahmed Nishasi, der in sein Viertel in Gaza-Stadt zurückkehrt ist beschreibt die Lage in drastischen Worten: "Das Gebiet ist nicht zum Leben geeignet, nicht für Menschen und nicht einmal für Hunde, die dort leben könnten. Es gibt kein Wasser, kein Abwasser und nicht einmal ein Stückchen Sand, auf dem man sich ausruhen könnte."
Nach Angaben des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina (UNRWA) wurden in den vergangenen zwei Jahren mindestens 1,9 Millionen Menschen im gesamten Gazastreifen vertrieben. Die sind etwa 90 % der Bevölkerung, viele von ihnen mussten mehrfach fliehen.
Einem Bericht des Satellitenzentrums der Vereinten Nationen zufolge wurden bis Ende September schätzungsweise 83 Prozent aller Gebäude in Gaza-Stadt zerstört oder beschädigt.
Im Juli waren im gesamten Gazastreifen rund 78 Prozent der Gebäude zerstört oder beschädigt worden, heißt es weiter.
Nach Angaben des Umweltprogramms der Vereinten Nationen müssen rund 61 Millionen Tonnen Schutt aus dem palästinensischen Gebiet geräumt werden, was dem Volumen von 25 Eiffeltürmen entspricht.
Hilfsgüter für die kommenden drei Monate
Ägypten schickt nach eigenen Angaben 400 Lastwagen mit Hilfsgütern, und die Vereinten Nationen haben rund 170.000 Tonnen Lebensmittel, Medikamente und andere humanitäre Hilfe bereitgestellt.
"Das sind genug Grundnahrungsmittel, um die gesamte Bevölkerung des Gazastreifens von mehr als zwei Millionen Menschen bis zu drei Monate lang mit Lebensmitteln zu versorgen", schrieb das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen in einer Erklärung.
Israels Blockade, die während des zweijährigen Krieges gegen den Gazastreifen verhängt wurde, hat eine schwere Hungerkrise im Gazastreifen ausgelöst. Wie ein von den Vereinten Nationen unterstütztes Gremium im August bestätigte, wurde aus gro des palästinensischen Gebiets eine Hungersnot gemeldet.
Mit der Behauptung, militante Hamas-Kämpfer würden Hilfsgüter stehlen, verschärfte Israel seine Militärblockade des Gazastreifens und setzte stattdessen die umstrittene Gaza Humanitarian Foundation (GHF) ein, eine von den USA unterstützte Organisation, die mit der Verteilung der Hilfsgüter beauftragt wurde.
Das Schicksal der GHF ist nach wie vor unklar. Mehrere Palästinenser berichteten jedoch am Sonntag, dass die von der Gruppe betriebenen Lebensmittelverteilungsstellen in Rafah und im Zentrum des Gazastreifens abgebaut wurden.
Die Weltbank schätzt, dass für den Wiederaufbau des Gazastreifens mehr als 50 Milliarden Dollar (43 Milliarden Euro) benötigt werden.
Trump besucht Israel, bevor er an einem Friedensgipfel in Ägypten teilnimmt
In der Zwischenzeit werden am Montag regionale und internationale Staats- und Regierungschefs in Ägypten zu einem Friedensgipfel zusammenkommen.
Das Treffen, das im Badeort Scharm El-Scheich am Roten Meer stattfinden soll, ist auch eine formelle "Unterzeichnungszeremonie" für den Friedensplan. Viele hoffen, dass der Gipfel mehr Klarheit über das Abkommen bringt, insbesondere in Bezug auf Sicherheit, Regierungsführung und Wiederaufbau nach dem Konflikt.
Der französische Präsident Emmanuel Macron, der britische Premierminister Keir Starmer, der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz, die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und US-Präsident Donald Trump nehmen an dem Gipfel teil.
Auch der Präsident des Europäischen Rates, Antonio Costa, hat seine Teilnahme bestätigt.
Vor seiner Reise nach Ägypten wird Trump voraussichtlich am Montagmorgen in Israel eintreffen. Laut einer Erklärung des Weißen Hauses wird der US-Präsident mit den Familien der Geiseln zusammentreffen und eine Rede in der Knesset, dem israelischen Parlament, halten.
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