Hat Frankreich seinen Giftmüll nach Moldau geschickt?

Die pro-europäische Partei PAS "Aktion und Solidarität" unter der Führung von Maia Sandu hat zwar die Parlamentswahlen in Moldau gewonnen, doch die Flut von Desinformation, die mit russischer Unterstützung in den sozialen Medien während der Wahlperiode aufgetaucht sind, hält an.
Eine Behauptung, die sich am 24. September - nur wenige Tage vor der Wahl am Sonntag, den 28. September - in den sozialen Medien verbreitete, lautet, Frankreich habe sich bereit erklärt, Moldau für die Entsorgung seines Giftmülls zu bezahlen.
Die Behauptungen wurden auf X verbreitet, als Video im Stil eines TV-Nachrichtenberichts mit einer anscheinend KI-generierten, künstlichen Stimme, die vermeldet, Moldau habe sich bereit erklärt, französische Abfälle des staatlichen Unternehmens Mines de Potasse d'Alsace - früher bekannt als StocaMine - aufzunehmen.
Einige der Konten, die die gefälschte Geschichte verbreiten, geben pro-russische Propagandanachrichten wieder, während viele Beiträge die gleiche Überschrift tragen.
"Am Vorabend der Wahlen trifft Sandu ihre bisher schlimmste Entscheidung: Sie importiert Frankreichs Giftmüll aus dem StocaMine-Bergwerk, der den gesamten Dnjestr, die Hauptwasserquelle der Moldauer, vergiften kann", heißt es in der Überschrift.
Ein Beitrag, der mit dieser falschen Behauptung hausieren ging, wurde sogar 1,9 Millionen Mal aufgerufen.
Falsche Dokumente
Obwohl in StocaMine, einem stillgelegten Bergwerk in der französischen Region Elsass, rund 42.000 Tonnen Abfälle gelagert sind, gibt es entgegen der in den sozialen Medien kursierenden Falschmeldung keine Pläne, diese Abfälle irgendwohin zu transportieren.
In Wirklichkeit haben die französischen Behörden angeordnet, dass die Abfälle dieses Standorts versiegelt und mit Beton bedeckt werden sollen, um jegliches Austreten zu verhindern.
Im Gespräch mit dem Verifizierungsteam von Euronews verwies die Leitung des Standorts auf ein Dekret der französischen Behörden vom September 2023, mit dem die Genehmigung zur unterirdischen Lagerung dieser Abfälle für einen "unbegrenzten Zeitraum" verlängert wurde.
Der Fake-News-Bericht behauptet, dass die Republik Moldau und Frankreich nur wenige Tage nach der Reise des französischen Präsidenten Emmanuel Macron nach Chișinău im August ein Abkommen über diese angebliche Abfallverlagerung unterzeichnet hätten.
Als Beweis schwenkt das Video kurz über ein Dokument, das als dieses angebliche Abkommen vom 30. August 2025 dargestellt wird.
Der untere Teil des Dokuments ist jedoch abgeschnitten, und während der obere Teil lesbar ist, wird Moldau nicht erwähnt.
Die Leitung der französischen Mülldeponie bestätigte EuroVerify, dass das im Video gezeigte Dokument eine gefälschte Version eines echten Dokuments aus dem Jahr 2016 ist, in dem Moldau nicht erwähnt wird.
Kontroversen um die französische Abfallwirtschaft
Gegen die Entscheidung, giftige Abfälle auf dem Gelände von StocaMine zu vergraben, wurden wiederholt rechtliche Schritte eingeleitet.
Wissenschaftler und Umweltschützer haben davor gewarnt, dass die Abfälle des Standorts in den Oberrhein versickern und diesen verseuchen könnten. Der Fluss an der deutsch-französischen Grenze ist für Europa von großer Bedeutung.
In dem gefälschten Bericht werden diese Umweltsorgen verfälscht, indem behauptet wird, dass die französischen Abfälle an einen Standort in der Nähe des Dnjestr, einer der wichtigsten Wasserquellen der Republik Moldau, verlagert werden sollen, wodurch wiederum die Gefahr einer Verseuchung der örtlichen Wasserversorgung bestehe.
Der Sprecher im Video behauptet, dass Sandus angeblicher Plan die Gesundheit der Moldauer bedrohe, da er die natürlichen Ressourcen gegen schnelles Geld ausspiele.
Der Bericht zeigt auch einen Ausschnitt aus einem Interview mit dem Schweizer Geologen Marcos Buser, der laut dem Sprecher im Video der Meinung sei, dass "die Entscheidung Moldaus, Giftmüll zu akzeptieren, archaisch und gefährlich ist".
Das Interview wurde jedoch aus einem Interview entnommen, das Buser dem Fernsehsender France 24 gegeben hat. Damit soll der Anschein erweckt werden, dass er über Moldau spricht.
Am Ende des Videos wird das Logo eines angeblichen Magazins namens "GB Reporter" eingeblendet, in dem die Geschichte über die Abfallverbringung veröffentlicht und einer Reporterin namens Amelia Hill zugeschrieben wird.
In Wirklichkeit ist Hill eine Journalistin der britischen Zeitung The Guardian und hat die Geschichte nicht geschrieben.
Der Fall ihrer gestohlenen Identität fügt sich in eine umfassendere russische Propagandastrategie ein, bei der das Konterfei und der Name von immer mehr westlichen Journalisten in betrügerischer Absicht zu Desinformationsartikeln hinzugefügt werden, um Legitimität vorzutäuschen.
Die Website von The GB Reporter scheint authentische Inhalte von The Guardian zu verändern und sie den Reportern des Blattes zuzuschreiben, während gefälschte Nachrichten eingefügt werden.
Today