"Entschlossen und resolut": Das sagt der ehemalige EU-Chef Barroso zu Merz
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Der ehemalige Präsident der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso, hat großes Vertrauen in Friedrich Merz, den voraussichtlichen nächsten deutschen Bundeskanzler. Ern nannte ihn eine "entschlossene" Führungspersönlichkeit, die den wirtschaftlichen und verteidigungspolitischen Bedürfnissen des Landes Vorrang einräumen wird.
In einem kürzlich geführten Interview mit Euronews lobte Barroso Merz' Verständnis für die aktuellen Herausforderungen Deutschlands und sein Potenzial, nicht nur für Deutschland, sondern auch für den europäischen Kontinent eine entscheidende Führungsrolle zu übernehmen.
Prioritäten Deutschlands: Wirtschaft und Verteidigung
"Ich denke, er wird deutlich machen, dass die Prioritäten für Deutschland die Wirtschaft und die Verteidigung sind, was für mich offensichtlich ist. Darauf sollten sich die Politiker in Deutschland konzentrieren", erklärte Barroso. Er hob weiter hervor, dass Merz das Potenzial habe, Deutschland und Europa zu größerer Einheit zu führen, insbesondere in einer Zeit, in der Führung am meisten gebraucht werde.
Merz, der Vorsitzende der Christlich-Demokratischen Union (CDU) Deutschlands, hat bereits drei Schlüsselthemen genannt, die er in den anstehenden Koalitionsverhandlungen angehen will: die Eindämmung der Migration, die Stärkung der Wirtschaft und die Gestaltung der europäischen Außen- und Sicherheitspolitik.
Mit Blick auf die wirtschaftliche Wiederbelebung hat Merz die Bedeutung des Erhalts der industriellen Basis Deutschlands hervorgehoben. Er hofft, dass sein Koalitionspartner, die Sozialdemokraten (SPD) unter der Führung des amtierenden Bundeskanzlers Olaf Scholz, diese Ansicht teilt.
"Wir müssen die industriellen Arbeitsplätze in Deutschland erhalten", betonte Merz, der die bedeutende Rolle dieses Sektors für die Wirtschaftskraft des Landes anerkennt.
In einem breiteren europäischen Kontext steht Merz vor der Herausforderung, einen Kontinent zu vereinen, in dem viele Staats- und Regierungschefs mit innenpolitischen Problemen befasst sind.
Dennoch steht für Merz viel auf dem Spiel, wenn es darum geht, die Kluft zu überbrücken und eine Führungsrolle in einer Zeit zu übernehmen, in der die jüngsten Veränderungen in der US-Politik das transatlantische Bündnis belastet haben.
Seine Führungsrolle wird als entscheidend angesehen, um das Führungsvakuum innerhalb der Europäischen Union zu füllen, insbesondere angesichts der globalen Herausforderungen, denen sich die europäischen Nationen stellen müssen.
Als Teil seiner Strategie hat Merz die Bedeutung der europäischen Einheit hervorgehoben, insbesondere in Fragen der künftigen Rolle der NATO und der Verteidigungsausgaben.
Der für Ende Juni geplante NATO-Gipfel in Den Haag wird für Merz und die europäischen Staats- und Regierungschefs ein entscheidender Moment sein, um gemeinsam wichtige Entscheidungen über die transatlantischen Beziehungen und die europäischen Verteidigungsverpflichtungen zu treffen.
Merz verspricht weniger Abhängigkeit von den USA
"Wir werden Ende Juni einen NATO-Gipfel in Den Haag haben. Spätestens dann muss klar sein, wie sich die transatlantischen Beziehungen entwickeln werden. Und spätestens dann muss auch klar sein, welchen Beitrag Europa zur Verteidigung innerhalb der NATO zu leisten bereit ist", so Merz.
Eines der bemerkenswertesten Versprechen von Merz ist die Verringerung der Abhängigkeit Europas von den USA, ein Ziel, das von Barroso gelobt wurde, der Merz' Haltung als "außergewöhnlich" bezeichnete.
Merz vertritt eine pro-amerikanischer Haltung. Er hat einen großen Teil seiner Karriere mit US-Unternehmen zusammengearbeitet und deutlich gemacht, dass Europa eine stärkere Führungsrolle übernehmen muss, insbesondere angesichts der jüngsten internationalen Entwicklungen.
"Friedrich Merz ist ein 'Atlantiker', er ist ein Pro-Amerikaner. In der Tat hat er in seinem Berufsleben auch mit amerikanischen Unternehmen zusammengearbeitet", erklärte Barroso. "Er hat also keine Vorurteile gegenüber den USA", so Barroso weiter. "Im Gegenteil, angesichts der jüngsten Entwicklungen ist er der Meinung, dass es wichtig sei, auf europäischer Ebene Führungsstärke zu zeigen, und das ist es, was Europa meiner Meinung nach jetzt braucht."
Während Merz die Hoffnung nicht aufgibt, dass die USA die europäische Stabilität weiterhin als integralen Bestandteil ihrer eigenen Interessen betrachten, warnte er auch vor der inakzeptablen Vorstellung, dass die USA Deals mit Russland eingehen, ohne die europäischen Verbündeten zu konsultieren.
"Es ist inakzeptabel, wenn die Amerikaner über die Köpfe der Europäer, über die Köpfe der Ukraine hinweg mit Russland verhandeln", sagte Merz und betonte, dass er sich dafür einsetzen werde, dass Europa in kritischen geopolitischen Diskussionen einen Platz am Tisch habe.
Während sich Merz auf seine mögliche Schlüsselrolle an der Spitze Deutschlands vorbereitet, werden alle Augen auf seine Fähigkeit gerichtet sein, die innenpolitischen Herausforderungen zu meistern und gleichzeitig eine geeinte, starke europäische Front auf der Weltbühne zu fördern.
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