Europas Weinindustrie setzt auf alkoholfreie Weine zur Trendwende
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Der Genuss von Wein ist Teil der europäischen Kulturgeschichte, aber es ist in Mode gekommen, weniger zu trinken, insbesondere bei den jüngeren Generationen.
Genau deshalb ermutigt eine Expertengruppe die europäische Weinindustrie, den wachsenden Markt für alkoholarme und alkoholfreie Weine zu nutzen. Das könnte der Schlüssel sein, um den negativen wirtschaftlichen Trend zu stoppen.
Auf die EU-Bürger entfällt etwa die Hälfte des weltweiten Weinkonsums – im Jahr 2023 107 Millionen Hektoliter. Aber dieser Verbrauch ist seit vielen Jahren rückläufig.
Zwischen 2010 und 2020 ist der Verbrauch in der EU um fast ein Viertel gesunken. Dieser Rückgang wird sich voraussichtlich fortsetzen, wenn auch langsamer.
Die Gründe für diesen Rückgang sind nach Ansicht von Experten gesundheitliche Bedenken und ein verändertes Trinkverhalten. Von daher kam die Idee, den Verbrauchern alkoholarme oder alkoholfreie Optionen anzubieten.
Letztes Jahr hat die EU-Kommission eine Reflexionsgruppe eingesetzt, um die Situation der Weinindustrie zu untersuchen.
Der Grund dafür war, „die aktuellen Herausforderungen des Weinsektors anzusprechen, wie extreme Wetterbedingungen, die Anpassung an ein sich veränderndes Klima und eine sich verändernde Umwelt, aber auch Veränderungen im Verbrauchergeschmack“, wie Gerardo Fortuna, ein Euronews-Reporter, der über die Branche berichtet, erklärt.
Wegen der gegenwärtigen schwierigen Lage im internationalen Handel ist der Weinexport ebenso rückläufig wie der inländische Verbrauch, so Fortuna.
Deshalb hat die Reflexionsgruppe der Branche empfohlen, das Segment der alkoholarmen oder alkoholfreien Weine zu erkunden, die immer beliebter werden.
Das Marktpotenzial für europäische Erzeuger wächst, denn der Weltmarkt für alkoholfreien Wein wird von heute knapp 8 Mrd. Euro bis Ende 2031 auf wohl 14 Mrd. Euro anwachsen.
Das entspricht jährlichen Wachstumsraten von mehr als 10 %. Die größten Märkte sind die USA, Kanada, Australien und Indien.
Es scheint, dass sich die stolzen EU-Weinerzeuger endlich mit der Idee des alkoholfreien Weins anfreunden. Das ist eine erhebliche Veränderung im Vergleich zu vor ein paar Jahren.
Dennoch ist es für die europäischen Weinerzeuger eine Herausforderung, die traditionellen Weininteressen mit den neuen Möglichkeiten in Einklang zu bringen, sagt Eric Sargiacomo, stellvertretender Vorsitzender des Landwirtschaftsausschusses im Europäischen Parlament.
Aber die Industrie ist gut aufgestellt, um das zu einem Erfolg zu machen, sagt er.
Es ist immer schwierig, lang gehegte Traditionen aufzugeben und sich auf Veränderungen einzulassen, aber alkoholfreier Wein kann eine geschmackvolle und gesunde Alternative für alle sein, die Getränke ohne Alkohol genießen wollen.
Und wenn die europäischen Winzer voll mitziehen, könnte das in den kommenden Jahren auch eine große Geschäftsmöglichkeit sein.
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