"Verrat": Europäische Fußballspiele im Ausland? Das geht für EU-Sport-Kommissar gar nicht

Der europäische Fußball steht vor einer historischen Veränderung, die in Brüssel heftig kritisiert wird.
Die spanische La Liga und die italienische Serie A bereiten sich darauf vor, ihre ersten nationalen Ligaspiele außerhalb Europas auszutragen. Doch EU-Sportkommissar Glenn Micallef aus Malta erklärt, als "lebenslanger Fußballfan" sei er "zutiefst enttäuscht" über diese Entwicklung.
"Für mich ist es klar: Europäische Wettbewerbe müssen in Europa ausgetragen werden. Der europäische Fußball muss in Europa bleiben", schrieb der 36-jährige Micallef auf X.
Wichtige Bindung zwischen Vereinen und Fans
"Als Kommissar und lebenslanger Fußballfan bin ich der Meinung, dass Vereine ihren Erfolg vor allem ihren treuen Fans und lokalen Gemeinschaften zu verdanken haben. Dies ist der erste große Stresstest für die Governance seit der Super League. Starke, gemeindebasierte Vereine sind das Herzstück des europäischen Sportmodells. Wettbewerbe ins Ausland zu verlegen, ist keine Innovation, sondern Verrat."
Seine Kommentare folgten auf ein Treffen mit Ronan Evain, dem Geschäftsführer von FansEurope, einer Fanvereinigung, zu der mehr als 50 UEFA-Mitgliedsländer gehören. Die Gruppe spricht sich seit langem gegen den Export von Ligaspielen ins Ausland aus, da dies die Bindung zwischen den Vereinen und ihren Fans untergräbt.
Barca gegen Villareal in Miami
Der spanische Fußballverband hat bereits Pläne für den 17. Spieltag der La Liga, Barcelona gegen Villarreal, genehmigt. Das Match soll am 20. Dezember im Hard Rock Stadium in Miami stattfinden.
Unterdessen unterstützt der italienische Verband den Antrag der Serie A, AC Mailand gegen Como im Februar 2026 in Perth in Australien auszutragen. Das San-Siro-Stadion des AC Mailand steht dann wegen der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele in Mailand-Cortina nicht zur Verfügung.
Beide Auslandsspiele müssen noch von den zuständigen Gremien wie UEFA und FIFA endgültig genehmigt werden. Sollte die Erlaubnis erteilt werden, wären dies die ersten regulären Saisonspiele der großen europäischen Ligen, die außerhalb des Kontinents ausgetragen werden - ein möglicher Präzedenzfall für künftige Spielverlegungen.
Micallef warnte davor, dass die Situation zum "ersten großen Stresstest für die Governance seit der Super League" werden könnte, und betonte, dass starke, gemeinschaftsorientierte Vereine für das europäische Sportmodell von zentraler Bedeutung sind.
US-Sport als Vorbild?
Die Debatte spiegelt den Trend im amerikanischen Sport wider, wo die Austragung von Spielen im Ausland inzwischen Routine ist.
Am aggressivsten geht die amerikanische Football-Liga NFL vor. Sie hat seit 2007 insgesamt 55 Spiele der regulären Saison international organisiert. So traten im November 2024 in der Allianz Arena in München die Carolina Panthers gegen die New York Giants an. Allein im Jahr 2025 gibt es sieben weitere Auslandsspiele.
Die US-Baseball-Liga MLB und die US-Basketball-Liga NBA haben ebenfalls mit internationalen Spielen experimentiert, wenn auch weniger konsequent.
Ob der europäische Fußball den gleichen Weg einschlägt, ist ungewiss. Der Widerstand von Fans und Politik deutet jedoch darauf hin, dass der Kampf erst am Anfang steht.
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