Neue ukrainische "Sea Baby"-Drohne kann überall im Schwarzen Meer zuschlagen
Der ukrainische Staatssicherheitsdienst hat eine verbesserte Seedrohne vorgestellt. Die neue Drohne mit dem Namen "Sea Baby" kann nun überall im Schwarzen Meer operieren, schwerere Waffen tragen und künstliche Intelligenz (KI) für eine präzisere Zielerfassung nutzen.
Die Ukraine hat unbemannte Seedrohnen bereits zuvor eingesetzt, um Russlands Schiffe im Schwarzen Meer und Infrastruktur wie die Kertsch-Brücke anzugreifen.
Laut dem ukrainischen Sicherheitsdienst (SBU) haben schon vorherige Seedrohnen-Angriffe die russische Marine gezwungen, ihre Strategie zu verändern.
Die Reichweite des "Sea Baby" wurde laut SBU von 1.000 auf 1.500 Kilometer erhöht, und sie kann eine Last bis zu 2.000 Kilogramm transportieren.
Bei einer Vorführung, an der die Medien teilnahmen, wurden unter anderem Schiffe mit einem Mehrfachraketenwerfer und ein weiteres mit einem stabilisierten Maschinengewehrturm gezeigt.
Die Behörden baten darum, die Zeit und den Ort der Vorführung der Seedrohne aus Sicherheitsgründen geheim zu halten.
Brigadegeneral Iwan Lukaschewytsch vom SBU sagte, dass die neuen Drohnen über KI-gestützte Freund-Feind-Zielsysteme verfügen. Kleine Angriffsdrohnen sowie mehrschichtige Selbstzerstörungssysteme können auch dazu eingesetzt werden, um eine Übernahme durch den Gegner zu verhindern.
Neue Art der Seekriegsführung
Nach Angaben des SBU wurden Drohnenangriffe erfolgreich gegen 11 russische Schiffe, darunter Fregatten und Raketenträger, eingesetzt. Dadurch wurde Russlands Marine gezwungen, den Hauptstützpunkt der Schwarzmeerflotte von Sewastopol auf der Krim nach Noworossijsk an der russischen Schwarzmeerküste zu verlegen.
"Der SBU war der erste in der Welt, der diese neue Art der Seekriegsführung eingeführt hat - und wir entwickeln die Drohnentechnik weiter", sagte Lukaschewytsch und erklärte, dass sich die "Sea Baby" von einer Einwegwaffe zu einer wiederverwendbaren Mehrzweckplattform entwickelt hat, die die Offensivmöglichkeiten der Ukraine erweitert.
Die Drohnen werden von einem mobilen Kontrollzentrum in einem LKW aus ferngesteuert. Die Piloten der Drohnen haben dafür mehrere Bildschirme und Bedienelemente.
"Der Zusammenhalt der Besatzungsmitglieder ist wahrscheinlich das Wichtigste. Daran arbeiten wir ständig", sagte ein Drohnenpilot, der gemäß dem ukrainischen Militärprotokoll nur als "Scout" angesprochen wurde.
Russlands Marine zurückdrängen
Der SBU erklärte auch, dass Seedrohnen dabei geholfen haben, aufsehenerregende Attacken durchzuführen, darunter wiederholte Angriffe auf die Krim-Brücke. Zuletzt kamen ihre Unterwasserstützen unter Beschuss, um sie für schwere Militärtransporte unbrauchbar zu machen.
Die Brücke von Kertsch ist ein wichtiger Teil der russischen Infrastruktur, die Moskau nach der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim im Jahr 2014 illegal errichtet hat.
Das Sea-Baby-Programm wird teilweise durch öffentliche Spenden über eine staatliche Initiative finanziert. Es wird mit der militärischen und politischen Führung der Ukraine abgestimmt.
Die Entwicklung von Einweg-Drohnen zu wiederverwendbaren, vernetzten Drohnen stellt einen wichtigen Fortschritt in der asymmetrischen Seekriegsführung dar, sagte Lukaschewytsch.
"Auf diesem neuen Produkt haben wir eine Raketenbewaffnung installiert, die es uns ermöglicht, aus großer Entfernung außerhalb der Angriffsreichweite des feindlichen Feuers zu arbeiten. Wir können solche Plattformen nutzen, um schwere Waffen zu transportieren", sagte er.
"Hier können wir den Ukrainern zeigen, wie man das Geld, das sie uns gespendet haben, am effektivsten einsetzt."
Steht "Sea Baby"-Drohne bald zum Verkauf?
Es wird erwartet, dass die aufgerüstete "Sea Baby"-Drohne Teil eines Waffenpakets sein wird, das die Ukraine bald an internationale Partner verkaufen könnte.
Auf der UN-Vollversammlung im September kündigte Präsident Wolodymyr Selenskyj an, dass die Ukraine im Inland hergestellte Waffen international exportieren will. Bisher gab es wegen des Kriegsrechts ein weitgehendes Verbot von Waffenexporten.
Die Ausfuhr ukrainischer Waffen ist seit Beginn des russischen Angriffskriegs stark eingeschränkt, da alles, was die Produktionsbänder verlässt, für den Krieg verwendet wird.
Die ukrainischen Waffenhersteller haben Selenskyj jedoch seit Monaten aufgefordert, die Beschränkungen für den Verkauf ihrer militärischen Ausrüstung, insbesondere von Drohnen, aufzuheben, um so mehr Geld zu verdienen.
Die Ukraine hat inzwischen vorläufige Vorschläge für den "kontrollierten Export" von Waffen, insbesondere von Seedrohnen, ausgearbeitet, sagte Selenskyj kürzlich.
"Die Sicherheit der Seewege ist ein integraler Bestandteil der allgemeinen Sicherheit und viele Nationen sind davon abhängig. Die Ukraine bietet allen ihren zuverlässigen Partnern unsere Entwicklungen an, die uns im Schwarzen Meer geholfen haben. Wir zählen auf starke Verträge", erklärte der Staatschef.
Die Kyjiwer Drohnenflotte wurde in den letzten Jahren ausgebaut, und die ukrainischen Seedrohnen haben sich als wirksam erwiesen, da sie den russischen Militäreinrichtungen und Schiffen im Schwarzen Meer schwere Verluste zufügten, wie z. B. die Magura-V5-Drohnen, die gegen die russische Flotte eingesetzt wurden.
In der Ukraine sind derzeit etwa 800 Waffenhersteller tätig, von denen mehr als 200 Drohnen herstellen.
In den meisten Fällen handelt es sich um anpassungsfähige und erschwingliche Systeme, die die moderne Kriegsführung neu gestaltet haben. Und was vielleicht noch wichtiger ist: die ukrainische Militärausrüstung hat den Vorteil, dass sie auf dem Schlachtfeld erprobt wurde.
Die Kornkammer Europas
Das Schwarze Meer ist für die Ukraine ein wichtiger Wasserweg und Transitweg für den Export ihres Getreides zu Handelspartnern in aller Welt.
Vor der russischen Invasion im Jahr 2022 exportierte die Ukraine, die als Kornkammer Europas bekannt ist, jeden Monat rund 6 Millionen Tonnen Getreide über ihre Schwarzmeerhäfen.
Als Russland einmarschierte, blockierte es die Schwarzmeerhäfen und die Getreideexporte brachen ein, was eine weltweite Krise der Ernährungssicherheit auslöste.
Doch im Juli 2022 wurden die Getreidelieferungen im Rahmen der Schwarzmeer-Getreide-Initiative, einer von den Vereinten Nationen und der Türkei vermittelten Vereinbarung, wieder aufgenommen.
Dieser Erfolg war jedoch nur von kurzer Dauer, da Russland ein Jahr später aus dem Pakt ausstieg und behauptete, die Bestimmungen des Abkommens, die seine eigenen Getreide- und Düngemittelausfuhren betrafen, seien nicht eingehalten worden.
Seitdem exportiert die Ukraine weiterhin Getreide über ihren eigenen, im Juli 2023 eingerichteten Seekorridor.
Dieser führt durch die Hoheitsgewässer der Türkei, Bulgariens und Rumäniens, doch die Schäden an der Hafeninfrastruktur infolge der anhaltenden Angriffe in der Schwarzmeerregion haben Zweifel daran aufkommen lassen, wie effektiv die Ukraine ihr Getreide transportieren kann.
Russland hat wiederholt bestritten, Angriffe auf zivile Infrastrukturen in der Ukraine durchgeführt zu haben.
Today