Willkommen in Deutschland? Geflüchtete haben zunehmend Sorge vor Fremdenfeindlichkeit

Immer weniger Geflüchtete fühlen sich in Deutschland offenbar willkommen. Gleichzeitig berichten die Betroffenen über mehr Sorgen vor Fremdenhass. Besonders auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt fühlten sich viele diskriminiert, wie eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigt.
"Wahrgenommene Diskriminierung ist für Geflüchtete kein Einzelfall – besonders bei der Wohnungssuche. Das gefährdet nicht nur ihre Integration, sondern auch das gesellschaftliche Miteinander", so Studienautorin Ellen Heidinger.
Willkommensgefühl unter Geflüchteten seit 2018 rückläufig
Rund ein Drittel der Gelfüchteten, die zwischen 2013 und 2019 in Deutschland angekommen sind, berichten von Benachteiligung bei der Wohnungssuche. 18 Prozent der Geflüchteten fühlen sich auch bei der Arbeitssuche, 14 Prozent am Arbeitsplatz diskriminiert.
Insbesondere Geflüchtete, die im Osten Deutschlands leben, berichten häufiger von Diskriminierung als jene in Westdeutschland. Die Ursachen wurden in der Studie nicht weiter untersucht, jedoch liegt es laut den Autoren nahe, dass die angespannte Wirtschaftssituation im Osten den regionalen Unterschied teilweise bedingt. Auch sei es möglich, dass Diskriminierung gegenüber Geflüchteten in Ostdeutschland ausgeprägter ist.
Die Beratungsanfragen an die Antidiskriminierungsstelle des Bundes haben im vergangenen Jahr mit 11.405 ein Rekordhoch erreicht. Der Anteil rassistischer oder ethnischer Diskriminierungsfälle liegt bei 43 Prozent, wie der Jahresbericht der Behörde aufzeigt. Verglichen mit 2019 hat sich die Zahl demnach mehr als verdreifacht. Andere Arten der Diskriminierungen beziehen sich etwa auf Behinderungen, Geschlecht, Alter, Religion und die Sexuelle Identität.
Darüber hinaus gehen die Experten von einer hohen Dunkelziffer aus. Viele der Betroffenen wenden sich aufgrund mangelnden Vertrauens oder Unkenntnis nicht an öffentliche Stellen.
Eine Umfrage von Statista zur Verbreitung von manifester Ausländerfeindlichkeit in Deutschland zeigt auf, dass der Anteil mit 21,8 Prozent im 2024 auf dem höchsten Stand seit sieben Jahren ist. Die Einstellung wurde anhand der Zustimmung oder Ablehnung von als ausländerfeindlich eingestuften Aussagen durchgeführt.
98 Prozent beabsichtigen Einbürgerung
Dennoch ist die Bereitschaft zur Einbürgerung hoch: 98 Prozent der zwischen 2013 und 2019 nach Deutschland Geflüchteten beabsichtigen, auch langfristig zu bleiben. Die Zahl der Anträge hat sich binnen drei Jahren vedreifacht.
So wurde zwar die Aufenthaltszeit für Einbürgerungen in einer Reform des Staatsangehörigkeitsrechts 2024 verkürzt, doch die Anforderungen an die wirtschaftliche Selbstständigkeit wurden erhöht. Das DIW warnt: "die Reform droht gerade jene auszuschließen, die am meisten davon profitieren würden. Das verschenkt wertvolle Integrationschancen", stellt Studienautor Jörg Hartmann fest.
Insbesondere Alleinerziehende und Geringqualifizierte werden beim Einbürgerungsprozess ausgebremst. Die Bilanz ist auch für Studienautorin Sabine Zinn gemischt. Unterschiede bestehen je nach Geschlecht, Bildungsstand und Region.
"Nach zehn Jahren sind die meisten männlichen Geflüchteten im Arbeitsmarkt angekommen. Doch gerade geflüchtete Frauen sind deutlich seltener erwerbstätig", erklärt auch Studienautorin Sabine Zinn. Es "bestehen weiterhin strukturelle Hürden, die Teilhabe erschweren. Diese liegen vor allem in fehlender zielgerichteter Bildung und Arbeitsmarktintegration", macht Zinn deutlich.
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